Mit einem Countdown bereit Microsoft seine Nutzer vor Foto: StN

Ab April stopft Microsoft keine Sicherheitslücken mehr beim Betriebssystem Windows XP. Wir erklären, was das für die Nutzer bedeutet - und was für Möglichkeiten sie haben.

Stuttgart - Ab April stopft Microsoft keine Sicherheitslücken mehr beim Betriebssystem Windows XP. Wir erklären, was das für die Nutzer bedeutet - und was für Möglichkeiten sie haben.

Das Problem

Schadsoftware, die den Rechner fremd steuert, Datenklau, Gefahren beim Online-Banking: Am Stammtisch des Stuttgarters Heino Steinicke wird heftig diskutiert, was im April mit all den PCs passiert, auf denen noch das Betriebssystem Windows XP läuft. Denn 13 Jahre nach der Einführung stellt der Hersteller Microsoft die technische Unterstützung ein. Ab 8. April werden neue Sicherheitslücken nicht mehr geschlossen. Noch läuft Windows XP jedoch auf bis zu 30 Prozent aller Computer in Deutschland. Auch auf dem von Heino Steinicke.

„Wer mit seinem Computer im Internet unterwegs ist, sollte sich jetzt auf jeden Fall ein neues Betriebssystem zulegen“, sagt Matthias Gärtner vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Denn erfahrungsgemäß sei es so, dass Angreifer Sicherheitslücken in Betriebssystemen sofort ausnutzen – erst recht, wenn sie damit fast jedem dritten Computernutzer in Deutschland schaden können.

Lösung 1: PC aufrüsten

Um künftig weiterhin sicher im Internet surfen zu können, möchte Heino Steinicke ein neueres Betriebssystem installieren. Das Problem: Sein Rechner ist über fünf Jahre alt. Er hat nicht genug Arbeitsspeicher und Festplattenkapazität, um einen der umfangreicheren Nachfolger Windows 7 oder Windows 8 zum Laufen zu bekommen. Auch der Drucker ist mit den neueren Betriebssystemen nicht mehr kompatibel. Steinicke überlegt, sich den Rechner von einem Computerexperten aufrüsten zu lassen. Das würde ihn gut 300 Euro kosten.

„Das kann man sicher machen. Ich würde bei Computern ab einem Alter von sechs bis acht Jahren aber eher dazu raten, den PC gleich auszutauschen“, sagt Computerexperte Günter Born, der mehrere Bücher über Windows und andere Betriebssysteme geschrieben hat. Denn die Aufrüstung vom Fachmann sei teuer. Sie selbst zu übernehmen, rät er nur Bastlern, die viel Fachwissen und Zeit haben.

Lösung 2: PC tauschen

Für 300 bis 500 Euro gibt es einen neuen Rechner, auf dem aktuelle Betriebssysteme laufen – oft müssen diese jedoch noch extra dazugekauft werden. Bei Windows 8 ist das kein Problem: Das gibt es für etwa 120 Euro überall im Fachhandel. „Da Microsoft Windows 7 nicht mehr selbst vertreibt, gibt es das Betriebssystem hingegen vor allem noch im Online-Handel“, sagt Computerexperte Born. Kosten: etwa 60 Euro. „Wer Geld sparen will, fragt beim Fachhändler nach einem gebrauchten PC mit Betriebssystem, der ist meist für 200 Euro zu haben.“

Lösung 3: XP tauschen

Kann auf dem PC noch ein aktuelleres Betriebssystem installiert werden, muss man lediglich die entsprechende DVD kaufen oder sich das Programm aus dem Internet auf eine DVD oder einen USB-Stick herunterladen. Startet man dann den Rechner, meldet sich der Installationsassistent und führt den Nutzer schrittweise durch die Installation. Funktioniert das nicht, drückt man direkt nach dem Start des Rechners die Taste „Entfernen“, „F8“ oder „F11“.

Bevor man diesen Schritt macht, sollten jedoch die Daten von der Festplatte auf einen USB-Stick oder eine externe Festplatte kopiert werden. Denn bei der Neuinstallation eines Betriebssystems kann es notwendig sein, die Festplatte zu formatieren – dann sind alle darauf gespeicherten Dokumente, Fotos und Programme weg.

Lösung 4: XP behalten

„Wer mit seinem Rechner nicht ins Internet geht, kann Windows XP unbesorgt so lange weiter nutzen, bis der PC kaputt geht“, sagt Günter Born. Denn Schadprogramme nutzen meist den Weg über das Internet. Auch wer nur hin und wieder im Internet unterwegs sei und keine datenempfindlichen Dinge wie Online-Banking nutze, muss seiner Meinung nach nicht unbedingt das Betriebssystem wechseln. Matthias Gärtner vom BSI ist da strenger: „Schadprogramme wie Trojaner können sich über den Besuch aller möglichen Internetseiten auf dem PC einnisten. Von dort leiten sie dann Daten aus oder steuern den Rechner fern, um ihn für weitere Angriffe zu nutzen.“ Er empfiehlt deshalb jedem Internetnutzer, nach dem 8. April nicht mehr mit einem Rechner mit Windows XP zu surfen.

Betriebssystem wählen

Wer bislang Windows XP nutzt, wird mit Windows 7 die wenigsten Probleme haben, denn die beiden Systeme haben eine ähnliche Oberfläche. „Auch Office-Programme oder ältere Bildbearbeitungsprogramme laufen darauf problemlos“, sagt Günter Born. Bis zum Jahr 2020 unterstützt Microsoft Windows 7 mit Aktualisierungen. Es ist allerdings nicht mehr in jedem Fachgeschäft, sondern vor allem im Internet erhältlich.

Bei Windows 8 hingegen sind sich Experten einig: Die Umstellung fällt deutlich schwerer. So sieht allein die Desktop-Ansicht mit ihrer Kacheloberfläche ganz anders aus und ist vor allem für Tablet-PCs geeignet. Windows 8 ist zudem deutlich teurer als Windows 7.

Wer eine größere Umstellung nicht scheut, aber kein Geld für ein neues Betriebssystem ausgeben will, ist mit Ubuntu von Linux gut bedient. Zumal es deutlich weniger Arbeitsspeicher, Prozessorgeschwindigkeit und Festplattenspeicher braucht als Windows 7 und 8 – und damit auch noch auf einem älteren Rechner ohne Aufrüsten laufen könnte. Da es nur wenige Menschen nutzen, bietet es einen guten Schutz vor Schadsoftware und Computerviren. Es funktioniert jedoch komplett anders als Windows, auch kann es sein, dass passende Treiber für Scanner oder Drucker fehlen.