Ramona Bernhard (li.) ist die neue Frau an der Seite von Oliver Burghart. Der war zuvor mit Mia Gray verheiratet. Foto: Oliver Burghart/Michele Danze

Die heutigen Playmates wollen mehr sein als die Gespielinnen eines Playboys. Eine Geschichte um Silikon, Scheinwelten, selbstbewusste Bunnys und die schwierige Suche nach der Wahrheit.

Stuttgart - Es gab Zeiten, da sind pubertierende Knaben in den Altpapiercontainer geklettert, um wie nach der Nadel im Heuhaufen nach einem „Playboy“ zu suchen. Heute müssen sie nur ein paar Mal auf ihrem Smartphone klicken, um Frauen in allen nackten Lebenslagen zu sehen. Wie nur, fragt man sich, hat es die deutsche Ausgabe des Herrenmagazins trotz unbegrenzter Erotik-Möglichkeiten im Internet geschafft, im letzten Quartal die Auflage zu steigern (um 2.2 Prozent auf 300 000 verkaufte Hefte)? Sind im „Playboy“ etwa die Reportagen, deretwegen die Männer bereits in den 1970ern das Häschen-Heft zu kaufen gelobten, besser geworden? Oder die Witze lustiger?

Hier ein aktueller „Playboy“-Witz:

Sagt der Friseur: „Ihr Haar wird langsam grau.“ Antwortet der Kunde: „Kein Wunder, bei Ihrem Arbeitstempo.“

Wir sehen: „Alles, was Männern Spaß macht“ (so lautet der Untertitel des „Playboy“ seit Männergedenken), muss nicht immer Schweinkram sein. „Wir wollen Männer nicht nur unterhalb der Gürtellinie anregen“, sagt Chefredakteur Florian Boitin, „sondern auch in den oberen Regionen.“ Sein Team halte sich an das alte Gebot von Billy Wilder: „Du sollst nicht langweilen!“

Die beste Unterhaltung des Monats Mai spielt sich jedoch abseits des neuen Heftes ab. Es ist der Stoff, aus dem die Quoten der RTL-Dschungelshow sind. Es geht um zwei Playmates, um das Scharmützel von zwei Schönen, die in enger Beziehung zu Stuttgart stehen – oder besser gesagt: zu einem Mann, der „OB“ genannt wird. Nicht Fritz Kuhn, der Oberbürgermeister, ist gemeint – Drahtzieher ist Oliver Burghart, 43, der Chef der Werbeagentur Dolz & Burkhart. Als er vor drei Jahren das ModelMia Gray heiratete, ging’s im Bunny-Outfit nach Las Vegas . „Eine Traumhochzeit wie im Märchen“, frohlockte ein Boulevardblatt damals. Das Paar, das eine gemeinsame Tochter hat, fehlte danach auf kaum einem roten Teppich der Schwaben.

Das wahre Leben hält sich selten an die Happy-end-Formel eines Märchens: Wie so viele Lieben endete auch das Glück von OB und seiner Mia jäh. Schon kurz nach der medial groß gespielten Trennung waren beide neu liiert. Mia Gray fand OK – den Sänger Oliver Kobs, der für sie inzwischen Sponsoren sucht und „große Deals“ an Land zieht.

Und kaum war die blonde Ramona Bernhard die Neue an Burgharts Seite, hat er sie als Playmate platziert. Wer in der Mai-Ausgabe nicht nur schauen, sondern auch lesen mag, erfährt, dass die Krankenschwester gern Sex an ungewöhnlichen Orten hat (also auf dem Wiesn- Riesenrad,am See-Ufer und im Auto). So genau wollen wir es gar nicht wissen – doch diese Offenheit kurbelt das Bunny-Geschäft an, bei den es um viel Geld geht, das später verdient werden kann. Für etliche ist der Playmate-Job das Sprungbrett für lukrative Model-Aufträge. Sie nehmen Platten auf, treten in TV-Shows auf – vieles wird möglich, wenn sie sich mal ausgezogen haben. Aber leicht ist es nicht. Die Konkurrenz ist groß.

Stuttgarts Partywelt hat ein neues Klatschthema. Ramona und Mia, erzählt man sich, sind sich spinnefeind und gehen sich aus dem Weg. Hier die eloquente Dunkelhaarige mit asiatischen Wurzeln, die witzig sein kann und mit ihrem Lächeln viele verzaubert. Da die Blondine, die von sich sagt, sensibel und sozial zu sein, die sich vorgenommen hat, auf dem Jakobsweg zu pilgern, um sich neu zu entdecken. Abenteuerlich sind die Vorwürfe beider Seiten, die sich auf dem Gerüchtekarussell drehen.

Was die Sache noch komplizierter macht: Burghart bleibt Mias Manager. Der Vertrag endet erst in zwei Jahren. „Es ärgert mich nicht, dass er seine Neue in den ,Playboy’ gebracht hat“, sagt Mia, „ich habe das hinter mir und war Playmate des Jahres.“ Doch eines stellt sie klar: „Ich bin nicht mehr bereit, für meinen Ex-Mann zu lügen.“

Man hat den Skandal um die Vorabendserie „Newtopia“ bei Sat 1 gar nicht gebraucht, bei dem sich ein „einmaliges TV-Experiment“ als Scripted-Reality-Format entpuppt hat, als Schummel-Programm also. Wir ahnten es schon längst: In der Medienwelt reicht oft die Realität allein nicht, um genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie wird „dramaturgisch optimiert“, wie Insider sagen. Indem Mia Gray erklärt, für ihren Ex-Mann „nicht mehr lügen“ zu wollen, gesteht sie ein, dass sie es früher getan hat.

Auf den Jahrmärkten waren einst Damen ohne Unterleib die Attraktion. Heute sieht man den Unterleib ohne Dame, ehe die Playmates alles geben, um sich vom Dummchen-Image zu befreien. Sie wollen mehr sein als die Gespielin eines Playboys.

Was ist gelogen? Oder ist es in Wahrheit eine Lüge, dass alles gelogen ist? Oliver Burghart sieht es so: „Manchmal muss eine Agentur für die Künstler Dinge einfach schillernder erzählen – das ist Marketing.“

Ungelogen ist, dass nicht nur Kurven eine attraktive Frau ausmachen. Ein Chirurg kann die Brüste vergrößern – fürs Kleinhirn geht dies bisher nicht. Nicht gelogen ist auch, dass man nach einer Trennung nicht immer fair über den anderen spricht.

Vieles, was über die Playmates im Umlauf ist, dürfte nicht stimmen. Hoffentlich kehrt bald Ruhe ein, und jede geht ihren Weg. Oder klopft RTL an? Die beiden wären die Idealbesetzung für einen Zickenkrieg im Dschungel. Bei Playmates – der Name sagt es – geht es ums Spiel. Und bei einem Spiel kann nicht jede gewinnen.

Ramona Bernhard sagt, dass sie Angst vor den Reaktionen auf den „Playboy“ hat: „Die Menschen, für die ich als Krankenschwester da bin, sind sehr krank und haben andere Dinge im Kopf als Nacktheit.“ Doch wer weiß, vielleicht tun ihnen auch Späße gut.

Hier noch ein „Playboy“-Witz:

Termin beim Scheidungsrichter. „Sie haben ein Jahr lang nicht mit Ihrer Frau gesprochen“, wettert ihr Anwalt. „Ich wollte sie nicht unterbrechen“, keift der Ehemann zurück.