Migrantinnen können vormittags Deutschkurse belegen. Foto: Abt. Integration, Stadt Stuttgart

Die Stadt organisiert in den Stadtbezirken Deutschkurse und Seminare für Migranten. In Untertürkheim und Wangen gibt es spezielle Kurse für Mütter.

Obere Neckarvororte - Von Jahr zu Jahr wird Stuttgart mehr zur Stadt der kulturellen und sprachlichen Vielfalt. Hier leben Menschen aus 170 Nationen, 40 Prozent aller Einwohner und 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren haben einen Migrationshintergrund. In den Oberen Neckarvororten sind die Zahlen teilweise sogar noch etwas höher: In Obertürkheim haben 41 Prozent der Einwohner ausländische Wurzeln, in Untertürkheim sind es mehr als 45 Prozent, in Hedelfingen 42 Prozent, und in Wangen haben mit 51 Prozent mehr als die Hälfte der Menschen einen Migrationshintergrund.

Um diesen Bürgern das Leben zu erleichtern und ihnen eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, bietet die Stadt ihnen Beratung, Unterstützung und Sprachkurse an. Das reicht von Alphabetisierungskursen über Integrationsangebote bis hin zu Deutschkursen mit begleitender Kinderbetreuung. Diese und weitere Angebote hat die Abteilung Integration der Stadt in den Bezirken vorgestellt.

Mütter lernen in einem Kurs das deutsche Schulsystem kennen

Einer der Kurse für Migranten nennt sich „Mama lernt Deutsch“ und richtet sich speziell an Mütter, die noch nicht gut genug Deutsch können, um einen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge konzipierten Integrationskurs zu absolvieren.

„Mama-lernt-Deutsch“-Kurse gibt es seit mehr als zehn Jahren. Aktuell werden sie an 15 Stuttgarter Schulen angeboten – auch in den Oberen Neckarvororten. „Derzeit gibt es diese Kurse an der Wilhelmsschule in Untertürkheim und der Wilhelmsschule in Wangen“, sagt Ingrid Pavlus-Vidinlioglu von der Abteilung Integration. „Die Kurse sind aber auch für Frauen aus den Nachbarbezirken offen.“ In Untertürkheim sind in den Kursen vor allem Türkinnen und Russinen; in Wangen nehmen außerdem viele Frauen aus Indien teil.

Der Kurs soll Müttern Selbstbewusstsein vermitteln

Die „Mama-lernt-Deutsch“-Kurse finden zweimal pro Woche vormittags statt, sodass die Mütter ihre Kinder zum Kindergarten oder zur Schule bringen und sie später wieder abholen können. Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden Schulthemen. Die Mütter lernen zum Beispiel, wie man einen Stundenplan liest oder eine Entschuldigung schreibt.

„Das Lehrbuch zum Kurs ist thematisch mit dem Schulalltag der Kinder verknüpft“, sagt Ayse Özbabacan von der Abteilung Integration. „Die Mütter lernen per Lehrbuch das deutsche Schulsystem kennen und bekommen Kontakt zu anderen Frauen. Das schafft Selbstbewusstsein.“ Auf diese Weise sollen die Frauen motiviert werden, nach dem „Mama-lernt-Deutsch“- Kurs einen – sprachlich anspruchsvolleren – Integrationskurs zu absolvieren.

Dass die Kurse den Alltag in Stuttgart erleichtern, zeigt das Beispiel von Eva Gomez aus Spanien. Sie hat an einem „Mama-lernt-Deutsch“-Kurs in Untertürkheim teilgenommen und ist froh darüber. „Ich habe im Kurs viel gelernt“, sagt sie. „Ich kann jetzt ohne Probleme meine Kinder telefonisch entschuldigen, und ich habe Freundinnen gefunden.“ Neben den Kursen für Mütter macht die Abteilung Integration noch viele weitere Angebote. Väter mit Migrationshintergrund nehmen zum Beispiel nach den Worten von Ayse Özbabacan in der Regel gleich an einem Integrationskurs teil, um in Stuttgart einer Arbeit nachgehen zu können. Außerdem gibt es spezielle Kurse für Flüchtlinge, eine gute Zusammenarbeit mit den Migrantenvereinen und immer mehr Angebote für ältere Menschen. In der Begegnungsstätte Wangen sind viele ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter mit Migrationshintergrund aktiv, die Veranstaltungen organisieren. In der Begegnungsstätte in Hedelfingen werden Sprachkurse für Ältere angeboten. Seminare, Sport oder Eltern-Kind-Treffs organisiert auch das städtische Elternseminar in allen vier Oberen Neckarvororten.

Einbezug von Unternehmern mit Migrationshintergrund

In den Bezirken sollen nach den Worten von Özbabacan die Unternehmer mit Migrationshintergrund in die Stadtteilarbeit eingebunden werden. Auch die politische Teilhabe der Menschen sei wichtig. Özbabacan: „Migranten sollten auch in den Bezirksbeiräten vertreten sein.“