Der Adler ist die erste Dampflokomotive in Deutschland gewesen. Foto: Alexandra Kratz

Die Abteilung „Alte Spielzeugeisenbahnen“ lässt am ersten Adventswochenende 70 Züge über mehr als 800 Meter Gleis fahren.

Vaihingen - Hagen von Ortloff erinnert sich noch genau: „Als Kind war ich mal mit meiner Mutter in einem Spielzeugladen und durfte mir ein Geschenk aussuchen.“ Er entschied sich für eine kleine Modelleisenbahnlok. „Diese habe ich dann den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr aus der Hand gegeben“, sagt Ortloff. Seit Kurzem ist er Mitglied in der Abteilung Alte Spielzeugeisenbahnen der Sport- und Kulturgemeinschaft Stuttgart Max-Eyth-See. Besser bekannt ist er als „Eisenbahnromantiker“. Denn der Senior ist der Erfinder der SWR-Sendung „Eisenbahnromantik“, die der Sender noch heute zweimal täglich ausstrahlt. Ortloff war Moderator und Redaktionsleiter. Mittlerweile bekommt Ortloff Rente. Von Eisenbahnen hat er aber immer noch nicht genug: „Ich habe das mit der Muttermilch aufgesogen.“ Am Wochenende zeigt er einen Teil seiner privaten Sammlung im Bürgerforum neben der Schwabengalerie. Denn seit mehreren Jahren lädt die Abteilung Alte Spieleisenbahnen parallel zum Vaihinger Weihnachtsmarkt zu ihrer Ausstellung ein.

„Bei uns fährt, was bei Märklin nur in Vitrinen seht“, sagt der Vorsitzende Lüder Hugendubel stolz. „Das ist unser Credo. Wir wollen die Eisenbahnen in Betrieb zeigen.“ Zu sehen sind 15 Anlagen auf mehr als 700 Quadratmetern. 130 historische Lokomotiven und etwa 70 Personen- und Güterzüge fahren über mehr als 800 Meter Gleis und 140 Weichen. Zu sehen sind vor allem Modelle aus den Jahren 1895 bis 1955. Und zwar „in einmaliger Qualität“, wie Hugendubel betont. Die Lokomotiven werden mit Uhrwerk, Strom und sogar mit echtem Dampf betrieben.

Schnellbahnverkehr und Sonderzüge

Die Ausstellung steht in diesem Jahr unter der Überschrift Schnellbahnverkehr und Sonderzüge. „Wir zeigen Spitzenmodelle, deren Vielfalt und Seltenheit kaum Wünsche offen lässt“, sagt Hugendubel. Zu sehen sind beispielsweise die berühmten Lokomotiven Adler und Krokodil, der Schienenzeppelin, die Rheinuferbahn, der Orient-Express und der Gläserne Zug.

Eine besondere Attraktion ist der Katastrophenzug in Spur 1 von Märklin aus dem Jahr 1902. „Es ist sicher einmalig, den Katastrophenzug in Aktion zu sehen“, sagt Hugendubel. Der stellvertretende Vorsitzende Dieter Frey hat so ein Modell und wird es bei der Ausstellung am Wochenende präsentieren. Der Zug zerfällt bei einem Zusammenstoß in seine Einzelteile. Mit solchen Attraktionen wollen die Vereinsmitglieder jüngere Menschen wieder für das alte Spielzeug begeistern.

Begeisterung kann man nicht lernen

Doch woher kommt eigentlich die Begeisterung für die Modelleisenbahnen? „Das war das Spielzeug unserer Väter und Großväter“, sagt Ulrich Geiger, der ebenfalls stellvertretender Vorsitzender ist. Er habe mit zweieinhalb Jahren die erste Modelleisenbahn bekommen. Aber natürlich habe sein Vater immer ein wachsames Auge drauf gehabt. Schließlich kostete eine einzelne Lok damals manchmal mehr, als ein Arbeiter in einem Monat verdiente. Hagen von Ortloff beantwortet die Frage nach dem Woher anders: „Die Begeisterung für Modelleisenbahnen hat man oder man hat sie nicht. So etwas kann man nicht lernen.“