Wer hoch will, braucht Kondition, wer bergab fährt, hat Spaß – findet Linda Bader Foto: StN

Sport und Religion – auf den ersten Blick passt das nicht zusammen. Den Athleten des Christlichen Mountainbike-Teams (Cmtb) geht es aber nicht nur um Spaß an der Bewegung, sondern auch um die Botschaft von Jesus Christus. Und das, sagen sie, sei kein Widerspruch.

Schorndorf - Die Mannschaft mit den weiß-grünen Trikots ist anders. Auf den ersten Blick. Vor dem Rennen bilden die Athleten einen Kreis. Es wird ruhig. Kein Schlachtruf, kein Brüllen. Die Mountainbike-Fahrer stimmen sich stattdessen mit einem Gebet auf das Rennen ein. Die anderen Teams haben sich längst daran gewöhnt. „Die meisten begegnen uns mit Respekt. Wir hatten noch nie eine negative Rückmeldung“, sagt Kevin Waibel.

Der 24-Jährige aus Schwäbisch Gmünd gehört zu den Gründungsmitgliedern des Christlichen Mountainbike-Teams (Cmtb). „Das Projekt ist 2006 eher zufällig entstanden“, erzählt er. Zusammen mit seinem Bruder Daniel fuhr er für den MSC Gerstetten, einen Verein auf der Ostalb. „Irgendwann haben wir festgestellt, dass viele Biker einen christlichen Hintergrund haben.“

Immer öfter spielt der Glaube im Sport eine Rolle

Aus sieben Fahrern und zwei Betreuern entstand das Cmtb-Team. Unterstützt wurde es von „Sportler ruft Sportler“ (SRS), einer der führenden christlichen Sportorganisationen in Deutschland. Nach und nach kamen auch Sponsoren dazu. Aktuell besteht die Mannschaft aus vier Männern und zwei Frauen. „Ziel ist es, die Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben und christliche Werte zu vermitteln“, sagt Kevin Waibel. Die meisten der Teammitglieder kommen aus der freikirchlichen Bewegung.

Immer öfter spielt der Glaube im Sport eine Rolle. Fußball-Nationalspieler Miroslav Klose bekreuzigt sich nach seinen Toren, Jérôme Boateng hat die Jungfrau Maria auf dem Unterarm tätowiert. Mario Gomez, Cacau oder Philipp Lahm bekennen sich ebenfalls zu christlichen Werten. Der Leistungsdruck, die Angst vor Verletzungen und einem möglichen Karriereende führen dazu, dass sich Leistungssportler zusätzliche Energiequellen suchen. „Ich habe das Gefühl, dass viele Sportler auf der Suche sind“, sagt Linda Bader (25). Die Sportwissenschaftlerin lebt seit zwei Monaten in Schorndorf und arbeitet als Fitnessmanagerin. Sie gehört schon länger zum Cmtb-Team und ist deswegen von Köln ins Ländle gezogen. „Ich bin lange Zeit Straßenrennen gefahren, war es aber leid, 20-mal um eine Kirche zu kreisen“, sagt Linda Bader. Auf dem Rad mit den 29-Zoll-Reifen war sie schnell erfolgreich. „Das hat mich gepusht.“

Gemeinsam beten in der Telefonkonferenz

Immer Erste, das muss jedoch nicht sein. „Der Sport vermittelt auch andere Werte“, sagt Linda Bader. Wie Kevin Waibel mag sie die Mischung aus Kondition, die man am Berg braucht, und den Funsporteffekt beim Downhill. Im Moment ist einiges im Umbruch, vom einstigen Ziel, irgendwann im Weltcup mitzufahren, ist das Cmtb-Team abgerückt. „Weil die meisten studieren oder berufstätig sind, ist das nicht zu leisten“, sagt Kevin Waibel, der in Geislingen Energie- und Ressourcenmanagement studiert.

Zusammen mit Daniel Waibel, Jannik Simon, Johanna Pfeiffer und Simon Staufner treten Kevin Waibel und Linda Bader ab Mai jedoch wieder bei Rennen an – in den Kategorien Cross-Country, Marathon und Cross-Country-Sprint.

Teamleiter ist übrigens Simon Staufner. Er lebt in Karlsruhe. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Einmal die Woche verabreden sich die Athleten zu einer Telefonkonferenz. Dann werden organisatorische Dinge besprochen, der Schwerpunkt aber liegt auf gemeinsamen Gebeten. „Da wir am Wochenende wegen des Sports unterwegs sind, können wir keine Gottesdienste besuchen“, erklärt Kevin Waibel.

www.team-cmtb.de/