Aus und vorbei: Nach einem Rempler landet Pascal Wehrlein auf dem Kiesbett Foto: dpa

Eklat bei der DTM in Spielberg: Audi-Pilot Timo Scheider bugsiert die Autos von Pascal Wehrlein und Robert Wickens von der Piste – Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist außer sich.

Spielberg - Oben auf dem Podium standen Audi-Pilot Mattias Ekström und Mercedes-Mann Gary Paffett Arm in Arm und strahlten – die beiden hatten sich beim DTM-Lauf in Spielberg bei nasser Piste eine spannendes Duell um den Sieg geliefert, das Schwede routiniert für sich entschieden hatte. „Ich bin gefahren, ohne ins Risiko zu gehen“, sagte Ekström, „als Gary näher kam, hatte ich noch etwas in petto und habe den Abstand gehalten.“

Auch der Brite freute sich über den fairen Zweikampf. „Das war klasse. Wir haben uns gegenseitig hochgeschaukelt“, sagte Paffett, „ich dachte, ich krieg ihn noch – aber näher als zwei Sekunden bin ich dann doch nicht herangekommen.“

So harmonisch es bei der Siegerehrung zuging, so erbittert wetzten die Verantwortlichen von Audi und Mercedes in der Boxengasse ihre Messer. Toto Wolff war aufgebracht wie selten. „Wenn dieser Funkspruch tatsächlich gegeben wurde, dann sollte derjenige nie wieder an eine Rennstrecke dürfen“, sagte der Mercedes-Motorsportchef erregt, „den Meisterschaftsführenden rauszuschieben ist absolut unter jeder Würde, das gehört sich nicht in dieser Serie.“

Dreikampf zwischen den Mercedes-Fahrern

Starker Tobak. Was war passiert? In der letzten Runde gab es einen Dreikampf zwischen den Mercedes-Fahrern Robert Wickens und Pascal Wehrlein (Worndorf) sowie Audi-Pilot Timo Scheider um Rang sechs. Mit einem harten Manöver ließ Wickens den DTM-Gesamtführenden Wehrlein vorbei und blockierte dabei Scheider. In der Zufahrt auf die nächste Kurve war dann jener Funkspruch zu hören: „Timo, schieb ihn raus!“

Und der 36-Jährige aus Braubach setzte die Vorgabe um: Er touchierte den einen Mercedes am Heck und schubste ihn so auf den anderen. Ergebnis: Wehrlein und Wickens strandeten im Kiesbett, Scheider kam als Sechster in Ziel. Was den Ärger bei Mercedes potenzierte: Durch die Nullnummer von Wehrlein übernahm Rennsieger Ekström die DTM-Gesamtführung.

Der Worndorfer bekam von der Teamleitung einen Maulkorb verpasst und stapfte wortlos über den nassen Asphalt, Wickens schimpfte: „Der hat uns beide rausgehauen – das ist nicht fair.“ Und Scheider meinte diplomatisch: „Ich habe nichts gehört.“ Es dauerte nicht lange, bis der Schuldige für den Befehl gefunden wurde. Audi-Motorsportdirektor Wolfgang Ullrich bekannte sich zu den Worten – allerdings stellte er den Zusammenhang anders dar. Er rechtfertigte den Befehl mit der Rennsituation. „Das war von mir eine spontane Reaktion, ich habe mich über die Situation mit Timo davor sehr geärgert und diesen Satz gerufen. Es war klar, was da läuft“, sagte Ullrich, „aber es kann sein, dass der Funk in der Situation auf war.“ Auf der Pressekonferenz später behauptete der Österreicher, er habe diesen Satz nicht gesagt – und sorgte für weitere Verwirrung und Verärgerung.

Wer’s nun auch war, die Stimmung zwischen Mercedes und Audi ist so trübe wie das Wetter in Spielberg während des Rennens. Es wird wohl Gespräche geben, auf höchster Ebene, die beiden Wiener Toto Wolff und Wolfgang Ullrich werden ihren Schmäh vergessen und Tacheles reden. Doch irgendwann werden die Motorsport-Bosse sich einigen und wieder Frieden schließen, weil sie dazu verdammt sind. Die DTM braucht alle drei Hersteller im Feld, sonst ist sie am Ende. Und das will weder Audi noch Mercedes und BMW ebenfalls nicht.