Ein erfahrener Fluglehrer hilft interessiertem Schüler, ein Flugmodell zu steuern. Foto: Hans-Dieter Wolz

Hunderttausende Menschen frönen dem Bau von Flugzeug-Modellen und steuern in ihrer Freizeit ferngesteuerte Kleinflugzeuge. Für junge Leute ist das Hobby eine wichtige Anregung, um später einmal einen technischen Berufsweg einzuschlagen. Doch ein neues Gesetz bedroht den Modellflug und die damit befassten Vereine.

Kernen-Rommelshausen - Die Anweisungen des Fluglehrers folgen kurz aufeinander: „Kurve, Höhe, Seitenruder, langsam, nicht so hektisch – jetzt mehr Gas.“ Die junge Frau steuert mit Aufmerksamkeit und begeistert. Traditionell veranstalten die Modellflieger Rommelshausen am Beibach eine Flugschule für Jugendliche mit Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik aus dem Mittleren Neckarraum (MiNe-MINT).

Fluglehrer Wolfgang Ulmer gibt seiner Flugschülerin die nötigen Kommandos. Er kann aber auch selbst eingreifen: Die jungen Forscher der Klassenstufen 8 bis 11 verschiedener Gymnasien, die auf dem Gelände der Modellflieger Erfahrungen mit Flugmodellen und ihrer Steuerung machen, sind auf einer zweiten Fernsteuerung mit ihrem zugeteilten Testpiloten vom Verein gekoppelt. Bruchlandungen werden so vermieden.

Jugendliche bringen selbst aufgebaute Flugmodelle in die Luft

Die 13 Jugendlichen sind dennoch mit Kribbeln im Bauch am Wochenende an den Beibach gekommen. Die technisch besonders interessierten Schüler haben selbst aufgebaute Modelle mitgebracht, um sie nach viel theoretischem Unterricht praktisch in die Luft zu bringen. Jetzt helfen die erfahrenen Praktiker zu steuern, aber deren Hobby und ihr Verein sind bedroht.

Ein Kribbeln anderer Art hat der Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann (FDP) aus Rommelshausen daher in den Fingern verspürt. Das derzeit diskutierte Bundesgesetz zur Regulierung des Drohnenverkehrs trifft auch ferngesteuerte Modellflug-Objekte. Daher hat er einen Antrag im Landtag geschrieben, um die Landesregierung zu Auskünften bewegen – und anzuregen, das Hobby zu schützen: Die Landesregierung soll berichten, „welche Auswirkungen sie von einer generellen Flughöhenbegrenzung auf 100 Meter für den Modellflug in Baden-Württemberg befürchtet“ und „in welcher Weise sie sich gegenüber dem Bund für die Interessen des Modellflugs in Baden-Württemberg einsetzen wird, damit eine Novellierung der Luftverkehrsordnung auch in Zukunft eine angemessene Ausübung dieses Hobbys ermöglicht.“

100 Meter Flughöhe reichen für viele Modelle und Wettbewerbe nicht aus

Die Vereine sind alarmiert: Um die meisten ferngesteuerten Flugmodelle sicher und verantwortungsbewusst fliegen zu können, reichen 100 Meter nicht aus. Michael Schmid, der Vorsitzende der Modellflieger Rommelshausen, sagt: „Diese Einschränkung ist eine Katastrophe. Das ist, wie wenn die Formel 1 auf eine Geschwindigkeit von 100 Kilometer begrenzt wird. Junge Leute werden das Hobby nicht mehr ergreifen.“

Ein Vereinsmitglied warnt: „80 Prozent der Flugmodelle kann man dann in den Keller stellen.“ Besonders die großen Modelle und deren Wettbewerbe kommen erst über 100 Meter Höhe richtig in Gang. Für reine Segler-Modelle wiederum ist die nötige Thermik unter 100 Meter Flughöhe nur schwierig zu finden. „Dann werden die jungen Leute vor dem PC sitzen und an Flugsimulatoren spielen, statt ins Freie zu gehen und authentische Erfahrungen zu machen“, wendet eine Mutter ein.

Haußmann ist als Landtagsabgeordneter nicht direkt an der Gesetzgebung beteiligt, aber er warnt vor dieser Regulierung: „Das wäre wirklich existenziell für einen solchen Verein. Und damit entfällt eine Anregung für junge Menschen, einen Berufsweg in Technik und Naturwissenschaften einzuschlagen.“ Um solche Anregungen zu bieten, ist die Schüler-Ingenieur-Akademie, die mit den jungen Leuten zu Gast ist, gegründet worden. Eine Überregulierung des Modellfliegens würde ihr und ihren Schülern einen Bärendienst erweisen.