Ende September haben Experten aus Wuppertal in mehreren Wohnungen für zwei Tage Messgeräte aufgestellt Foto: Horst Rudel

In der Region Stuttgart leiden viele Menschen unter einem unerträglichen Brummgeräusch. Ende September haben Experten aus Wuppertal in sieben Wohnungen gemessen. Die Werte sind auffällig, ein Verdächtiger aber scheint vorerst auszuscheiden.

Leinfelden-Echterdingen - Die gute Botschaft für die Betroffenen vorneweg: „Die Experten haben eindeutig tieffrequenten Lärm gemessen“, sagt eine Sprecherin der Stadt Leinfelden-Echterdingen. Dort, aber auch in Stuttgart und diversen anderen Gemeinden der Region melden sich seit rund zweieinhalb Jahren immer mehr Menschen, die von einem tieffrequenten Brummgeräusch um den Schlaf gebracht werden. Viele von ihnen nehmen das Phänomen, das auch deutschland- und weltweit auftritt, zusätzlich als unerträgliche Vibrationen wahr. In sieben Wohnungen in Leinfelden ist Ende September mit hochempfindlichen Geräten gemessen worden. Der Gemeinderat hat dafür 5000 Euro zur Verfügung gestellt, die Fachleute arbeiten zum Selbstkostenpreis.

Die Ergebnisse liegen nun vor – haben aber auch einen Haken. Man weiß jetzt zwar, dass das Geräusch messbar ist, aber eine Quelle ist wie so oft in solchen Fällen bisher nicht gefunden. Unter Verdacht stand eine Gasdruckminderungsstation der Netze BW an der Autobahn. „Dort wurde mit einer Sonde am Boden und einem Mikrofon in der Luft gemessen. Zwischendurch ist die Station abgeschaltet worden. Es hat sich aber kein Zusammenhang mit den gemessenen Pegeln in den Wohnungen ergeben“, sagt die Stadtsprecherin.

Aus dem Rennen ist der Verdächtige für die Betroffenen und ihre Unterstützer aber noch nicht. „Das Ergebnis bedeutet nicht, dass das Geräusch nicht von den Gasleitungen selbst ausgehen kann“, sagt Stadträtin Sabine Onayli von der Liste Engagierte Bürger. Und noch etwas ist offen: „Der Abgleich der Aufzeichnungen aus den Wohnungen untereinander muss noch erledigt werden. Das ist aufgrund der Datenmenge extrem aufwendig“, sagt ein Experte aus der Gruppe. So könnte sich zeigen, ob das Geräusch überall gleich verlaufen ist – was für eine gemeinsame Quelle sprechen würde.

Manche überlegen bereits wegzuziehen

„Wir wissen, wie diffus und komplex das Thema ist, aber wir geben die Hoffnung nicht auf, eine Ursache zu finden“, sagt eine der Betroffenen. Das Geräusch erfasse den ganzen Körper und sei in schlimmen Phasen kaum auszuhalten: „Eine laufende Waschmaschine ist im Vergleich dazu ein Segen.“ Manch einer überlege schon wegzuziehen, aber der Ton sei auch anderswo hörbar.

Die Liste engagierte Bürger beantragt jetzt weitere 5000 Euro aus dem städtischen Haushalt, um die Untersuchungen weiterführen zu können. Die Experten haben angeboten, diverse Wohnungen und Orte mit einfacheren und günstigeren Messgeräten für längere Zeit auszustatten. Außerdem wollen Stadt und Betroffene gemeinsam einen Fragebogen entwickeln, auf dem besonders starke und besonders schwache Phasen vermerkt und abgeglichen werden können. Im neuen Jahr soll es wieder einen Runden Tisch mit allen Beteiligten geben.

Die Stadt hat angekündigt, erneut einen Vorstoß beim Landratsamt und bei der Landesregierung zu unternehmen, um von dort Hilfe zu bekommen. Die Brummtongeplagten hoffen auf Erfolg: „Das ist nicht nur eine Sache von Leinfelden-Echterdingen. Das muss auf höhere politische Ebenen“, sagen sie unisono angesichts der Betroffenen auch in vielen anderen Landesteilen. Das Verkehrsministerium hatte sich zuletzt auf FDP-Anfrage ablehnend geäußert.