Mit einem Hubschrauber wurde der Junge in ein Krankenhaus gebracht. Foto: DRF

Ein Bub ist vor einem Jahr in einem Kindergarten in Mötzingen schwer verunglückt. Er liegt seither im Wachkoma. Der Kommunalverband Jugend und Soziales kam zu dem Schluss, dass es ein tragischer Unfall war.

Mötzingen - Der Bub, der vor einem Jahr in einem Mötzinger Kindergarten schwer verunglückt ist, liegt im Wachkoma. Der Kommunalverband Jugend und Soziales kam bei seinen Untersuchungen des Geschehens vor einem Jahr zu dem Schluss, dass es ein Unfall war. Die Gemeinde will den Kindergarten umbauen. Die Planungen dazu laufen noch.

Der Junge werde in einer Spezialklinik behandelt, sagt der Bürgermeister Marcel Hagenlocher. „Einen solchen Unfall vergisst man nicht“, betont der Rathauschef. Unheimlich viele Mötzinger würden an die Familie des Jungen denken, die weiterhin in der 3700-Einwohner-Kommune lebt.

Bub bleibt mit Kopf in Dekoelementen hängen

Vor einem Jahr hat das Unglück des damals Dreijährigen die Gemeinde aufgeschreckt. Eine Erzieherin hatte den Jungen leblos auf der Empore eines Spielzimmers gefunden, das mit Matratzen ausgelegt und mit einem Geländer gesichert war. An dem waren zur Dekoration Holzelemente montiert, die dem Jungen zum Verhängnis wurde. Er war mit dem Kopf zwischen sie geraten, konnte sich nicht mehr befreien, bekam keine Luft mehr und verlor das Bewusstsein. Die Erzieherin alarmierte sofort den Rettungsdienst, der den Jungen an Ort und Stelle reanimierte. Ein Rettungshubschrauber brachte ihn in eine Klinik.

Nach dem Geschehen war an einen Normalbetrieb in dem Kindergarten in der Straße Oberer Bühlweg nicht zu denken. Er wurde vorübergehend geschlossen. Der Kommunalverband Jugend und Soziales mit Sitz in Stuttgart, der die Betriebserlaubnis für Kindergärten erteilt, schaute sich die Mötzinger Einrichtung, die Ende der 90er Jahre offiziell eröffnet wurde, noch einmal genauer an – auch in Begleitung eines Sicherheitsexperten, wie Kristina Reisinger, die Pressesprecherin des Kommunalverbands, sagt. Die Emporen wurden geschlossen – und sind es nach Angaben des Bürgermeisters heute noch. Die Holzelemente wurden abgeschraubt, die Erzieherinnen und auch die Kinder psychologisch betreut, die Eltern zu einem speziellen Informationsabend eingeladen.

Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft

„Die Standards sind schon relativ hoch“, betont Kristina Reisinger, „doch ist es schwierig, alle Eventualitäten auszuschließen.“ Den Unfall in Mötzingen bezeichnet sie als „absoluten Einzelfall“. Die Erzieherinnen, sagt die Verbandssprecherin weiter, „haben sich nichts zuschulden kommen lassen“. Der Betreuungsschlüssel an dem Unglücksnachmittag sei „übererfüllt“ gewesen, betont Reisinger. Drei Betreuer hielten sich zum Unglückszeitpunkt in dem Kindergarten auf. Und etwa zehn Kinder, wie der Bürgermeister Hagenlocher nach dem Unfall sagte. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat die Akten des Falls noch nicht geschlossen: „Das ist ein noch laufendes Ermittlungsverfahren“, sagt die Pressestaatsanwältin Claudia Krauth.

Die Emporen in dem Kindergarten, die der Kommunalverband Jugend und Soziales zugelassen hatte, wird es auch weiterhin geben. Allerdings „sollen sie anders gestaltet werden“, erklärt der Rathauschef. Wie sie verändert werden sollen, kann Marcel Hagenlocher jedoch noch nicht sagen. Denn die Planungen dafür laufen noch. Im Laufe des nächsten Jahres soll der Umbau erfolgen. „Das geht nur in den Ferien“, sagt Hagenlocher. Das Vertrauen der Mötzinger in die kommunalen Kindergärten ist durch den Unfall nicht erschüttert. Die Anmeldungen in allen drei Einrichtungen hätten sich nicht verändert, sagt Marcel Hagenlocher.