Auf dem Sachsenring will Marquez den neunten Sieg im neunten Rennen Foto: Getty

Der Spanier ist nicht zu schlagen – in dieser Moto-GP-Saison gewann er acht von acht Rennen. Fünf Gründe, die den 21-Jährigen so einzigartig machen.

Der Spanier ist nicht zu schlagen – in dieser Moto-GP-Saison gewann er acht von acht Rennen. Fünf Gründe, die den 21-Jährigen so einzigartig machen.

Spaß gehört dazu

Marc Marquez hat enorme Freude an seiner Arbeit, für ihn ist Rennfahren die Fortsetzung seiner Kindheit, wobei sich nur die Spielzeuge geändert haben. „Der größte Spaß ist das Kämpfen mit anderen Topfahrern“, sagt der dreimalige Weltmeister (125 ccm, Moto-2, Moto-GP). Der Kerl aus Cervera hat Humor – „Baby Champ“ stand selbstironisch auf dem T-Shirt, das er sich nach dem WM-Triumph 2013 übergestreift hatte. Keinen Spaß versteht Marquez (59 kg, 1,68 m) nur auf der Strecke.

Der Mann ohne Limit Altstar Kevin Schwantz hat einmal gesagt: „Erst wenn du Gott siehst, muss du anfangen zu bremsen.“ Anscheinend hält sich Marc Marquez daran – er lotet das Limit immer wieder neu aus, er akzeptiert Grenzen nicht einfach so, sondern er wagt sich darüber hinaus. „Casey Stoner fuhr drei, vier schnelle Runden und verwaltete seinen Vorsprung, Marc Marquez sucht von der ersten bis zur letzten Runde immer neu das Limit“, sagt Ex-Weltmeister Dirk Raudies. Das Erstaunliche daran ist, dass dieser Drang zum Unbekannten in ihm selbst verwurzelt ist; niemand muss ihn dazu antreiben. „Für ihn scheint die Suche nach seinem persönlichen Grenzbereich die normalste Sache der Welt zu sein“, sagt Ex-WM-Pilot Alex Hofmann. Deshalb macht es für den Spanier auch keinen Unterschied, ob er eine Trainings- oder Qualifying-Runde fährt, ob er sich in einem Grand Prix befindet oder bei einem Dirt-Track-Test (Test auf schmutziger Fahrbahn). Marquez ist der Mann ohne Limit.

Feingefühl wie kein anderer

Wenn Marc Marquez in eine Kurve hineinbremst, hebt das Hinterrad ab; in extrem harten Bremszonen fährt der Katalane sogar ein Stück nur auf dem Vorderrad. „Mir ist schon vor Jahren aufgefallen“, sagt Motorrad-Pilot Bradley Smith, „dass sein Vorderrad komplett quer steht – aber der Kerl bleibt trotzdem sitzen.“ Soll heißen: Die Konkurrenz staunt, was Marquez alles mit seinem Motorrad anstellen kann. Datenaufzeichnungen von Honda belegen den speziellen Marquez-Stil: Kein anderer bewegt sein Zweirad auf dieselbe Art wie der Weltmeister durch die Kurven. Der WM-Zweite Valentino Rossi passt seinen Fahrstil der Yamaha an, Marquez passt die Honda seinem Stil an – und das Motorrad verliert dabei nichts von seiner Leistungsfähigkeit. „Er beherrscht seine Maschine bei Regen genauso gut wie im Trockenen“, unterstreicht Dirk Raudies aus Biberach, der 1993 Weltmeister der 125-ccm-Klasse war. Marc Marquez ist eins mit dem Motorrad.

Angst ist was für Angsthasen

Angst ist ein Gefühl, das Marc Marquez nicht kennt, ganz wie ein Computer für seinen Bediener kein Mitgefühl entwickeln kann. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und der Glaube, nicht zu stürzen, machen ihn so außerordentlich mutig – er überholt an Stellen, an denen andere nie dran denken. Das hat ihm aber auch schon heftige Kollegenkritik („rücksichtslos und gefährlich“) eingebracht. „Furchtlos zu sein und so viel Talent zu besitzen“, sagt der frühere GP-Pilot Ben Spies, „ist eine beängstigende Mischung.“ Marquez hatte auch keine Angst vor großen Namen. In seiner Rookie-Saison legte er sich in den Kurven sofort mit den Stars der Moto-GP an.

Ein knallharter Bursche

Der Kerl ist zwar erst 21 Jahre alt, doch er ist schon härter als so mancher Macho und kann mehr Schläge einstecken als Sylvester Stallone alias Rocky Balboa im Boxring. In Malaysia brach sich Marc Marquez beim Vorsaison-Test das Wadenbein, Wochen später beim Saisonauftakt holte sich der Honda-Krieger in Katar die Pole-Position und gewann wie selbstverständlich das Rennen. „Der Wadenbeinbruch hat sich für ihn bestimmt angefühlt wie für andere Menschen ein Bienenstich“, glaubt der ehemalige WM-Pilot Alex Hofmann. In Mugello legte sich Marquez bei 342 km/h auf der Zielgeraden hin, hatte viel Glück und startete beim Großen Preis von Italien. „Wenn du bei einem solchen Tempo absteigst, vergisst du das nicht so leicht“, sagte er, „doch nach dem Start dachte ich nicht mehr daran und fuhr wie immer.“ Auch bei der Rehabilitation nach Verletzungen besticht der Katalane durch enorme Willensstärke, sich schnellstmöglich in den Sattel zurückzukämpfen.