Der Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder findet vor dem Landgericht Stuttgart statt. Foto: Weingand / STZN

Der jüngere der beiden mutmaßlichen Mörder erzählt am Stuttgarter Landgericht, wie er zur Asien-Perle in Backnang gekommen ist – und behauptet, das Mordopfer sei bei allen Angestellten äußerst unbeliebt gewesen.

Stuttgart/Backnang - Die beiden Angeklagten im Prozess um den Mord in der Asien-Perle Backnang haben am Donnerstagvormittag die Gelegenheit gehabt, sich zu ihrem Leben zu äußern. Constantin C., der Ältere der beiden, wollte nichts sagen und hörte mit versteinerter Miene zu, wie sein 42 Jahre alter Mitangeklagter Dumitru A. von seinem Werdegang berichtete. Dabei streifte er auch, wie er eigentlich in dem Backnanger Restaurant gelandet war, dessen Chefin er und C. ermordet haben sollen. An ihr und den Verhältnissen in dem chinesisch-mongolischen Lokal ließ der Rumäne kein gutes Haar.

Er habe in der Asien-Perle als Aushilfskraft gearbeitet – „es war ein Desaster“, sagte er. Obwohl er von der Küche übers Putzen bis hin zum Bodenverlegen alle Arbeiten erledigt habe, bis spät in die Nacht, habe die Chefin – das spätere Mordopfer – ihm nicht viel mehr als zwei Euro Stundenlohn zahlen wollen. Nach zwei Wochen habe er sie darauf angesprochen. „Sie hat mich angeschrien und gesagt, welches Geld meinst du?“, behauptete A. „Da habe ich gesagt, ich bin doch kein Sklave – und dass ich zur Polizei gehe.“ Daraufhin sei ihm dann Geld versprochen worden.

Für seine DNA-Spuren auf den Fesseln hat der Angeklagte eine Erklärung

Überhaupt seien die Verhältnisse – so behauptete A. – schrecklich gewesen: „Niemand hat die Chefin ertragen, alle waren ihr feindselig gestimmt.“ Die Leute – ob er das Personal oder die Gäste des Lokals meinte, blieb unklar – bekämen nur Reste zu essen, im Untergeschoss des Lokals wohnten 15 Menschen. „Die Hälfte von ihnen arbeitet schwarz, deswegen wird darüber nicht die Wahrheit gesagt“, behauptete A.

Er sprach auch über die Klebebandrollen, die er zum Verlegen des Teppichs benutzt haben will – ein zentrales Beweismittel der Anklage. Denn mit solchem Klebeband war das Opfer gefesselt worden – und daran fand man DNA-Spuren beider Angeklagter. Laut Dumitru A. habe er mit dem Band für die Hochzeit des Sohns der Chefin Teppiche verlegen und Stühle für den Transport zusammenkleben sollen. Da die Rollen, die ihm gegeben worden seien, nicht ausgereicht hätten, habe er sich weitere Rollen mit Klebeband geholt – und zwar aus einem Karton von Constantin C. Das Klebeband sei nicht aufgebraucht worden, ein oder zwei Rollen habe er in der Asien-Perle in einer Schublade deponiert. Diese Version der Geschichte würde erklären, wie DNA-Spuren der beiden Rumänen auf das Klebeband gekommen sein sollen.

Dumitru A. saß in Rumänien zehn Jahre lang im Gefängnis

Der jüngere der Angeklagten ist in einem Dorf im Norden Rumäniens geboren, „ich hatte eine unbeschwerte Kindheit auf dem Land“, sagte er selbst, übersetzt von einem Dolmetscher. Nach der Schule sei er als Sanitäter bei der Armee gewesen und habe sich mit wechselnden Jobs durchgeschlagen, mal auf dem Bau, mal in einem Fischereibetrieb in der Türkei. Doch irgendwann gab es einen Knick in der Biografie – zu den Gründen will das Gericht zu einem späteren Zeitpunkt noch kommen. Fest steht, dass A. von 1999 an in Rumänien in einem Gefängnis saß, zehn Jahre lang.

Schon während der Haft lernte Dumitru A. seine Frau kennen. Sie brachte ein Kind mit in die Ehe, während eines Hafturlaubs zeugten die beiden ihre gemeinsame Tochter. Ohne die Kinder reisten die beiden durch Europa, nahmen wechselnde Jobs an . Als A. im Jahr 2013 in einem Metallbetrieb in Rumänien arbeitete, lernte er Constantin C. kennen – seinem mutmaßlichen späteren Komplizen. C. ging wenig später nach Deutschland, um zu arbeiten, A. folgte ihm eigenen Angaben zufolge im Januar 2014. Er und seine Frau hätten sich ein Zimmer in Backnang geteilt. Sie habe zumindest zeitweise im Restaurant Asien-Perle gearbeitet, während er als Subunternehmer im Trockenbau schaffte. Immer wieder, erzählte A., hätten ihn Auftraggeber übers Ohr gehauen. Ein Bekannter habe ihm dann schließlich einen Aushilfsjob in der Asien-Perle verschafft.

Mord in der Asien-Perle – das ist in Backnang passiert

Am Morgen des 4. März hatte eine Angestellte der Asien-Perle, eines chinesisch-mongolischen Lokals in Backnang, die 53 Jahre alte Seniorchefin aufgefunden – tot, übel zugerichtet und gefesselt mit Klebeband. Die Ermittlungen der Polizei waren äußerst schwierig: Es gab unzählige Spuren zu verwerten, dazu kam die Sprachbarriere. Der Familienclan des Mordopfers ist zudem über ganz Europa verteilt. Schon einen Monat nach dem Mord hatte die Polizei rund 200 Zeugen ausgemacht.

Nach acht Monaten Ermittlungsarbeit hatte schließlich eine DNA-Spur an dem Klebeband, mit dem das Opfer gefesselt worden war, zu einem Treffer in einer rumänischen Datenbank geführt – und zu einem der beiden Angeklagten.