Sergio Sasaki will mit dem MTV Stuttgart deutscher Meister werden. Foto: Getty Images Europe

An diesem Samstag können die Turner des MTV Stuttgart Geschichte schreiben. Bisher ist es noch keinem Club in der Deutschen Turnliga gelungen, sowohl mit dem Männerteam als auch mit den Frauen deutscher Meister zu werden. In Karlsruhe will der MTV Premiere feiern, und die Chancen dafür stehen gut.

Stuttgart - Waleri Belenki drückte aufs Tempo. Der Trainer des MTV Stuttgart war vor dem Finale der Deutschen Turnliga in Karlsruhe an diesem Samstag in Zugzwang geraten – und er löste das Problem, indem er sein Netzwerk anzapfte. Denn der US-Amerikaner Donnell Whittenburg, der mitverantwortlich für die starke Saison des MTV samt des Einzugs ins DTL-Finale war, steht ihm am Samstag nicht mehr zur Verfügung.

Ersatz musste her für die Mannschaft, also erinnerte sich Belenki an einen jungen Mann, den er schon länger auf seinem Radar hatte. Belenki kontaktierte Sergio Sasaki (24) – und es gelang dem Trainer, den Brasilianer fürs DTL-Finale zu verpflichten. Sasaki wurde bei der Weltmeisterschaft im chinesischen Nanning Siebter im Mehrkampf, nun soll er den MTV zur deutschen Meisterschaft führen. „Er ist ein sehr guter Mehrkämpfer“, sagt Waleri Belenki, „ich erhoffe mir einiges von ihm.“

Ob Sasaki auch in der nächsten Saison für den MTV starten wird, ist offen. „Das werden wir versuchen“, sagt Belenki, „aber das ist nicht so einfach – denn das entschiedet nie der Athlet selbst, sondern vor allem auch der jeweilige Nationaltrainer.“

Alles ist bei den Topturnern auf Großereignisse wie Weltmeisterschaften, Olympische Spiele oder Weltcups ausgerichtet – weshalb es auf Vereinsebene normal ist, dass ein Ausnahmeturner wie Donnell Whittenburg das DTL-Finale verpasst. Auch der Athlet des MTV richtet seinen Urlaub nach den Großereignissen aus. Das wissen die Vereine, das wissen die Athleten – weshalb es kurzfristig vor den Wettkämpfen zu Personalwechseln innerhalb der Teams kommen kann. Nun ist die der Plan des MTV klar: Mit Sasaki soll der Titel her.

Gegner in Karlsruhe ist die KTV Straubenhardt. „Wir haben gute Chancen“, sagt Belenki, „wir haben eine Mannschaft, die immer von sich überzeugt war.“ Hoffnung macht dem Coach auch die aufsteigende Form von Spitzenturner Sebastian Krimmer, der Teile der Saison aufgrund von Zysten in beiden Schultern verpasste. Krimmer ist nun wieder auf dem Vormarsch, er wird in Karlsruhe ein abgespecktes Programm turnen. „Ich sehe ihn bei ungefähr 70 Prozent seines Leistungsvermögens“, sagt Belenki, „wir brauchen einen starken Sebastian, um den Titel zu holen.“

Der aktuelle Erfolg des MTV Stuttgart ist umso höher zu bewerten, da Topstar Marcel Nguyen aufgrund eines Kreuzbandrisses nach wie vor ausfällt. Dabei sorgte der MTV bereits vor der Saison dafür, dass der Kader in der Breite besser aufgestellt ist – und bekam nach den Verletzungen von Krimmer und Nguyen den Lohn für die weitsichtige Planung. Die Ausfälle von Nguyen und Krimmer jedenfalls wurden vom Rest der Mannschaft fast schon perfekt aufgefangen.

Große Verletzungssorgen hatten die Frauen des MTV in dieser Saison nicht, weshalb es keine große Überraschung war, dass das Team um die Spitzenturnerinnen Kim Bui und Lisa-Katharina Hill nun wieder im Endkampf um die deutsche Meisterschaft steht. Die Titelverteidigung soll her – und Kim Bui ist zuversichtlich, dass das klappt. „Wir gehen da rein und wollen unser Ding machen“, sagt sie, „wir haben auch in dieser Saison schon gezeigt, was für ein Potenzial in uns steckt.“

Wie beim Männerteam ist auch bei den Frauen des MTV die Geschlossenheit der größte Trumpf. „Wir trainieren alle zusammen in Stuttgart“, sagt Kim Bui, „wir kennen uns, und wir schätzen uns, der Zusammenhalt ist unsere große Stärke.“