Auf dem 50 Hektar großen Gelände werden im Jahr bis zu 750 000 Tonnen Muschelkalk abgebaut. Foto: factum/Granville

Das Schotterwerk Mayer hat mit dem Bau eines Bunkers begonnen, in dem explosives Material gelagert wird. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat das Vorhaben bewilligt – manchen Bürgern stößt dies offenbar sauer auf.

Mötzingen - Peter Schäfer hat in Mötzingen einen Bekannten, der namentlich nicht erwähnt werden möchte. Deshalb wandte sich Schäfer, der im Kreis Reutlingen wohnt, für ihn an die örtliche Presse, um seinen Protest gegen den Bau eines Sprengstoffbunkers kundzutun. Dieser wird am nördlichen Zipfel des Schotterwerks Mayer errichtet. In ihm sollen 40 Tonnen explosives Material gelagert werden. „Weshalb baut man hinter dem Rücken vieler Familien eine solche Hochrisikoeinrichtung?“, fragt Schäfer. Das Schotterwerk und der Mötzinger Schultes Marcel Hagenlocher widersprechen dieser Einschätzung vehement. Sowohl der Gemeinderat als auch die Bürger seien über den Bunker informiert worden.

760 Meter vom nächsten Wohngebiet entfernt

Nicht jeden Bürger stellt dies zufrieden. Zu der Furcht, der Sprengstoff könne auf einmal eine ganze Gemeinde auslöschen, wie Schäfer wähnt, kommt noch die Vermutung, „dass die anliegenden Grundstücke durch den Bunkerbau massiv an Wert verlieren“. Manche Mötzinger trauten sich nicht, die Kommune mit diesen Sorgen zu konfrontieren. Auch, ob es von der Gemeinde dafür eine Entschädigung gebe, möchte Schäfer wissen. Der 50 Jahre alte Diplom-Betriebswirt ist in der Immobilienbranche tätig und befürchtet für die Anlieger eine „klare Wertminderung“.

Hagenlocher dagegen sieht sich ganz und gar nicht in der Pflicht. „Es sind sämtliche gesetzliche Vorgaben erfüllt worden“, unterstreicht der Amtschef. Vorgeschrieben sei etwa ein Abstand von 480 Metern zum nächsten Wohngebiet. Tatsächlich stehe der Bunker aber 760 Meter davon entfernt. „Die Forderung wird also mehr als übererfüllt“, stellt Hagenlocher fest. Zudem sei bei ihm im Rathaus keine einzige Beschwerde eingegangen.

Weniger Sprengstofftransporte

450 000 Euro lasse sich das Unternehmen die neue Lagerstätte kosten, sagt Hans-Martin Kübler, der Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Schotterwerk Mayer. Sie ersetze einen kleineren Bunker. „Wir haben dadurch weniger Transporte, bei denen Sprengstoff durch die Gegend gefahren wird“, erklärt Kübler. Aus Sicherheitsgründen dürften maximal 16 Tonnen auf einmal transportiert werden. Das explosive Material werde von einer Firma aus der Schweiz geliefert, die auch die Sprengungen vornehme. Die Ausbildung zum Sprengmeister sei immer umfangreicher geworden, deshalb habe man damit Experten beauftragt.

Auf die Dauer rechne sich die Investition, das neue Bauwerk ersetze das alte aus den 1950er Jahren. Es genieße zwar noch Bestandsschutz, doch wäre es heutzutage wegen erhöhter Sicherheitsvorschriften nicht mehr genehmigungsfähig. In dem neuen Verlies können die Sprengstoffladungen aufbewahrt werden, die das Unternehmen binnen eines halben Jahres benötigt. Pro Woche kommen zweieinhalb Tonnen zum Einsatz, um Muschelkalk zu sprengen. Im Mötzinger Werk werden Schotter, Split und Asphaltmischprodukte hergestellt. Bis zu 750 000 Tonnen werden dafür jährlich aus dem Gelände gesprengt.

Die Stahltür ist 25 Zentimeter dick

Das insgesamt 50 Hektar große Areal liegt zu vier Fünfteln auf Mötzinger Gemarkung, der Rest gehört zum Kreis Calw. Weil der Bunkerneubau auf Nagolder Gemarkung liegt, war für die Genehmigung der Pläne das Karlsruher Regierungspräsidium zuständig. Es habe keinerlei Beanstandungen gegeben, sagt Kübler. Die neue Lagerstätte, mit deren Bau bereits begonnen wurde, soll bis in drei Monaten in Betrieb gehen. „Es handelt sich um eine Art Hügelgrab“, sagt Kübler, „weil es bis auf die Frontseite mit Erde umhüllt wird. Die Stahlbetonkonstruktion ist 18 Meter breit und 2,5 Meter lang. Die Stahltür des „Sprengstofftresors“ ist 25 Zentimeter dick. Das Bunkergelände ist eingezäunt. Zudem wird es rund um die Uhr videoüberwacht. „Damit haben wir die höchstmögliche Sicherheit geschaffen“, sagt Kübler.