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Finanzchef Ulrich Ruf verkündet als Bilanz des Jahres 2011 ein Plus von 71.000 Euro.

Stuttgart - Bei der Freiluft-Premiere in der Mercedes-Benz-Arena saßen sich die Mitglieder (auf den Sitzen der Haupttribüne) und der Vorstand (auf einer Bühne auf dem Rasen) wie gehabt frontal gegenüber. Ungewohnt war das Ambiente. Um einer allzu hitzigen Atmosphäre und unbedachten Emotionen der Mitglieder vorzubeugen, hatte der VfB unter Hinweis auf die Stadionordnung eingeladen: „Analog den Heimspielen dürfen keine Flaschen, Messer oder als Wurfgeschosse verwendbare Gegenstände ins Stadion mitgenommen werden.“

Dabei blieben Turbulenzen nicht nur aus – die 1046 stimmberechtigten Mitglieder bildeten den Rahmen für eine überaus harmonische Versammlung. Kritik wurde nur bei der Entlastung des Aufsichtsrats laut, die mit 56,5 Prozent an Ja-Stimmen (43,5 Prozent Nein) nur knapp durchging. Der Vorstand kam auf 75,2 Prozent Ja-Stimmen. Die angestrebte Entscheidung im Streit um das Vereinswappen endete wie das Hornberger Schießen: Das aktuelle Wappen hat weiter Bestand.

Auch die Bilanz, die Finanzchef Ulrich Ruf für das Geschäftsjahr 2011 präsentierte, war keine Aufregung wert. Nach einem Minus von 2,242 Millionen Euro im Vorjahr rutschte der VfB in dem Zeitraum, der die Rückrunde 2010/11 und die Hinrunde 2011/12 umfasste, wieder in die Gewinnzone. Mit 71 000 Euro fiel das Plus allerdings bescheiden aus, und ohne den Transfer von Bernd Leno zu Bayer Leverkusen hätte Ulrich Ruf erneut rote Zahlen verkünden müssen. Die rund acht Millionen Euro Ablöse für den Torhüter, die der VfB im Dezember 2011 kassierte, fielen gerade noch in den Bilanzzeitraum. „Das war ein Glücksfall, der aber aufzeigt, dass es für den VfB sportlich und wirtschaftlich notwendig ist, auf die eigene Jugend zu setzen“, sagte Gerd Mäuser.

„Wir stehen ordentlich da“

Immerhin, die Eckdaten der Bilanz verheißen ein stabiles Fundament. So blieb der Gesamtumsatz mit 116,969 Millionen Euro auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr (117,702), auch das Vereinsvermögen von 21,6 Millionen Euro blieb stabil (Vorjahr: 21,5). Dagegen drückte der Verein seinen Schuldenstand von 12,7 auf 4,7 Millionen Euro und die Gehaltskosten für seinen Profikader von 56,7 auf 47,282 Millionen Euro. „Wir stehen ordentlich da“, sagte Mäuser und widersprach dem Vorwurf, der VfB lege Transfererlöse auf die Seite, anstatt sie zu reinvestieren: „Wir sind kein Sparclub. Wir gehen sogar ins Risiko, weil wir unseren Kader halten wollen.“

Finanzchef Ruf untermauerte dies mit einer Transferbilanz seit 2007. In diesem Zeitraum hat der Verein 90,6 Millionen Euro an Transfereinnahmen verbucht. Dem standen 66,5 Millionen Euro an Transferausgaben gegenüber – auf den ersten Blick ein deutliches Ungleichgewicht. Die Rechnung geht aber auf, weil Ruf weitere Posten hineinrechnet – 15,2 Millionen Euro für Beraterhonorare bei Vertragsverlängerungen und 25,0 Millionen Euro Kosten für den Nachwuchsbereich. So stehen den Transfereinnahmen von 90,6 Millionen Transferausgaben von 106,7 Millionen Euro gegenüber. Daraus folgt für Mäuser: „Ohne Transferüberschuss kommen wir sofort in die Bredouille.“ Ein Ausweg liege im Jugendbereich. „Wir bitten Sie, den Weg der nachhaltigen Förderung unserer Talente mitzugehen“, bat Mäuser die Mitglieder.

Kurios endete die Debatte über eine mögliche Rückkehr zum alten Vereinswappen. Da das Wappen kein satzungsrelevantes Thema darstellt, ist eine Abstimmung auf der Mitgliederversammlung nicht möglich. Der Vorstand bot aber ein Schlupfloch in Form einer elektronischen Abstimmung dieses und künftiger anderer Themen außerhalb der Versammlung an. Mit 60,4 Prozent Ja-Stimmen der Anwesenden wurde die erforderliche Dreiviertelmehrheit jedoch verfehlt. Damit ist das Thema Wappen vorerst vom Tisch. Es kann nur vom Vorstand auf die Tagesordnung einer Mitgliederversammlung gesetzt oder von dem Gremium einfach beschlossen werden, was aber unrealistisch ist. „Eine Wappenänderung würde den Verein bis zu 500 000 Euro kosten“, sagte Mäuser. Die Ausgaben kann sich der VfB sparen.