Immer wieder wird befürchtet, das Birkacher Feld könnte bebaut werden. Nun stellt sich die Frage, ob eine Stadtbahnlinie das wahrscheinlicher macht. Foto: Eveline Blohmer

Die Universität Hohenheim arbeitet an einem Masterplan und einem Mobilitätskonzept. Das bringt den Ausbau der Stadtbahntrasse entlang der Osumstraße und des Birkacher Feldes ins Spiel. Es kommt die Frage auf, ob damit die Freigabe zur Bebauung einhergeht.

Birkach/Hohenheim - Wenn die U 3-Trasse ausgebaut wird, bleibt die Natur auf der Strecke – und das Birkacher Feld wird über kurz oder lang zur Bebauung freigegeben. Das ist die Befürchtung von Hermann Birnkammer. Der ehemalige Leiter der universitären Versuchsstation wohnt unweit der Trasse, die die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) gegebenenfalls nutzen möchte, um die Verbindung zwischen Campus und Innenstadt zu verbessern.

Zum Hintergrund: An der Universität Hohenheim wird derzeit in großem Stil geplant, wie sich die Einrichtung in Zukunft aufstellt. Unter dem Titel Masterplan 2030 wird nach Möglichkeiten gesucht, neue Forschungsgebäude, Wohnheime, Kitas und Parkplätze auf dem Hohenheimer Campus entstehen zu lassen. Hand in Hand geht damit ein Mobilitätskonzept. Dieses hat zum Ziel, den Individualverkehr von Studierenden und Mitarbeitern zu reduzieren. Ein Mittel dazu ist nach Ansicht der Planer eine umsteigefreie Stadtbahnverbindung in die Innenstadt.

War zunächst angedacht, die U 3 von der Plieninger Garbe in Richtung Schloss und über den Campus laufen zu lassen, wurde das wegen der allzu sensiblen Gerätschaften der angrenzenden Institute verworfen. Favorisiert wird nun der Streckenverlauf entlang der Osumstraße und des Birkacher Feldes.

Anwohner: massiver Eingriff

Hermann Birnkammer sagt, er halte von dieser Lösung gar nichts. Der 77-Jährige beschäftige sich auch aufgrund der Verbundenheit zu seiner Uni mit dem Thema. Und er meint: „Wenn der Gleiskörper gebaut wird, gehen die ökologische Infrastruktur und die Identität dieses Quartiers verloren. Es wäre ein massiver ökologischer Eingriff.“ Außerdem vermutet Birnkammer, dass es nicht beim Trassenausbau bleiben würde: „Der Hintergrund ist klar erkennbar: Es geht um die Bebauung des Birkacher Feldes.“

Seine Vermutung gründet auf der Beobachtung, dass es keinen Bedarf für den Ausbau der Stadtbahnverbindung gebe: „Warum soll man für ein Gebiet, das so gut angeschlossen ist, einen weiteren Verkehrsträger installieren?“, fragt Birnkammer und gibt sich selbst eine Antwort: „Es ergäbe einen Sinn, wenn man das Birkacher Feld antastet“, sagt er und ist der Meinung, die Stadt wolle „den wertvollsten Ackerboden“ und die „ökologische Ressource in Hinblick auf Frischluftzufuhr“ für kostengünstiges Wohnen opfern – und damit gleichzeitig Fahrgäste für die ausgebaute Strecke generieren.

Sache der Politik

„In jedem Bereich, in dem wir ausbauen, kommt von jemandem die Frage, ob da überhaupt jemand fährt“, sagt Volker Christiani. Der Leiter der Planungsabteilung bei der SSB kann jetzt noch nicht sagen, ob sich eine Streckenführung über die Osumstraße für sein Unternehmen rechnen wird. Und auch die Frage, wie die Stadtbahn nach dem Birkacher Feld weitergeführt wird, ist noch offen. In den kommenden beiden Jahren solle sich zeigen, was technisch machbar ist, und dann gebe es auch eine Kosten-Nutzen-Bewertung. „Wir bauen Stadtbahnlinien nicht zu unserem Vergnügen, sondern damit die Leute möglichst gut angebunden sind“, sagt Christiani. Die Frage, ob sich der Ausbau nicht nur im Falle einer möglichen Bebauung des Birkacher Feldes rentieren würde, beantwortet er folgendermaßen: „Wenn es sich lohnt, wird es gemacht, wenn nicht, dann nicht. Alles Weitere ist Sache der Politik.“

Stadt verneint

Die Stadt lässt zu der Frage, wie wahrscheinlich die Freigabe des Birkacher Feldes zur Bebauung im Falle einer Stadtbahnlinie dort ist, verlauten: „Eine Bebauung kommt nicht in Betracht und wird weiterhin ausgeschlossen.“

Etwas vorsichtiger packt die Bezirksvorsteherin von Birkach und Plieningen das Thema an: „Ich bezweifle, dass es heißt, wir bebauen das Birkacher Feld, damit die SSB genügend Fahrgäste bekommt“, sagt Andrea Lindel und sagt aber auch: „Man weiß doch nicht, was in zehn Jahren ist, es ist ja nichts in Stein gemeißelt.“ Im Moment werde aber nach ihrer Kenntnis nicht daran gedacht, die Fläche, die sich an den westlichen Rand der birkachschen Siedlungsgrenze schmiegt, zur Bebauung freizugeben.

Dass die Trasse im Flächennutzungsplan freigehalten worden war, ist laut Lindel ganz normal. „So schnell rollen die Bagger nicht“, sagt die Bezirksvorsteherin. Sie wiederholt damit, was sie in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Plieningen-Birkach schon einem Anwohner der Osumstraße entgegnete, der sich nach den Plänen erkundigt hatte. Lindel ist allerdings auch der Meinung, dass „bis jetzt der Bus auch ganz ordentlich“ fährt. Für sie steht im Moment der Masterplan der Uni Hohenheim im Vordergrund.