Dieser Mast steht in Tübingen. Was die Höhe angeht, dürfte die Funkantenne für Plieningen etwa gleich sein: 20 Meter. Der Transport des Masts ist nicht ohne. Foto: Sägesser

In zwei Wochen will eine Mobilfunkfirma einen 20 Meter Hohen Mast mit einer Antenne aufstellen. Doch die Zufahrt zum Feld macht noch Probleme. Das entfacht die Hoffnungen der Anwohner, die den Mast eigentlich nicht haben wollen.

Plieningen - Die Schwierigkeiten sind ihre letzte Hoffnung. Lennart Carstensen und seine Frau Silvia gehören zu den Anwohnern der Schießhausstraße, die sich seit Jahren gegen einen geplanten Mobilfunkmast wehren. Ob er gebaut werden darf oder nicht, mussten letztlich die Richter entscheiden. Die Stadt Stuttgart hatte den Bau nicht genehmigen wollen, der Betreiber zog vor Gericht. Die Richter urteilten 2009 zugunsten der Mobilfunkfirma Telefónica Germany, damals O2. In zwei Wochen soll die 20 Meter hohe Antenne aufgestellt werden. Doch es gibt Probleme. Und an die klammern sich die Gegner nun.

„Nach Fertigstellung des Fundaments wird der Mast mit einem Lkw zur Baustelle gebracht“, teilt ein Sprecher des Betreibers mit. Wie der Lastwagen den Mast allerdings zu seinem Bestimmungsort bringt, ist nach Angaben der Stadt Stuttgart bislang ungeklärt. Der Spediteur habe beantragt, mit einem Schwertransport über einen Feldweg zu fahren. So sagt es Hubert Bernhardt vom Tiefbauamt. Dieser Weg führt zu dem Grundstück, für das sich die Betreiberfirma seinerzeit Baurecht erstritten hatte. Wie sich der Unternehmer die Zufahrt vorstellt, möchte sich Hubert Bernhardt nächste Woche bei einem Vor-Ort-Termin erklären lassen.

Der Feldweg gilt als ökologischer Ausgleich für die Messe

Mit jenem Feldweg ist es nämlich so eine Sache. Während sich die Anwohner vor allem um ihre Gesundheit und das Landschaftsbild sorgen, war der Weg damals vor Gericht das zentrale Argument für die Vertreter der Stadt. Der Feldweg gilt als ökologischer Ausgleich für den Messebau. Deshalb muss er unbefestigt bleiben. Sollte ein Schwertransport über ihn fahren, muss er hinterher genauso aussehen wie vorher. Das ist schwieriger, als es sich anhört.

Diese strikten Auflagen sind anscheinend nicht ohne. Denn der beauftragte Unternehmer sucht offenbar nach Alternativen. Er soll Leute angesprochen haben, die an die künftige Baustelle angrenzende Grundstücke besitzen. So ist es von einem zu hören, bei dem es vor zwei Wochen an der Tür geklingelt hat. Er will anonym bleiben, berichtet aber von dem großen Interesse an seinem Acker. „Der ist heiß begehrt gewesen“, sagt er. Ihm sei von einem Mitarbeiter der Spedition ein vierstelliger Betrag geboten worden, dafür, dass der Lastwagen über sein Feld rollen darf. Er hat aber abgelehnt. Bei jenem Haustürgespräch hat der Landwirt unter anderem erfahren, dass es erhebliche Probleme mit der Zufahrt gibt. Der Mann habe ihm gesagt, notfalls würde der Mast eben mit dem Helikopter gebracht werden.

Telefónica Germany indessen gibt sich unserer Zeitung gegenüber gelassen. „Nach aktueller Planung ist ein Überfahren privater Grundstücke Dritter nicht erforderlich“, teilt der Firmensprecher mit. „Die Nutzung des Feldweges ist mit der Baugenehmigung beziehungsweise Baufreigabe durch die Stadt Stuttgart für alle mit Bau und Betrieb des Standortes verbundenen Arbeiten erlaubt.“

Der Lastwagen darf nicht einfach so auf dem Weg fahren

„Wie man zu einer Baustelle kommt, das wird durch eine Baugenehmigung nicht geregelt“, widerspricht Kirsten Rickes, die Leiterin des Baurechtsamts. Und beim Ordnungsamt ist bislang kein Antrag für die Sondernutzung des Feldwegs eingegangen. „Feldwege sind nur für den landwirtschaftlichen Verkehr zugelassen“, sagt Bernd Eichenauer, Leiter der städtischen Straßenverkehrsbehörde. Der Lastwagen darf also nicht einfach so auf diesem Weg fahren.

Der Streit um den geplanten Mast nahe der Schießhausstraße ist inzwischen ein alter. Heiß her ging es vor allem in den Jahren 2008 und 2009. In den Jahren des Disputs hat der Betreiber seine Prioritäten zunächst auf andere Standorte gerichtet. Zeitweise stand sogar die Überlegung im Raum, auf den Funkmast in Plieningen ganz zu verzichten. Das war vor mehr als zwei Jahren.

Lennart Carstensen, seine Frau Silvia und die anderen Anwohner der Schießhausstraße beobachten die derzeitigen Entwicklungen gespannt. Carstensen will mindestens einmal die Woche mit der Stadt telefonieren, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Fürs Erste beruhigen ihn die Zweifel, die ein Vertreter des Tiefbauamts ihm gegenüber geäußert hat: dass der Lastwagen 27 Meter lang sein soll und von der Echterdinger Straße aus wohl kaum um die Kurve in den Feldweg biegen könne.

Für die Bürger ist jedes Problem eine gute Nachricht. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Carstensen. Und ob der Mast tatsächlich auf dem Luftweg aufs Plieninger Feld gelangt, bezweifelt er. „Das wird dann abartig teuer.“