In wenigen Wochen sollen die Arbeiten im Mombach-Bad beendet sein. Das Becken wird bereits mit Wasser gefüllt. 1,3 Millionen Euro hat die umfassende Sanierung gekostet. Foto: Julia Bayer

Nach mehr als zweieinhalb Jahren öffnet das Mombach-Bad wohl noch vor dem Jahreswechsel wieder. Die Mitglieder des Schwimmvereins Cannstatt und die Schulen im Stadtbezirk, die das Vereinsbad nutzen, atmen auf.

Bad Cannstatt - In der Schwimmhalle riecht es nach Farbe und nach Holz, noch nicht nach Schwimmbad. Rund um das Becken des Mombach-Bads werkeln die Arbeiter. Bald soll die Sanierung des Bads an der Krefelder Straße abgeschlossen sein. „Ende des Jahres wollen wir das Bad wieder in Betrieb nehmen“, kündigt der Vereinspräsident des Schwimmvereins Cannstatt, Alexander Scholz, bei einer Baustellenbesichtigung am vergangenen Mittwoch an.

Die Erleichterung steht Scholz ins Gesicht geschrieben. Wenn die Cannstatter Schwimmer ihr vereinseigenes Bad im Dezember wieder nutzen können, endet eine wahre Sanierungs-Odyssee, die den Verein Geld, Nerven und gut ein Drittel der Mitglieder gekostet hat.

Pfusch am Bau – und keiner will es gewesen sein

Im Jahr 2010 hat der Schwimmverein 650 000 Euro in ein neues Edelstahlbecken samt Beckenumgang, also die Fliesenfläche um das Becken, investiert. Kurze Zeit nach der Wiedereröffnung im Oktober 2010 stellte der Verein fest, dass der Beckenumgang undicht ist. Unter den Fliesen war alles nass, und es tropfte bis in die Umkleiden im Erdgeschoss. Über Monate hat der Verein versucht herauszufinden, wer den Pfusch verursacht hat – erfolglos. Für ein gerichtliches Gutachten musste das Bad im Juli 2013 schließlich wieder geschlossen werden. „Das war leider meine erste Amtshandlung“, sagt Alexander Scholz, der einen Monat zuvor zum neuen Präsidenten gewählt worden war. Geöffnet wurde das Bad seither nicht mehr.

Günther Kuhnigk und Alexander Scholz (v.r.) beim Rundgang mit den Architekten. Foto: Julia Bayer

Der Verein nahm erneut 350 000 Euro in die Hand und sanierte den Beckenumgang auf eigene Faust. Das juristische Verfahren abzuwarten, hätte viel zu lange gedauert. Zwei Tage vor der Wiedereröffnungsfeier entdeckte der Hausmeister jedoch einen Riss im Deckenbalken. Dies hatte nichts mit der Sanierung zu tun, doch es herrschte erhöhte Einsturzgefahr. Das Mombach-Bad blieb geschlossen.

Mittlerweile waren viele Mitglieder abgesprungen. „Ganz klar, die Mitglieder wollen schwimmen“, sagt Scholz. „Das Bad ist das Herz des Vereins.“ Und ohne Herz geht es bekanntlich nicht. Die Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt, der Verein stand kurz vor dem Aus. Im Februar dieses Jahres kam schließlich die erlösende Nachricht: Der Gemeinderat bewilligt 1,15 Millionen Euro für die notwendige Sanierung. Weitere 150 000 Euro übernimmt der Landessportbund.

1000 Mitglieder sind dem Verein treu geblieben

„Inzwischen haben wir quasi ein neues Bad“, sagt Alexander Scholz beim Rundgang mit den Architekten vom zuständigen Büro asp und dem Leiter des städtischen Sportamtes, Günther Kuhnigk. Technik, Duschen, Stromleitungen, die Lüftungsanlage, die Beleuchtung, die Fenster, die Fassaden und natürlich die Decke und das Dach wurden rundum erneuert. In wenigen Wochen sollen die letzten Arbeiten abgeschlossen sein. Im neuen Jahr kann dann auch wieder der Schwimmunterricht der Schulen stattfinden. „Wir freuen uns. Das ist unsere letzte Chance“, sagt Scholz.

1000 von ursprünglich 1600 Mitgliedern sind dem Schwimmverein Cannstatt treu geblieben. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Scholz. Einige ehemalige Mitglieder haben bereits signalisiert, dass sie zurückkommen, sobald das Bad wieder geöffnet hat. Einen offiziellen Termin dafür gibt es nicht. „Nicht bei der schlechten Erfahrung vom letzten Mal“, sagt Scholz, kann dabei aber lachen. Eine Wiedereröffnungsfeier wird es natürlich trotzdem geben. „Aber erst im neuen Jahr.“