Der Geschäftsführer von Hertha BSC, Michael Preetz. Foto: dpa

Die Fans diskutieren den Einstieg eines Groß-Investors bei Hertha. Manager Preetz setzt auf die Langzeitwirkung der neuen Millionen und will die Strategie nicht ändern. Ein Blick auf den Branchenprimus FC Bayern ordnet das Berliner Engagement des US-Finanzinvestors ein.

Die Fans diskutieren den Einstieg eines Groß-Investors bei Hertha. Manager Preetz setzt auf die Langzeitwirkung der neuen Millionen und will die Strategie nicht ändern. Ein Blick auf den Branchenprimus FC Bayern ordnet das Berliner Engagement des US-Finanzinvestors ein.

Berlin - Auch beim sportlichen Heimauftakt des Jahres gegen den 1. FC Nürnberg wurde bei Hertha BSC weiter kräftig über den Millionen-Deal mit einem US-Finanzinvestor diskutiert. Erstmals hat mit Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. ein globaler Investor Anteile an einer Profiabteilung der Fußball-Bundesliga übernommen, der Wirtschaftsunternehmen aufkauft und mit möglichst maximalem Gewinn wieder verkauft. „Mit dieser Vereinbarung erreichen wir vier zentrale Ziele: Nachhaltige Kostenersparnis, umfangreiche Entschuldung, positives Eigenkapital und längerfristige Planungssicherheit“, erklärte Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller.

Hertha spricht von einer „strategischen Partnerschaft“, die mindestens sieben Jahre läuft - Chance und Risiko zugleich. Schiller zeigte sich rundum zufrieden. „Wir sind nicht reich. Aber wir haben den wichtigsten Meilenstein in der Geschichte von Hertha BSC erreicht“, sagte er vor dem Nürnberg-Spiel bei Sky. „Wir sind einen Riesenschritt vorangekommen“, betonte Manager Michael Preetz zu den 61,2 Millionen Euro, die durch die von KKR bereits auf das Hertha-Konto geflossen sind. Mit rund 20 Millionen Euro übernimmt KKR 9,7 Prozent der Hertha BSC GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Der Wert des Berliner Fußball-Unternehmens wurde auf 220 Millionen Euro taxiert.

Den Rest der insgesamt 61,2 Millionen Euro investiert die US-Beteiligungsgesellschaft nach Hertha-Angaben in „andere Komponenten“. Neben einer Bonuszahlung für die Vertragsunterschrift soll der Club gut 36 Millionen Euro im Vorgriff auf künftige, schon gesicherte Einnahmen erhalten haben. Falls KKR seine Club-Anteile wie im Vertrag eingeräumt auf 33,3 Prozent erhöht, würde kein neues Geld fließen, Hertha müsste aber dann auch kein Geld zurückzahlen. „Hertha BSC hat kein Darlehen aufgenommen. Alle Maßnahmen, die wir mit KKR beschlossen haben, dienen dazu, die Eigenkapital-Seite von Hertha zu stärken“, erklärte Schiller in der „Berliner Morgenpost“ (Sonntag).

Transfers in astronomischer Höhe werde es nicht geben

Die derzeitigen Bankkredite von rund 37 Millionen Euro will Hertha mit dem frischen Geld ablösen, dazu verkaufte Rechte zurückholen. Dadurch soll die Ausgabenseite im Jahresetat mit einem hohen einstelligen Millionenbetrag entlastet werden. Der Investor setzt offenbar auf eine Wertsteigerung des Unternehmens Hertha und der gesamten Bundesliga sowie auf die besondere Attraktivität des Hauptstadtstandorts Berlin. „Wenn Hertha BSC an Wert gewinnt, gewinnt auch der Partner“, sagte Schiller.

Sofortige Auswirkungen auf die sportliche Situation hat der Deal nicht. „Klar und deutlich, unsere Strategie wird sich überhaupt nicht ändern“, betonte Preetz. „Wir setzen nicht auf die nächsten Wochen, nicht auf den Rest der Saison 2013/14 und auch nicht auf 2014/15, sondern auf einen längeren Zeitraum“, sagte der Manager.

Doch die Berliner können deutlich optimistischer auftreten - auch in Personalfragen. Die Stürmer Adrian Ramos und Pierre-Michel Lasogga sollen längerfristig gebunden werden. „Was ich bestätigen kann ist, dass beiden Vertragsangebote vorliegen. Unser Interesse ist es, dass beide für Hertha in der nächsten Saison auf Torejagd gehen“, sagte Hertha-Manager Michael Preetz vor dem Ligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg am Sonntag dem TV-Sender Sky.

Transfers in astronomischer Höhe werde es nicht geben, Hertha plant die laufende Saison mit einem Etat von knapp 70 Millionen Euro. „Diese Bundesliga ist unterhalb von Bayern München unglaublich eng“, betonte Preetz. Und: „Wir werden nicht mit dem Geldkoffer unterwegs sein.“

Die Investition von 61,2 Millionen Euro relativiert sich auch beim Blick auf die Konkurrenz. Beim Hamburger SV etwa könnte mit dem Modell „HSV Plus“ von Ex-Aufsichtsratschef Ernst-Otto Rieckhoff die Ausgliederung der Profiabteilung und der Verkauf von Anteilen bis zu 24,9 Prozent realisiert werden. Bis zu 100 Millionen Euro Einnahmen in den kommenden Jahren erhoffen sich die Initiatoren damit. Von Clubs wie Dortmund, Schalke oder Wolfsburg bleibt Hertha ohnehin wirtschaftlich weit entfernt.

Bei Branchenprimus Bayern stehen noch ganz andere Zahlen in den Büchern. Die FC Bayern München AG hat in der Triple-Saison 2012/13 393,9 Millionen Euro umgesetzt, zusammen mit der Allianz Arena München Stadion GmbH waren es 432,8 Millionen Euro. Die 61,2 Millionen Euro des Hertha-Investors würden nicht einmal ein Drittel der jährlichen Personalkosten des Rekordmeisters (202,8 Millionen Euro) decken.