Das Stuttgarter Plus-Size-Model Samela Ramovic Foto: Ramovic

Der Traum lebt. Trotz Konfektionsgröße 48 will die Stuttgarterin Samela Ramovic (26) die Mode-Welt erobern. Als so genanntes Plus-Size-Model. Zwei Agenturen haben sie schon unter Vertrag genommen.

Stuttgart - Wenn Samela Ramovic (26) den Raum betritt, füllt sie ihn. Männer drehen sich nach ihr um. Sie ist hübsch. Und sie ist eine Erscheinung.

Aber dem gängigen Schönheitsideal entspricht sie nicht. Einsachtzig groß, Konfektionsgröße 48, goldene Hüften. Kurzum: eine echte Wuchtbrumme. In gewissen Spartensendern wäre sie wohl eine Kandidatin für den größten Verlierer (Biggest Loser). Stattdessen ist die Stuttgarterin auf dem Weg zu einer neuen Stil-Ikone.

Denn mit all den Hungerhaken auf dem Laufsteg können sich immer weniger Frauen identifizieren. Wer hat schon Größe 36? Erst recht nach der Geburt eines Kindes. „Wenig Frauen“, sagt Samela, „die meisten haben Größe 42 oder 44.“ In der Modebranche gelten Frauen ab Größe 38 als dick. Aber genau diese Durchschnittsfrauen stellen das Gros der Kundinnen. Ihnen sollen schöne, aber dicke Models signalisieren: Ihr seid auch mit großen Kurven gut angezogen.

Viele stehen zu ihren Pfunden - ein neuer Markt?

Von diesem Trend zum Runden profitiert Samela Ramovic, die kleine Schwester des früheren Kickers-Profis Sead Ramovic: „Viele stehen inzwischen zu ihren Pfunden. Da entsteht ein neuer Markt, auf den jetzt viele aufspringen.“

Designer, Modelabels und eben Models wie Samela Ramovic. Seit kurzer Zeit ist sie bei den beiden Agenturen Kurvenrausch und Madison unter Vertrag. Als Model für Übergrößen – oder wie es neudeutsch heißt: als Plus-Size-Model.

Auf den Laufsteg kam die gelernte Kosmetikerin und Drogistin aus Stuttgart-Feuerbach durch Zufall. „Ich schlenderte vergangenen Sommer mit meinem Freund durch München an einem Ulla-Popken-Store vorbei“, erinnert sie sich. Im Laden fand ein Plus-Size-Model-Casting statt. Motto: Deutschland sucht den Kurven-Star. Ihr Freund ermutigte sie: „Samela, mach doch mit!“ Es war ein guter Ratschlag. Samela Ramovic landete ganz vorne. Lohn ihres überzeugenden Auftritts: „Im Oktober 2014 durfte ich dann auf den Plus-Size-Fashion-Days in Hamburg laufen und hatte damit meinen ersten Modelvertrag in der Tasche.“

Mehr noch: „Ich habe durch ein Auswahlverfahren jetzt die Chance, nach Paris zu fahren und dort auf der Pulp-Fashionweek zu laufen.“

"Mit Modeln Geld verdienen wäre ein Traum"

Damit kommt sie ihrem Ziel immer näher: in den Olymp der professionellen Top-Models aufzusteigen. Noch arbeitet sie 30 Stunden in einem Drogeriemarkt. Dies zwar mit Leidenschaft, weil der Firmengründer Götz Werner mit seiner Philosophie für ein „total gutes Klima“ gesorgt habe. „Aber wenn ich eines Tages mein Geld mit Modeln verdienen könnte, wäre das ein Traum.“ Bisher bekommt sie für einen Auftritt als Plus-Size-Model 200 Euro plus Fahrgeld.

Ein Nasenwasser im Vergleich zu den Gagen, die beispielsweise die Tochter von David Hasselhoff einstreicht. Hayley Hasselhoff ist so etwas wie eine Vorkämpferin. Sie kontert stets die kritische Stimmen zu den XXL-Damen. Wenn Hayley Hasselhoff hört, sie und ihre Kolleginnen würden mit ihrer Wucht einen ungesunden Lebensstil glorifizieren, kontert sie: „Nur weil man nicht in die Größentabellen der traditionellen Modemarken passt, heißt das noch lange nicht, dass man krankhaft fettleibig ist.“

Gegen dieses Klischee protestiert auch Samela Ramovic: „Nur weil ich nicht dem gängigen Schönheitsideal entspreche, heißt das nicht, dass ich nicht fit bin.“ Sie geht ins Fitness-Studio oder schwitzt beim Zumba. „Ich fühle mich im Prinzip wohl so, wie ich bin. Aber wenn ich noch ein paar Pfunde weniger hätte, wäre das auch nicht schlecht.“

Sie liebt es zu essen

Erstens für die Karriere. Top-Models in der Plus-Size-Branche haben eine Konfektionsgröße zwischen 42 und 44. Zweitens „wäre es wohl noch gesünder“. Aber sie liebt es eben zu essen: „Ich bin halt kein Kalorienzähler, manchmal sogar ein Frustesser.“

Zum Beispiel dann, wenn sie Wildfremde wegen ihrer Fülle beleidigen. „Früher hat mich das sehr verletzt“, gibt sie zu, „heute gehe ich damit gelassener um.“ Sie hat sich sozusagen ein dickes Fell zugelegt. „Ich muss mich nicht mehr verstecken. Und ich will zeigen, dass man auch mit Kurven erfolgreich sein kann, wenn man mutig ist.“

Inzwischen schaut sie nicht nur ohne Reue in den Spiegel. Sie trägt ihre Schönheit auch nach außen. Nicht nur auf dem Laufsteg. So wie es sich heute gehört, auch in der digitalen Welt. „Ich habe einen eigenen Blog und poste regelmäßig Fotos auf Instagram“, sagt sie, „das soll Frauen mit üppigeren Formen inspirieren und motivieren.“

Den Blog findet man im Internet unter samelacurve.blogspot.com. Auf Instagram kann man Samela Ramovic unter samelacurve folgen. Wer Plus-Size-Modelle live erleben will: Am 24. April findet im Sheego-Shop im Milaneo ein Casting statt. In der Jury sitzt Samela Ramovic.