Mountainbiker müssen derzeit vorsichtig sein (Symbolbild). Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mitte November taucht in den sozialen Netzwerken ein Foto auf, das Mountainbiker in der Region in Sorge versetzt: Über einen Waldweg, den einige von ihnen als Strecke nutzen, ist eine Schnur gespannt. Es ist nicht der erste Fall im Südwesten.

Fellbach - Das Foto, das seit Mitte November in den sozialen Netzwerken kursiert, zeigt eine etwa fünf Millimeter dicke Schnur, auf Halshöhe zwischen zwei Bäumen gespannt. Sie verläuft quer über einen Trampelpfad am Kappelberg, den Mountainbiker als Strecke nutzen.

Beinahe seien sie hineingefahren, schreiben einige von ihnen auf Facebook und warnen andere Mountainbiker vor derartigen Fallen. „Wenn da jemand reinfährt, kann das sogar tödlich enden“, sagt Heiko Mittelstädt von der Deutschen Initiative Mountain Bike (DIMB). Zwar sollten die Radfahrer immer so unterwegs sein, dass sie im Notfall rechtzeitig bremsen können, betont Mittelstädt. Doch eine solche Schnur sei kaum zu sehen: „Wenn man völlig unvorbereitet da hineinfährt, fällt man um wie ein nasser Sack“, sagt er. „So etwas ist heimtückisch.“

Dementsprechend fällt der Tenor der Kommentare unter dem Posting aus: „Auf alle Fälle anzeigen“, schreibt ein User und erhält dafür viel Zustimmung. „Fotografieren, entschärfen, bei der Polizei melden“, rät auch der DIMB Mountainbikern, die auf eine solche Falle stoßen.

Weg am Kappelberg ist eigentlich illegal

Bei der zuständigen Polizeibehörde im Rems-Murr-Kreis hat man hingegen bislang nichts von der Schnur gehört. „Mir ist hier noch nie ein solcher Fall untergekommen“, sagt ein Sprecher. Es handle sich sicherlich nicht um ein alltägliches Delikt.

Dass es noch nicht zu einer Anzeige kam, könnte daran liegen, dass die Mountainbiker den Weg am Kappelberg illegal nutzen. Die Radsportabteilung des TV Hegensberg schreibt in einer Erklärung: „Die Schnur befand sich am Ausgang eines Trampelpfades nahe des Kappelbergs, der für Radfahrer durch die Zwei-Meter-Regelung des Landeswaldgesetzes nicht freigegeben ist, jedoch mangels legaler Alternativen öfters genutzt wird.“

Nach der Zwei-Meter-Regel ist Radfahren im Wald in Baden-Württemberg nur auf Wegen erlaubt, die mindestens zwei Meter breit sind.

Fallen als eine Art Selbstjustiz?

Heiko Mittelstädt sieht in genau dieser Regelung ein Problem. Durch sie könnten sich seiner Meinung nach manche Menschen ermutigt fühlen, „Hilfspolizist zu spielen“ und mit derartigen Fallen dem Gesetz Nachdruck zu verleihen.

Mittelstädt ist beim DIMB Projektleiter für Open-Trails-Aktivitäten und setzt sich für einen freien Zugang zu allen Waldwegen ein. „In anderen Bundesländern gibt es solche Bestimmungen wie die Zwei-Meter-Regel nicht“, sagt er.

„Die Politik muss sich dazu äußern“, fordert Mittelstädt. „Durch die Fallen werden momentan wir Mountainbiker gefährdet.“ Er hat den Eindruck, dass sich Vorfälle wie der am Kappelberg im Südwesten häufen.

Nutzungskonflikte im Wald

Joe Reiser von der Radsportabteilung des TV Hegensberg berichtet, dass im Juli vergangenen Jahres im selben Gebiet drei Eisenstangen entdeckt wurden, die jemand in einer schlecht einsehbaren Kurve auf Kniehöhe eingegraben hatte. „Radsportler hätten sich hier schwer verletzen können“, sagt Reiser.

Gleichzeitig betont er: „Die Stimmung im Wald ist sehr gut.“ Der Umgang mit Wanderern, Spaziergängern oder Hundebesitzern verlaufe größtenteils harmonisch: „Man grüßt und schätzt sich.“ Auch Heiko Mittelstädt glaubt, dass hinter den Fallen nur „einzelne Verrückte“ stecken.

Stefan Baranek ist Förster im vorderen Schurwald. Der Weg, über den die Schnur gespannt wurde, fällt in sein Gebiet. „Ich höre immer wieder Klagen von Spaziergängern über die Radfahrer“, berichtet er. Seiner Meinung nach gibt es große Nutzungskonflikte im Wald. „Die Mountainbiker fahren teilweise extrem schnell den Berg hinunter. Dafür habe ich wenig Verständnis.“

Vorurteile gegen Mountainbiker

Wenn die Sportler Wege nutzten, die nicht unterhalten werden, werde der Boden zerstört, warnt Baranek. Trifft er auf Radfahrer, die sich außerhalb der zugelassenen Wege befinden, versucht er, an deren Vernunft zu appellieren. „Ob das was bringt, weiß ich nicht. Aber jeder muss sich Gedanken darüber machen, wie er den Wald verlässt.“

Heiko Mittelstädt verweist in diesem Zusammenhang auf die so genannten Trailrules, an die sich Mountainbiker halten sollen, um ihre Sportart umwelt- und sozialverträglich auszuüben. Eine der Regeln lautet, nur auf Wegen und nicht querfeldein zu fahren. „Mountainbiker sind ganz normale Leute“, sagt er. Der durch den Wald rasende Rambo sei ein Vorurteil.

Joe Reiser bekräftigt ebenfalls, dass die 130 Mitglieder der Radsportabteilung vom TV Hegensberg zu Rücksicht und Respekt gegenüber allen anderen Waldnutzern aufgerufen werden. „Von Konflikten mit anderen Nutzern hören wir bei uns äußerst selten.“