Demonstration vor der Bosch-Zentrale auf der Schillerhöhe in Gerlingen Foto: dpa

Der Stuttgarter Bosch-Konzern gilt als sozial verantwortungsbewusst – nun will er eine traditionsreiche Sparte verkaufen. Ist das die Abkehr vom dem eigenen Anspruch oder schlicht eine Notwendigkeit?

Stuttgart - Demonstranten auf der Schillerhöhe, vor der Zentrale des Bosch-Konzerns: Das sind ungewohnte Töne in einem Unternehmen, das in seinen über 125 Jahren den Ruf aufgebaut, nicht auf den schnellen Gewinn zu schielen und fair mit den Mitarbeitern umzugehen. Dies Mitarbeiter des Bereichs Starter und Generatoren fühlen sich offenbar alles andere als fair behandelt - sie fühlen sich verkauft, und es ist nicht mehr weit zu dem Eindruck, auch der soziale Bosch beteilige sich nun am großen Monopoly, bei dem Mitarbeiter wie Schachfiguren behandelt werden.

Sich von Geschäftsbereichen zu trennen, ist auch für Bosch nichts Ungewöhnliches. 2013 verkauft man das Solargeschäft, das man erst wenige Jahre zuvor mit Milliardenaufwand aufgebaut hatte - es hatte im Preiskampf mit asiatischen Billiganbietern keine Chancen. Zumindest auf den ersten Blick erscheint die Lage bei den Anlassern anders: Schließlich führt man diese Sparte gerade aus den roten Zahlen. Stellt sich Bosch also ohne Not gegen die eigenen Mitarbeiter?

So eingängig der Vorwurf ist - mit dem Verhalten bei der Starter-Sparte lässt er sich nicht belegen. Denn der Konzern begründet den Verkauf damit, dass der Bereich zu klein sei, um auf Dauer im Preiskampf zu bestehen, der sich gerade bei technologisch weniger anspruchsvollen Produkten verschärfen wird. Überdies ist die Sparte in Wachstumsregionen wie den USA und Asien kaum vertreten. Das klingt nicht nach kalter Gewinnmaximierung, sondern eher nach vorausschauender Strategie, die Probleme wahrnimmt, bevor sie unübersehbar geworden sind.

Dennoch hat Bosch im Umgang mit den Beschäftigten einen Ruf zu verteidigen – und wird sich an dem Anspruch messen lassen müssen, fair vorzugehen. Dass die Arbeitnehmer nun das Recht bekommen, sich über einen möglichen Widerspruch gegen ihre Ausgliederung Zeit zu lassen, bis ein Käufer gefunden ist, kann als Zeichen gelten, dass man die Beschäftigten nicht buchstäblich verkaufen will.