Der Terminkalender der Mobilen Jugendarbeit ist mehr als voll. Eine 50-Prozent-Stelle, so die Argumentation der Stammheimer Runde, reicht nicht aus. Foto: Kai Müller

Die Stammheimer Runde fordert eine zusätzliche 100-Prozent-Stelle für die Mobile Jugendarbeit.

Stammheim - In einem offenen Brief hat sich die Stammheimer Runde vor kurzem an die Bezirksbeirats- und Gemeinderatsfraktionen sowie an Bürgermeisterin Isabel Fezer gewendet. In dem Schreiben wird gefordert, dass in Stammheim eine zusätzliche 100-Prozent-Stelle für die Mobile Jugendarbeit eingerichtet wird.

Zu wenig Zeit, zu viele Jugendliche – so lässt sich nach den Worten der stellvertretenden Stammheimer Bezirksvorsteherin und Kinderbeauftragten Susanne Laufenberg die aktuelle Situation der Mobilen Jugendarbeit beschreiben. Laufenberg ist festes Mitglied der Stammheimer Runde, in der Vertreter aller Institutionen sitzen, die im Bezirk etwas mit Kinder- und Jugendarbeit zu tun haben. Seit rund zwei Jahren gibt es im Bezirk eine 50-Prozent-Stelle, die momentan von Chris Sluiter besetzt ist. Zuvor hatten Bezirksbeirat, Polizei und Vertreter von Jugendhilfeeinrichtungen freilich jahrelang dafür kämpfen müssen, dass der Gemeinderat Geld dafür bewilligt. Die halbe Stelle, das betont Laufenberg, reiche allerdings nicht aus. So gebe es immer wieder Beschwerden aus der Bevölkerung. In erster Linie würden sich die Bürger über Jugendliche aufregen, die sich abends auf der Straße treffen und dann Lärm machen. Doch auch in anderen Bereichen läge einiges im Argen, so fehle es an Betreuungsangeboten für Mädchen.

„Es muss rechtzeitig etwas getan werden“

In dem offenen Brief wird darauf verwiesen, dass der Bedarf an Mobiler Jugendarbeit in den vergangenen Monaten und Jahren stark angestiegen sei. „Mit einem 50 Prozent Stellenanteil kann den zunehmenden Problemen im Stadtbezirk nicht adäquat und nachhaltig begegnet werden“, heißt es in dem Schreiben vom 16. März. Aufgrund des geringen Stellenanteils sei kein Team wie in anderen Stadtbezirken, sondern nur eine einzelne Person in der Mobilen Jugendarbeit tätig, deshalb gebe es keine Synergieeffekte. Auch bestehe keine Möglichkeit der Vernetzung, Vertretung und Aufgabenteilung. Abhilfe könne nur eine zusätzliche 100-Prozent-Stelle schaffen. Mit dem offenen Brief, so Laufenberg, wolle man die Leute aufrütteln, ehe es zu spät sei.

„Es muss rechtzeitig etwas getan werden“, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin. Wichtig wäre, dass die Mobile Jugendarbeit so früh wie möglich bei auffälligen Heranwachsenden eingreife. Und nicht nur das: Vor dem Hintergrund geplanter Aufsiedlungen, beispielsweise im Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert, sei bereits jetzt absehbar, dass die Zahl der Jugendlichen in Stammheim in den kommenden Jahren deutlich zunehmen werde. Zudem dürfe nicht aus den Augen gelassen werden, dass künftig eventuell Flüchtlinge nach Stammheim kommen, deren Nachwuchs dann ebenfalls betreut werden müsste.

Träger der Mobilen Jugendarbeit in Stammheim ist die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft. Der Aufgabenbereich von Chris Sluiter, so bestätigt Marcus Moreno, Bereichsleiter für offene Kinder und Jugendarbeit, sei sicherlich groß und er stoße an seine Grenzen. Kompensiert würde die Situation zum Teil durch Mitarbeiter des Kinder- und Jugendhauses. Deren Aufgabe sei nicht ans Haus gebunden, sondern beinhalte auch den „Sozialraum Stammheim“. Grundsätzlich, so gibt Moreno zu bedenken, dürfe man die Aufgaben der Mobilen Jugendarbeit nicht mit denjenigen der Polizei verwechseln. Ebenso wenig könne man davon ausgehen, dass Heranwachsende ständig unter der Kontrolle von Pädagogen sein wollen. Und nicht jeder Teenager, der sich auf der Straße mit seinen Freunden treffe, mache Blödsinn.