Statt mit dem Auto per Bahn zur Messe? Die Stadt Stuttgart und der Verkehrsverbund Stuttgart können dank Unterstützung des Landes jetzt noch intensiver für den Umstieg werben Foto: Leif Piechowski

Neubürger sollen mit gezielter Beratung von den Vorzügen des öffentlichen Nahverkehrs informiert werden. Das Land unterstützt Stadt und Region Stuttgart bei der Kampagne finanziell.

Stuttgart - Wer in eine andere Stadt oder Region umzieht, muss sich um viele Dinge kümmern. Eine der zu klärenden Fragen ist, wie man vom neuen Zuhause zu seinem Arbeitsplatz, zum Einkaufscenter oder zu Behörden kommt. Alte Gewohnheiten in Bezug auf die Mobilität müssen nicht zwangsläufig in die neue Umgebung mitgenommen werden. Man orientiert sich neu. An diesem Punkt will das Landesministerium für Verkehr und Infrastruktur ansetzen.

„Ein Wohnortwechsel ist der beste Zeitpunkt, um Bürgerinnen und Bürger erfolgreich über alternative Mobilitätsangebote in ihrer neuen Gemeinde zu informieren“, heißt es aus dem Ministerium. Dabei schwingt die Hoffnung mit, dass „ein Umstieg vom eigenen Auto auf den ÖPNV in Betracht gezogen wird“. Um die Kommunen und regionalen Verkehrsverbünde beim Werben um Neubürger für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs zu unterstützen, hat das Land nun erstmals ein über drei Jahre laufendes Förderprogramm aufgelegt.

Von den insgesamt 400 000 Euro geht ein dicker Batzen an die Landeshauptstadt und die umliegende Region. Förderbescheide erhielten noch vor Jahresende die Stadt Stuttgart (116 000 Euro) und der Verkehrsverbund Stuttgart mit Ditzingen (50 000 Euro). „Wir haben uns in der Antragstellung eng mit dem VVS abgestimmt und freuen uns über das Ergebnis“, sagt Wolfgang Forderer, Leiter der städtischen Abteilung Mobilität.

Individuelle Beratung

Die Mittel sollen dazu verwendet werden, beim sogenannten Neubürgermarketing dem Thema Mobilität noch stärkeres Gewicht zu verleihen. Rund 50 000 Zuzügler verzeichnet Stuttgart jährlich, alle werden mit einem Willkommenspaket begrüßt, das auch über die vielfältigen Fortbewegungsmöglichkeiten informiert. „Und wir wollen im Welcome-Center für neu zugezogene Bürger eine gezielte und individuelle Mobilitätsberatung anbieten“, sagt Forderer. Mit mehr Personal und neuer Technik soll der bisherige Service optimiert werden. Der VVS entwickelt hierfür gerade ein neues Online-Beratungstool für Neubürger, das bis Mitte des Jahres greifen wird.

Auch die Zusammenarbeit mit den Mobilitätsmanagern bei den großen Arbeitgebern wie Daimler oder Bosch soll ausgebaut werden. „Das ist für uns als Stadt eine Riesenchance“, glaubt Wolfgang Forderer. Innerhalb der im Herbst 2015 gestarteten Kampagne „Stuttgart steigt um“ gelte es „an allen Ecken und Enden dafür zu arbeiten“. Helfen kann dabei auch eine Vereinfachung des bisherigen „Schnupper-Abos“ der VVS in Verbindung mit einem Handy-Ticket. Entwickelt wird vom Verkehrsverbund außerdem eine persönliche Mobilitätsberatung vor Ort.

Neben der Stadt und dem Verkehrsverbund Stuttgart sind noch Tübingen, Sulzfeld, Verkehrsverbund Schwäbisch Hall und der Waldshuter Tarifverbund in die erste Stufe der Landesunterstützung aufgenommen worden. „Die Erfolgsquoten anderer Kommunen zeigen, dass wir mit relativ wenig Fördergeld sehr viel bewirken können. Nur wer die guten Angebote vor Ort kennt, wird sie auch nutzen“, sagt Verkehrsminister Wilfried Hermann. München dient dabei als Musterbeispiel. Von den mit einem Neubürgerpaket versorgten 43 000 Haushalten vermeldet die bayerische Landeshauptstadt einen Rücklauf von 25 Prozent.