Sein größter Skandal-Kampf: Mike Tyson (links) im Kampf gegen Evander Holyfield am 28. Juni 1997. Foto:  

Er ist verantwortlich für einen der größten Skandale der Boxgeschichte: Mike Tyson biss in seinem Kampf gegen Evander Holyfield zweimal in dessen Ohr und wurde disqualifiziert. Nun feiert die Boxlegende seinen 50. Geburtstag.

Stuttgart - Mit roher Gewalt stürmte er einst auf den Box-Thron, mit ebensolcher Wucht zerstörte er sein eigenes Werk wieder. 1986 wurde Mike Tyson jüngster Schwergewichts-Weltmeister aller Zeiten. Es folgten drei Jahrzehnte, die von einer rasanten Achterfahrt mit Triumphen, Abstürzen und Tragödien geprägt waren. 2003 meldete der K.o.-König Privatinsolvenz an und kämpfte sich wieder ins Leben zurück. Den 50. Geburtstag am Donnerstag begeht der einstige K.o.-König im Wohlstand.

„Ja, ich bin wieder Millionär, aber ich bezahle immer noch meine Schulden“, berichtete Tyson im Dezember 2015 in einem TV-Interview bei CNBC. 23 Millionen Dollar (ca. 20 Millionen Euro) betrugen die Verbindlichkeiten des zweimaligen Champions. Aus dem Dreck gezogen wurde Tyson von seiner dritten Ehefrau Lakiha Spicer. Spicer schrieb auf Basis der Auto-Biografie „Mike Tyson - The Undisputed Truth“ (Die unbestreitbare Wahrheit) ein Ein-Mann-Theaterstück. Damit verdient der einst „böseste Mensch auf dem Planeten“ (Tyson) gutes Geld. Die Shows im MGM Grand Casino in Las Vegas sind gut gebucht (bis zu 250 Dollar pro Person), und auch auf dem Broadway trat er bereits auf.

Ein bewegtes Leben

Tyson nimmt das Auditorium auf eine beklemmende Reise durch sein Leben. Mit heller, kindlicher Stimme und vulgärer Sprache erzählt er von seiner Kindheit im New Yorker Ghetto Brownsville, seiner alkoholsüchtigen Mutter Norma, seiner Liebe zu Tauben, davon, wie er stahl, in ein Jugendgefängnis und dadurch zum Boxen kam, von seinen Kämpfen, davon, dass Don King ihm einst 8000 Dollar pro Woche für Handtücher berechnet habe und von seinen Skandalen.

Sportlich war Tyson in der darbenden Schwergewichts-Szene der 1980er Jahre die Sensation. Der legendäre Trainer Cus d’Amato, unter dem Floyd Patterson schon jüngster Schwergewichts-Weltmeister wurde, formte aus dem Ghetto-Kid eine Kampfmaschine. Mit 25 Knockouts in seinen ersten 27 erfolgreichen Kämpfen stieg Mike Tyson am 22. November 1986 im Las Vegas Hilton in den Ring. Auch WBC-Champ Trevor Berbick hatte keine Chance.

Der Unbezwingbare

Nach nur 335 Sekunden war Tyson im Alter von 20 Jahren und 144 Tagen jüngster Champion aller Zeiten. Mit dem 91-Sekunden-Knockout gegen den hochgehandelten Michael Spinks 1988 erarbeitete sich „Iron Mike“ den Nimbus der Unbezwingbarkeit. Den nahm er sich dann selbst - außerhalb des Seilgevierts. Durch den Tod von Trainer d’Amato verlor er die Führung. Seine erste Ehefrau Robin Givens zerrte auf der einen, Don King an der anderen Seite. In diesen Turbulenzen kassierte Tyson gegen 42:1-Außenseiter James „Buster“ Douglas 1990 in Tokio seine erste Niederlage.

1992 folgte die Verurteilung zu sechs Jahren Haft wegen Vergewaltigung. Drei Jahre später wurde Tyson, mittlerweile zum Islam konvertiert, vorzeitig entlassen und holte sich zwei WM-Gürtel zurück. Diese verlor er 1996 überraschend an Evander Holyfield und ließ sich im Rematch am 28. Juli 1997 zu einer Entgleisung für die Ewigkeit hinreißen, als er Holyfield ins Ohr biss. „Man hätte mich mit einem Elektroschocker zur Vernunft bringen müssen. Ich wollte Holyfield töten“, sagte Tyson, der damals die Box-Lizenz verlor.

Auf den Thron kehrte Tyson nie zurück, landete 1999 erneut im Gefängnis, ging 2002 gegen Lennox Lewis schwer k.o. und hörte nach der Pleite gegen Kevin McBride 2005 endlich auf. Nach 50 Siegen, 44 Knockouts und sechs Niederlagen blieb nichts. „500 Millionen Dollar“ habe er verprasst, gestand Tyson. Zum Beispiel für einen Privatzoo mit Tiger oder einen Fuhrpark mit angeblich 62 Autos.