Das Stadtplanungsamt will, dass die Baulinien an der Möhringer Landstraße für die Zukunft zurückgesetzt werden – um den Straßenraum attraktiver zu machen. Foto: Alexandra Kratz

Der Bauträger hat das Bauvorhaben an der Möhringer Landstraße auf Druck der Stadt umgeplant. Das Stadtplanungsamt will, dass die Baulinien für die Zukunft zurückgesetzt werden – um den Straßenraum attraktiver zu machen.

Vaihingen - Statt eines wuchtigen Mehrfamilienhauses mit drei Geschossen, das bis nach vorne an die Grundstücksgrenze reicht, und drei Reihenhäusern dahinter wird die Firma Mörk Projektträger auf dem Grundstück an der Möhringer Landstraße 18 und 20 nur noch ein Gebäude bauen. Und dieses ist außerdem 4,80 Meter vom Straßenraum zurückgesetzt. Darüber informierten Susanne Frucht und Inge Messer vom Stadtplanungsamt die Vaihinger Bezirksbeiräte in ihrer jüngsten Sitzung.

Das Unternehmen Mörk hatte im Mai 2013 einen Bauantrag eingereicht. Nicht lange danach teilten die Stadtplaner dem Bauträger jedoch mit, dass seine Vorstellungen von der Bebauung den ihren im Grundsatz widersprechen. Auf Basis des Aufstellungsbeschlusses für einen neuen Bebauungsplan wurden die Pläne im Oktober 2013 zurückgestellt. Im Mai 2014 hat die Stadtverwaltung zusätzlich eine Veränderungssperre erlassen. Die ist sozusagen die Notbremse, um unerwünschte Bebauung zu verhindern. Da es auf dem Areal, wie an vielen anderen Stellen in Vaihingen, keinen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt, darf theoretisch nach Paragraf 34 gebaut werden. Dieser gibt lediglich vor, dass sich neue Bebauung grob an den umgebenden Gebäuden orientieren muss. Geschosshöhen, Dachformen, die Art der Nutzung – dies alles ist nicht definiert.

„Da ist ein Knick in der Planung“

Den Stadtplanern schwebt für den Bereich Möhringer Landstraße eine Beschränkung auf drei Geschosse vor. Außerdem sollen die Baulinien zurückgesetzt werden, um den Straßenraum zu öffnen und Platz für einen breiteren Gehweg, einen Radfahrstreifen und Grünflächen zu bekommen.

Bei der Neubebauung an der Möhringer Landstraße 14 hatte das Amt die Chance verpasst, die Bebauung zu beeinflussen. Das vordere Gebäude reicht direkt bis an die bisherige Baulinie. Das stellt auch für den von den Stadtplanern angedachten Radweg in Richtung Möhringen ein Problem dar – worauf Konrad Ruf (Freie Wähler) hinwies. Man sei zwar erfreut über die geänderten Pläne, sagte er. Aber: „Der Radweg ist von Ihnen durchgehend geplant, aber dort ist doch gar nicht genug Platz. Da ist ein Knick in der Planung.“ Susanne Frucht musste dies bejahen. „Es ist eine Interimslösung solange das Gebäude Nummer 14 noch steht“, sagte sie. In diesem Bereich müssten die Radler über die Straße geleitet werden.

Dies sei im Übrigen auch der Grund dafür gewesen, dass die Gespräche mit dem Bauträger über die Neuplanung äußerst schwierig gewesen seien. „Wenn man dort ein Provisorium machen kann, warum dann nicht bei ihnen auch?“, gab die Stadtplanerin die Argumentation der Firma Mörk wieder. „Wir sehen das aber nicht so. Wir bemühen uns sehr, die Möhringer Landstraße attraktiver zu machen“, sagte Frucht.

Noch ist der Bauantrag nicht eingereicht

Auch die CDU lobte das neue Bauvorhaben. „Wir sind begeistert“, so Wolfgang Georgii. Zum Gebäude Nummer 14 lautete sein Kommentar: „Es ist schiefgegangen, das ist nach Paragraf 34 genehmigt worden. Das Kind ist in den Brunnen gefallen, damit müssen wir jetzt leben.“ Konrad Ruf ließ die Sache keine Ruhe. Er hakte nach: „Da ist etwas versäumt worden?“ Frucht war die Frage sichtlich unangenehm; sie ließ sich keine zustimmenden Worte entlocken.

Gerhard Wick (SÖS) kündigte an, gegen das Bauvorhaben zu stimmen, weil er aufgrund der hohen Baudichte gegen den gesamten neuen Bebauungsplan dort sei. Kristin Wedekind (Grüne) lobte, dass in diesem Fall mit der genannten Kritik „sensibel umgegangen worden ist.“ Sie bitte, dass man in Zukunft früher auf die Bedenken des Bezirksbeirats höre.

Noch ist der Bauantrag allerdings nicht eingereicht. Es werde also vor Ende der Bürgerbeteiligung zum Rahmenplan für Vaihingen keine Genehmigung erteilt werden, erläuterte Frucht auf Nachfrage. Beim von Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt abschließend abgefragten Meinungsbild äußerten 14 Beiräte ihre Zustimmung, Wick stimmte mit Nein, Gabriele Glaßmann (Linke) enthielt sich.