Die Bahn fährt im S-Bahn-Verkehr für die Region – künftig allerdings in 30 Nächten im Stuttgarter Tunnel nur eingeschränkt, weil dann Wartungsarbeiten angesagt sind. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

An 30 Nächten pro Jahr soll von 2017 an der S-Bahn-Verkehr eingeschränkt werden dürfen, damit die DB Netz AG im Tunnel in Stuttgart die Gleise und die Technik warten kann. Die Regionalräte sind alles andere als begeistert, aber die Mehrheit stimmt zähneknirschend zu.

Stuttgart - Der Kurs beim S-Bahn-Verkehr in der Region Stuttgart zielt  eigentlich in die Richtung von mehr Kapazität und Verlässlichkeit, doch mit Beginn des Jahresfahrplans 2017 wird der Verkehr in insgesamt 30 Nächten zwischen Montag und Dienstag auf der Stammstrecke in Stuttgart auf Sparflamme betrieben werden. Der Grund dafür ist, dass die Netz AG der Deutschen Bahn mehr Wartungszeit für die Technik und für die Gleisanlagen beansprucht. Der Verkehrsausschuss der Regionalversammlung hat bereits zugestimmt – allerdings nur zähneknirschend und gegen die Stimmen von Grünen und Linkspartei. Denn dort gibt es größte Zweifel, ob das Ansinnen der Bahn berechtigt ist und so viel Zeit vonnöten ist.

Zunächst sei im Raum gestanden, dass auf der Stammstrecke, also im S-Bahn-Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Vaihingen, in den Nächten von Montag auf Dienstag zwischen 22.30 und 4.30 Uhr an noch mehr Nächten ein eingeschränktes Betriebsprogramm gelten soll, berichtete die Verwaltung des Verbandes der Region Stuttgart (VRS). Doch dann kam es zu Abstrichen, und am Ende habe man sich auf insgesamt 30 Wartungsnächte verständigt, in denen die Bahn-Mitarbeiter Gleise schleifen und fräsen oder auch Weichen austauschen können. Feiertage, Ferientage, Volkfesttage und die Zeit des Frühlingsfestes sollen grundsätzlich ausgenommen sein.

Die Verwaltung ist zudem optimistisch, dass auch Montagnächte nach Heimspielen des Zweitliga-Fußballteams vom VfB Stuttgart durch weitsichtige Planung von Bahn und Fußballverband ausgeklammert werden können. In Bausch und Bogen könne man die Ansprüche der Bahn, die den S-Bahn-Verkehr für die Region abwickelt, aber nicht abschmettern, meint der fürs Qualitätsmanagement S-Bahn zuständige Verwaltungsdirektor Jürgen Wurmthaler.

Mehr Verkehr auf den Gleisen erschwert die Wartung

Er sieht es außerdem genau so wie die Bahn AG: Der Verkehr auf der Stammstrecke habe seit 2012 vor allem in den Nächten deutlich zugenommen, die Zeitfenster für mögliche Wartungsarbeiten seien rarer geworden. Wenn im Dezember 2016 der Jahresfahrplan 2017 kommt, werde es im S-Bahn-Netz keinen nächtlichen Betriebsschluss mehr geben, heißt es in der VRS-Beschlussvorlage, „die S-Bahnen verkehren dann durchgehend“.

Kritiker zweifeln Notwendigkeit von Einschränkungen an

Die Notwendigkeit so ausgedehnter Wartungszeiten wird aber durchaus bestritten. Die Grünen etwa lehnen einen „so erheblichen Eingriff in den S-Bahn-Verkehr“ und einen „so erheblichen Komfortverlust für die Fahrgäste“ ab. Denn es sollen zwar grundsätzlich alle Stationen auf der Stammstrecke erreichbar bleiben, allerdings mit weniger Fahrten und Linien, kritisierte Eva Mannhardt. Wolfgang Hoepfner von der Linkspartei, der bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG tätig ist, monierte, dass die Bahn-Mitarbeiter für die Arbeiten zu lange bräuchten. Das SSB-Personal tausche Weichen schneller aus. Man solle der Bahn AG keine Pauschalgenehmigung für 30 Wartungsnächte erteilen.

Die meisten Regionalräte stimmen zu

Die anderen Fraktionen in der Regionalversammlung akzeptierten die Bahn-Ansprüche ebenfalls nur sehr widerwillig, warnten aber auch vor widersprüchlicher Haltung. Immerhin habe der Verkehrsausschuss gegenüber der Bahn stets darauf gepocht, dass die S-Bahn-Stammstrecke nicht verlottern dürfe, erinnerte Thomas Leipnitz (SPD). Deshalb müsse man nun auch in den sauren Apfel beißen. Die 30 Nächte dürften aber nicht überzogen werden. Die Bahn, fügte Rainer Gessler (Freie Wähler) hinzu, müsse die Fahrgäste grundsätzlich und an jeder Haltestelle gut informieren.

Bei den Wartungszeiten, hielt Armin Serwani (FDP), selbst Mitarbeiter der Bahn, den Kritikern entgegen, gehe es nicht nur um die eigentlichen Arbeiten, sondern auch um Vor- und Nachbereitungszeiten wie Anlieferung und Abtransport von Geräten und Material. Die VRS-Verwaltung will, wie Jürgen Wurmthaler versprach, auch darauf achten, dass in den 30 Nächten kein Leerlauf herrscht, sondern wirklich Wartungsarbeiten stattfinden. Das Verhandlungsergebnis verteidigt er. Die Regelung mit den 30 Nächten sei besser, als wenn man auf der Stammstrecke über Tage hinweg Sperrungen vornehmen würde. Nachts seien weniger Fahrgäste in den Bahnen unterwegs als tagsüber, und speziell am Montagabend sei die ruhigste Zeit.

Die S-Bahn-Stammstrecke in Stuttgart ist bereits seit vielen Jahren im Gespräch. Sie gilt als überlastet. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) forderte mehr Investitionen in die S-Bahn-Infrastruktur auch in diesem Bereich.