Appelle alleine reichen nicht – diese Erkenntnis setzt sich in Stuttgart allmählich durch. Foto: dpa

Nach Porsche fördert auch Daimler das Fahren mit Bus und Bahn. Das ist lobenswert, doch da fehlt doch noch jemand – meint Kommentator Jan Sellner.

Stuttgart - Von einer „Bewegung“ spricht Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Das ist etwas hoch gegriffen, zweifellos aber ist in Stuttgart einiges in Bewegung gekommen: Immer mehr Unternehmen springen auf den Jobticket-Zug auf und legen ihren Mitarbeitern mit einem finanziellen Zuschuss den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel nahe. 454 Firmen sind es laut Stadtverwaltung inzwischen. Kleine, große – und sehr große: wie Porsche und neuerdings auch Daimler. Die gestrige Ankündigung des Autobauers, seinen rund 80 000 Mitarbeitern in Stuttgart und Umgebung jeweils zehn Euro zuzuschießen, wenn sie sich für den Kauf eines Jahresabos des VVS entscheiden, ist bemerkenswert und verdient Beifall.

Daimler hat wie Porsche erkannt, dass es so nicht weitergehen kann, dass Umstiegs-Appelle allein in den mit Feinstaub versetzten Wind gesprochen sind, dass es vielmehr finanzieller Anreize für Berufspendler bedarf, wenn die von 2018 an drohenden Fahrverbote in Stuttgart abgewendet werden sollen. Den großen Arbeitgebern kommt hier eine besondere Vorreiter- beziehungsweise Umsteiger-Rolle zu, denn nur, wenn sich viele beteiligen, lassen sich beim derzeitigen Fahrzeugbestand positive Effekte erzielen.

Wer wüsste das besser als die Autohersteller und ihre Zulieferfirmen? Insofern verwundert es, dass Bosch nicht längst mit an Bord ist. Das Unternehmen sollte sich der Jobticket-Initiative alsbald anschließen. Nicht, weil in Stuttgart „Grüne Staubfänger“ („Süddeutsche Zeitung“) am Werk wären, sondern weil Bosch eine werteorientierte Unternehmensphilosphie vertritt. Konkret geht es hier um den Wert Gesundheit.

Unterstützenswert ist übrigens auch der Wunsch von Daimler, die Stadtbahn U19 bis zum Mercedes-Werk in Untertürkheim auszubauen. Klar ist: Wenn man dem Feinstaubproblem Herr werden will, muss vieles zügig in Bewegung kommen. Auch im Gemeinderat. Stuttgart und der Kampf gegen den Feinstaub – ein klarer Fall für vereinte Kräfte.

jan.sellner@stzn.de