Musikalischer Protest gegen Donald Trump in Mexiko. Foto: EFE

„Wir sind Verbündete, Partner und Nachbarn“ verkündete Mexikos Staatschef Pena Nieto nach einem Telefonat mit dem frisch gebackenen US-Präsidenten Donald Trump. Als unmittelbarer Nachbar wird Mexiko eventuelle politische Kurswechsel von Amerika als Erstes zu spüren bekommen.

Mexiko-Stadt - Kein Land wird die Folgen von Donald Trump im Weißen Haus schneller und schmerzvoller spüren als Mexiko, wenn der Präsident dann das umsetzt, was der Kandidat angedroht hat. Die Konsequenzen für das südliche Nachbarland könnten zu einem sozialen und wirtschaftlichen Kollaps führen, fürchten Experten. Mögliche Abschiebungen von elf Millionen Mexikanern ohne Papiere, die Aufkündigung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta und die Blockade oder Besteuerung des Auslandsüberweisungen, um damit den Bau einer Grenzmauer zu bezahlen sind die Themen, die in Mexiko die Regierung genauso wie die Menschen besorgen.

Verbündete, Partner und Nachbarn

Staatschef Enrique Peña Nieto brauchte nach dem aus mexikanischer Sicht niederschmetternden Wahlergebnis vom Dienstagabend einen halben Tag, um sich zu sammeln. Dann griff er zum Hörer und rief Trump an. Danach betonte er, dass Mexiko trotz der Beleidigungen und Drohungen weiter eng mit den USA zusammenarbeiten wolle. „Wir sind Verbündete, Partner und Nachbarn“, sagte der Staatschef anschließend. Viel anderes bleibt Peña Nieto auch nicht übrig. Denn beide Staaten sind vor allem wirtschaftlich, aber auch sozial eng miteinander verbunden.

Aber wie wahrscheinlich ist es, dass die im Wahlkampf gemachten Drohungen zu Realpolitik werden, und was würde das für das zweitgrößte spanischsprachige Land der Welt bedeuten? Experten zweifeln daran, dass Trump all das umsetzen kann, was er plant: „Als Präsident ist er in ein institutionelles System eingebunden“, sagt Michael Shifter von der auf Lateinamerika spezialisierten Denkfabrik „Interamerican Dialogue“ in Washington. Erst ab kommendem März wisse man, was Trump wirklich vorhabe, schätzt José María Ramos von der Hochschule „Colegio de la Frontera Norte“ in Tijuana. „Viele Ankündigungen kann er nicht komplett umsetzen oder sind schlicht nicht zu finanzieren“.

Straßenverkäufer und Parkplatz-Wächter

Für die soziale Stabilität Mexikos besonders bedrohlich könnten Deportationen sein. Zwar hat auch die aktuelle US-Administration immer wieder aufgegriffene Migranten ohne Papiere nach Mexiko zurückgeschickt, aber regelrechte Massendeportationen würden das Verhältnis der Nachbarn schwer belasten. Und der soziale Druck in Mexiko würde steigen. Denn schon jetzt gibt es nicht genügend gut bezahlte Arbeitsplätze für die Mexikaner in ihrer Heimat. Ein Großteil der Menschen arbeitet als Straßenverkäufer, Parkplatzwächter oder brät an der Straßenecke Tacos.

Dieser informelle Sektor macht einen extrem hohen Anteil der ökonomisch aktiven Bevölkerung aus. Wer in Mexiko kein Lohn und Brot findet, wandert dann zumeist in den Norden. Wenn diese Mexikaner nun zurückgeschickt werden, sind soziale Spannungen die Folge. Und die Menschen könnten sich der Organisierten Kriminalität anschließen, die gut bezahlte Arbeitsplätze zu jeder Zeit bereithält.

Überweisungen aus dem Ausland als Überlebenshilfe

Auch die Blockade oder Besteuerung der Auslandsüberweisungen wäre katastrophal. 56 Milliarden Dollar schicken mexikanische Migranten jedes Jahr an die Angehörigen in den armen Regionen Mexikos. In Staaten wie Oaxaca, Guerrero und Chiapas sind diese Gelder oft genug Überlebenshilfe und verhindern, dass noch mehr Menschen in die extreme Armut abrutschen.

Besonders fürchtet Mexiko Korrekturen an der Nafta. Das 23 Jahre alte Abkommen ist die Lebensader der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas, 80 Prozent aller mexikanischen Exporte gehen in die USA. Bedingt durch das Freihandelsabkommen kommen auch mehr als die Hälfte aller Direktinvestitionen aus den Vereinigten Staaten. Alle Autobauer haben riesige Fertigungen südlich des Rio Bravo.

Der schlimmste aller Freihandelsverträge

Trump hat das Nafta-Abkommen im Wahlkampf als den schlimmsten aller Freihandelsverträge bezeichnet und seine Aufkündigung oder mindestens eine Neuverhandlung versprochen. Mexiko habe den USA durch Nafta „Arbeitsplätze geraubt“, lautet ein Stereotyp Trumps. 35 Prozent der Arbeitsplätze in Mexiko hängen direkt am Außenhandel. Da kann man sich gut vorstellen, was etwa Zölle oder ein Abzug von US-Unternehmen aus Mexiko für das Land bedeuten würden. Aber auch hier gilt: Es muss sich zeigen, ob der Präsident Trump umsetzt, was der Kandidat Trump angedroht hat. Und die Nafta neu zu verhandeln, geht nicht ohne den Kongress.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.trump-in-mexiko-ein-historischer-fehler. b177f090-5dd2-467a-8e14-eac880516fbf.html http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.usa-die-angriffe-von-donald-trump- gegen-mexiko.004c2617-05cb-49be-8419-45df952a2c2b.html