Burnham (Mitte) kann ihr Glück kaum fassen: Die Cree-Indianerin ist Miss Universe Foto: dpa

Die Kanadierin Ashley Burnham trägt als erste Ureinwohnerin den Titel Miss Universe. Die 25-Jährige nutzt ihre Popularität vor allem, um auf die Situation in den Indianer-Reservaten hinzuweisen.

Edmonton - Es ist ein ungewöhnlicher Auftritt einer ungewöhnlichen Frau. Als Ashley Burnham im eng geschnittenen Outfit auf den Laufsteg tritt, klimpert es bei jedem einzelnen Schritt. Für ihren Auftritt im Finale der Miss-Universe-Wahl hat sich die junge Kanadierin Dutzende Glöckchen an ihr perlenbesticktes Kleid annähen lassen – so wie sie es aus ihrer traditionellen Heimat kennt. Und auch als frischgebackene „Schönste Frau des Universums“ setzt sie sich für die Belange ihres Volkes ein. Burnham gehört zu den Cree-Ureinwohnern und ist die erste Titelträgerin mit indigenen Wurzeln in der 63-jährigen Geschichte des Wettbewerbs.

Bei Tanzveranstaltungen und Pow-Wows trägt die 25-Jährige regelmäßig Kleider mit bimmelnden Schellen. In der Tradition ihres Volkes steht das Klingeln für einen Akt der Reinigung, des Heilens und des Neuanfangs. „Der Wettbewerb war für mich die perfekte Plattform, um vor der ganzen Welt authentisch über meine eigenen Erlebnisse zu erzählen“, sagt Burnham.

Miss Universe hat eine harte Kindheit und Jugend durchmachen müssen. Aufgewachsen ist sie in einem Reservat nahe der kanadischen Stadt Edmonton, hat über Jahre bei Pflegeeltern gelebt und dabei den Zusammenbruch ganzer Familien in ihrem Reservat erlebt. Wie viele indigene Mädchen und Frauen in Kanada ist auch sie immer wieder Opfer von häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch geworden.

Indianertänze statt Drogen und Alkohol

Mittlerweile spricht ganz Kanada über die couragierte junge Frau. Die Cree-Indianerin überzeugte die Wettbewerbsjury am vergangenen Samstag im weißrussischen Minsk nicht nur bei äußerlichen Kriterien. Vielmehr konnte sie, wie beim Miss-Universe-Wettbewerb gefordert, auch soziales Engagement nachweisen und schlug sich bravourös bei Interviews und Diskussionen zu gesellschaftlichen Themen. Dabei nutzte Burnham das öffentliche Forum, um auf die prekäre Lage vieler Ureinwohnerinnen in Nordamerika aufmerksam zu machen, denn in vielen Reservaten gehören soziales Elend und Gewalt bis heute zum Alltag.

Den Juroren schilderte sie, wie sie sich durch eine Rückbesinnung auf ihre indigene Kultur, durch traditionelle Zeremonien und Tänze aus dem Teufelskreis von Gewalt, Drogen und Alkohol befreien konnte. Seitdem arbeitet sie erfolgreich als Schauspielerin, Model und Motivationstrainerin und beteiligt sich an zahlreichen Wohltätigkeitsorganisationen.

Mit ihrem Titel will Burnham jetzt anderen Ureinwohnerinnen Mut machen, den Weg der Versöhnung zu suchen und nicht in Alkohol- und Drogenmissbrauch abzugleiten. „Meine Kultur hat mir das Leben gerettet“, ist die junge Siegerin überzeugt. Ihr Schellen-Kleid auf dem Laufsteg von Minsk war dafür das perfekte Symbol.