Am Mont-Saint-Michel hat sich am Samstag ein spektakulärer Tidenhub abgespielt. Foto: dpa

Eine spezielle Sonne-Mond-Konstellation, die auch zu der Sonnenfinsternis führte, macht den Unterschied zwischen Flut und Ebbe an der küste der Normandie besonders extrem. Viele Schaulustige verfolgten das Spektakel.

Mont-Saint-Michel - Die Bahnen und Kräfte von Sonne und Mond sorgen derzeit für ein Naturereignis nach dem anderen: Am Tag nach der Sonnenfinsternis strömten die Massen in Nordfrankreich zu dem weltweit bekannten Klosterberg Mont-Saint-Michel, um das Schauspiel einer "Jahrhundert-Tide" zu bestaunen.

Bei der zweiten Flut am Samstagabend erreichte das Wasser den bisher höchsten Flut-Koeffizienten 119 von 120. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Zwischen Ebbe und Flut war ein Unterschied von 14,5 Metern errechnet worden.

Auch über die Fußgängerbrücke, die das Unesco-Weltkulturerbe in der Normandie mit dem Festland verbindet, schwappte das Wasser hinweg.

Außenminister Fabius kam extra aus Paris

Das Spektakel beeindruckte auch den aus Paris angereisten Außenminister Laurent Fabius. Er ist für den französischen Tourismus zuständig - und der Mont-Saint-Michel ist ein von vielen Millionen besuchtes Juwel des an beliebten Monumenten nicht armen Landes. Auch wenn keine Saison ist, kommen täglich bis zu 5000 Besucher aus aller Welt zu dem Felsen, der pittoresk an der Schnittstelle zwischen Bretagne und Normandie liegt. An diesem Wochenende sollten es allerdings etliche Tausend mehr sein.

"Dieses Tiden-Phänomen erleben wir alle 18 Jahre", so erklärt der Wissenschaftler Eric Langlois vom Nationalen Hydrographischen Dienst geduldig immer wieder. "Es tritt dann auf, wenn die Sonne und der Mond in einer Linie mit der Erde sind."

Das Naturschauspiel ist am Mont-Saint-Michel so fantastisch zu beobachten, weil dort die Halbinsel Cotentin am höchsten Punkt der Normandie und die bretonische Küste wie eine Art Trichter für das in den Ärmelkanal strömende Wasser wirkten. Schon zu normalen Zeiten ist der Tidenhub hier ganz deutlich höher als etwa an der Atlantikküste.

Die immense Wasserflut war aber auch an anderen Küstenabschnitten der Bretagne und der Normandie zu beobachten. So in Saint-Malo, das wegen seines historischen, von drei Seiten vom Wasser umspülten Stadtkerns und der beeindruckenden Festungsanlagen ein weiterer Touristenmagnet ist. Vorsichtshalber jetzt mit Sandsäcken gesichert, auch wegen der dort absehbaren höheren Wellen, kennt der Ort an der Smaragd-Küste das Phänomen des riesigen Tidenunterschieds gut. Er nutzt diesen seit langem schon in einem großen Gezeitenkraftwerk für Energiezwecke.