Was früher ein Golfball war, ist heute ein Ring Foto: Weber

Golf wird immer mehr zum Breitensport. Während Fußballfans zur EM Trikots und Fähnchen als Accessoires haben, fehlt es den Golfern abseits des Platzes an Erkennungszeichen. Das will ein Erfinder jetzt ändern.

Stuttgart/Reutlingen - Es begann etwa vor einem halben Jahr mit dem „Bergdoktor“. Richard K. Weber schaute sich die Arztserie an, und da kam dem Uhrmacher und Betriebswirt die Idee: Schmuckringe aus Golfbällen! Das würde dort laufen, wo der Amateurgolfer seit Kurzem den Schläger schwingt, auf den Golfplätzen in der Region Stuttgart.

Heute betreibt der 58-Jährige, der in Heidenheim aufgewachsen ist, seine Firma in Riederich. Seit vierzig Jahren ist er in der Schmuckbranche und zuversichtlich, mit seinem Start-up-Unternehmen quasi ein Hole-in-one gelandet zu haben. Ein Schlag – ein Volltreffer. „Die Idee gibt es so noch nicht“, sagt er, „wer ein gutes Turnier gespielt oder ein Hole-in-one geschafft hat, stellt sich seinen Ball gern wie eine Trophäe ins Regal. Wir geben ihm die Möglichkeit, die Trophäe immer bei sich zu tragen, und machen einen Ring daraus.“ Wir, das sind Weber, zwei Ingenieure und Golfplatzsenioren im Ruhestand, eine Werbeagentur, die den Internetshop betreut, sowie ein Vertriebsmitarbeiter. Stylish Dimples heißt das Unternehmen, das jetzt den Durchbruch schaffen will.

Es mussten einige technische Hürden genommen werden

Der Grundstein dafür soll in Stuttgart und Umgebung gelegt werden. „Hier ist die Dichte an Golfern besonders groß, in Baden-Württemberg gibt es über 80 Golfplätze“, sagt Weber. Der Markt scheint also da zu sein. Doch die beste Idee ist nichts wert, wenn niemand davon erfährt.

„Neben der Bewerbung durch Events und in anderen Kanälen setzen wir stark auf Mund-zu-Mund-Propaganda“, erklärt der Gründer seine Strategie. Er hofft, dass vor allem Clubembleme, die in die Ringe eingearbeitet werden, den Neid der Clubs auf sich ziehen, die noch keine solchen Ringe haben. „Das Gute an einem Ring ist, dass er ja sichtbar getragen wird und damit automatisch für sich wirbt“, sagt Weber.

Bis dieser ansehnlich war, mussten einige technische Hürden genommen werden. „Es war nicht leicht, das Thermoplastik, mit dem die Golfbälle ummantelt sind, sauber zu schneiden. Aber wir haben es geschafft“, sagt Weber, der ausschließlich in der Region produziert. Der ausgeschnittene Streifen wird dann in die Fassung gelegt, die Standardversion kostet 289 Euro. Wer seinen Ring mit Diamanten veredeln will, kann auch tiefer in die Tasche greifen: Weber zieht ein Luxusexemplar für 4500 Euro hervor.

Männer bevorzugen die klassische Variante

Der ist wahrscheinlich eher was für die Frauen, deren Ehrgeiz auf dem Platz Weber bewundert. „Es spielen viel mehr Frauen, als man denkt – und sie stehen den Männern sportlich in nichts nach“, sagt er. Ihretwegen hat Weber auch verschiedenste Golfbälle im Angebot, falls jemand einen Ring aus einem unbespielten Ball erwerben will und nicht gerade eine Hole-in-one-Kugel zum Einschicken hat. Bunt gepunktet. Grell in Pink. Oder mit Blumenmuster.

Männer bevorzugen dagegen mehrheitlich die klassisch weiße Variante. „So funktioniert der Ring als Erkennungszeichen unter Golfern wahrscheinlich am besten“, sagt Weber. Die typische Oberfläche der Bälle habe hohen Wiedererkennungswert.

Darum will es der Unternehmer in naher Zukunft nicht bei Ringen belassen. „Ich will die Golfballoberfläche auch in Ohrringe oder andere Schmuckstücke integrieren“, sagt Weber, „so wird sie gleichzeitig fast komplett recycelt.“

Während das Schwabenland noch kaum erschlossen ist, macht Weber schon die nächsten Ziele für seine Idee aus. „Bald geht es in die USA“, sagt er. Dort werde Golf, das auch hier immer mehr zum Breitensport avanciert, in ganz anderem Ausmaß gespielt. „Es wird dort auch als normaler Sport und weniger elitär betrachtet“, sagt Weber. Die Hemmschwelle, einen Golfballring auch einfach so im Alltag zu tragen, könne dort niedriger sein. Durch den Internetshop sind Ländergrenzen für das Unternehmen aber ohnehin nicht so wichtig. Auf der Erde gibt es immerhin rund sechs Millionen aktive Golfer. „Das ist ein enormes Marktpotenzial“, sagt Weber. Der Herr der Golfringe träumt von der ganzen Welt.