Bei der Essensausgabe war für den OB die Griebenwurst-Welt noch in Ordnung. Foto: N. J. Leven

Eine misslungene Büttenrede beim Griebenwurstvesper im Filderstädter Stadtteil Sielmingen sorgt im Anschluss für heftiges Bauchgrimmen.

Filderstadt - Das Sielminger Griebenwurstvesper wird ein Nachspiel haben. Der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub will sich als Mitveranstalter zeitnah mit den Verantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft Sielminger Vereine zusammensetzen. „Es ist mir ein Anliegen, dass Gespräche über die Inhalte der Veranstaltung aufgenommen werden.“ Darauf habe er sich in einem Telefonat mit dem Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Willy Stoll, verständigt, sagte der Oberbürgermeister auf Nachfrage.

Zu diesem Krisentreffen kommt es, weil eine Büttenrede am Schmotz’gen Doschdig bei der Traditionsveranstaltung in der Gemeindehalle zahlreiche Besucher empört hat. In die Rolle der Katze Miez geschlüpft, hatte der Redner Rainer Schweizer, der Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Sielmingen, auf Kosten von Flüchtlingen und Politikern sehr derbe Witze gerissen.

„Beschämendes Niveau“

Daraufhin hatten zahlreiche Besucher, darunter der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel, die Grünen-Gemeinderatsfraktionsvorsitzende Catherine Kalarrytou, ihr SPD-Pendant Walter Bauer sowie die evangelische Pfarrerin Gabriele Brückner und der katholische Pfarrer Andreas Marquardt spontan die Veranstaltung noch während der laufenden Büttenrede verlassen, ihr Missfallen aber nicht vernehmbar bekundet.

„Das war daneben“, kommentierte Bauer tags darauf und bescheinigte dem Beitrag ein „beschämendes Niveau“. Marquardt, der in Rottweil aufgewachsen und nach eigenen Angaben „sehr mit der Fastnacht verwurzelt“ ist, begründete seine Saalflucht so: „Das war unerträglich für mich.“ Oberbürgermeister Traub hatte den Auftritt mit versteinerter Miene verfolgt. Anschließend vermochte der als Guggenmusik auftretende Musikverein keine gelöste Stimmung mehr zu erzeugen.

OB reagiert auf verunglückten Auftritt

Horst Alber, der als stellvertretender Vorsitzender die Gäste des Griebenwurstvespers begrüßt hatte, räumte ein, dass die Büttenrede „grenzwertig war“. Die Organisatoren hätten Schweizers Beitrag vorab nicht gekannt: „Wir zensieren nicht“, sagte Alber. Im Vorstand und gemeinsam mit dem Filderstädter Oberbürgermeister werde man nun besprechen, „was wir in dieser Sache unternehmen, beispielsweise, ob wir uns distanzieren“.

„Das Flüchtlingsthema ist viel zu ernst“, sagte Oberbürgermeister Traub. „Es eignet sich weder für Satire noch für Witzchen.“ Weil sich die Stadt und viele Ehrenamtliche für die in Filderstadt untergebrachten Flüchtlinge stark bemühen, sei es ihm sehr wichtig, auf diesen verunglückten Auftritt zu reagieren, erklärte er.

Rainer Schweizer bedauert, dass seine Büttenrede auf derartige Ablehnung gestoßen ist. Vielleicht habe er das Thema „zu ernst“ angegangen, Auf jeden Fall habe er weder Asylanten angreifen noch ihren Ruf beschädigen wollen. Als Vorsitzender des Kleintiervereins habe er bereits 2015 eine Büttenrede gehalten, die bei allen „supergut“ angekommen sei. Dieses Mal sei das „vollkommen in die Hose gegangen“. Er werde in Zukunft die Finger von solchen Themen lassen.