Der Plieninger Swen Warncke will mit anderen Mittelalterbegeisterten einen Verein gründen. Ziel ist es, in Stuttgart einen Mittelaltermarkt zu etablieren.
Plieningen - Nein, eine Rüstung würde Swen Warncke bei der Septemberhitze ungern tragen, gibt er zu. Aber er sitzt ja auch an einem Tisch im Biergarten an der Plieninger Garbe und nicht am Lagerfeuer eines Mittelaltermarkts. Dann wäre er ohnehin nicht mehr Swen Warncke, sondern Herzog Swenson von Falkenhorst. So steht es auch auf der Internetseite der von ihm mitgegründeten „Historischen Mittelaltergruppe Stuttgart“.
Der virtuelle Herzog hat im 13. Jahrhundert ein schweres Los. Er zieht los zu einer Grenzpatrouille, nur um nach getaner Arbeit die heimische Burg niedergebrannt und deren Bewohner dahingemeuchelt vorzufinden. Deshalb ist er unterwegs, um Gleichgesinnte zu finden, mit deren Hilfe er die Übeltäter ausfindig machen kann.
Sie spielen mittelalterliche Charaktere
Klingt fantastisch, und soll es auch. Denn die Gruppe um den Plieninger Mittelalterbegeisterten besucht regelmäßig Mittelaltermärkte. Ihre Charaktere versuchen sie so glaubhaft wie möglich zu spielen. Dazu sei eben auch eine Art Plot nötig, erklärt Swen Warncke. Die Mittelalterfreunde haben aber noch Größeres vor. Sie sind gerade dabei, einen eingetragenen Verein zu gründen. Ihr Ziel ist die Gründung des ersten Stuttgarter Mittelaltermarkts. Für Swen Warncke hinkt ausgerechnet die Landeshauptstadt bei der Darstellung mittelalterlichen Lebens hinterher. „Ich sehe das auch im Landesmuseum. Da gibt es eine große Abteilung zu den Römern und auch viel zur Steinzeit. Zum Mittelalter findet sich dagegen wenig“, sagt Warncke.
Andere Städte im Umland sind aus seiner Sicht viel weiter. Warncke nennt als Beispiel den Esslinger Weihnachtsmarkt mit Verkaufsständen, die Mittelalterartikel anbieten. „Das ist in Esslingen jedes Jahr der Renner und würde sicher auch in Stuttgart gut laufen“, sagt Swen Warncke. Ein Problem aus seiner Sicht ist es aber, einen geeigneten Ort zu finden. Er könnte sich vorstellen, dass ein solcher Markt wie in Esslingen ein Teil des Stuttgarter Weihnachtsmarkts werden könnte. Sicher ist er, dass sich viele Aussteller finden würden. „Da müsste man eben mal rumtelefonieren“, sagt Swen Warncke.
Das Gewand wirft viele Fragen auf
Er und seine Mitstreiter würden auf einem Stuttgarter Mittelmarkt ein Lager aufbauen und für Besucher bereitstehen, die Fragen rund um die vergangene Epoche haben. „Sobald ich in Gewand herumlaufe, kommen die Leute und wollen ein Foto von mir machen“, sagt Swen Warncke. Der Mittelalterbegeisterte muss nicht lange überlegen, um die Anziehungskraft des aus seiner Sicht nur vermeintlich dunklen Zeitalters zu erklären: „Die Menschen kamen ohne Luxus aus. Da sind wir inzwischen ganz anders.“