In der Imbissbude vor der Intergastra ist eher noch echte Handarbeit statt digitaler Hilfe gefragt. Foto: factum/Granville

Apps und Co. sind auch in Gastroküchen angekommen. Das zeigte der Auftakt der Branchenmesse Intergastra, deren Veranstalter bis Mittwoch 90.000 Besucher erwarten. Die Messe hat nicht nur für die Fachwelt viel zu bieten.

Stuttgart - In Gastroküchen wird es künftig deutlich digitaler zugehen. Das hat das Auftaktwochenende von Süddeutschlands größter Fachmesse für Gastronomie gezeigt. Viele der 1300 Aussteller auf der Intergastra, die alle zwei Jahre auf der Messe Stuttgart stattfindet, präsentieren digitale Produkte. Erstmals ist dort ein eigener Bereich für Start-up-Unternehmen eingerichtet, die Koch-Apps fürs Smartphone oder Computersysteme präsentieren mit dem Ziel, Vorgänge in Kühlketten und Küchen effektiver und transparenter zu machen. Darunter sind auch etliche Unternehmen aus der Region.

Der Digital-Kommissar ist da

Passend zum Digitalisierungstrend wurde EU-Digital-Kommissar und Ex-Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) die Ehre zuteil, die Intergastra 2016 zu eröffnen. „Der digitale Auftritt eines Hotels ist wichtiger als jeder Hotelprospekt“, so Oettinger in seiner Rede am Samstag. Dasselbe gelte auch für die Gastronomie. Der EU-Kommissar machte sich im Anschluss auf einem Messerundgang ein Bild von den Innovationen .

„Branchenexperten sprechen von der Industrie 4.0, die in die Gastronomie Einzug hält“, sagt Gerd Fleischer, Pressesprecher der Messe. Elektronische Unterstützung sei sowohl bei der Bestellungsaufnahme, sondern auch bei vielen anderen Prozessen in der Gastronomie gefragt.

Neuartige Transportbox

Was man sich genau unter Industrie 4.0 in der Gastronomie vorstellen darf, veranschaulicht eine Transportbox der Firma Rieber aus Reutlingen, deren Produkt mit dem Innovationspreis der Intergastra ausgezeichnet wurde. Sensoren messen die Temperaturen der transportierten Gerichte und dokumentieren sie für den ganzen Transportzeitraum, jederzeit abruf- und nachvollziehbar auf dem Computer, Smartphone oder Tablet. „So kann beispielsweise ein Caterer, der eine Kita beliefert, gewährleisten, dass das Essen auch warm ankommt“, sagt Andreas Naumann, der bei Rieber für die Digitalisierung zuständig ist. Über einen QR-Code, der mit Handykameras abgelesen wird kann, könne man überdies jederzeit den Inhalt der Box feststellen.

Doch auch kleinere Gastronomiebetriebe können von der Digitalisierung profitieren. So sind auf der Intergastra beispielsweise Kochplatten zu besichtigen, die die exakten Temperaturen messen. Der Koch kann mit dem Blick auf seinen Bildschirm überprüfen, was genau in seinen Kochtöpfen vorgeht.

Foodtrucks fahren auf

Auch andere Interessierte bekommen auf der Intergastra etwas geboten. 25 sogenannte Foodtrucks präsentierten sich am Samstag auf der Messepiazza und boten „Street Food“ an. Einer von ihnen ist Cesar Castillo aus Freiburg. Trotz Schmuddelwetters herrschte reger Andrang bei seinem rollenden Restaurant La Jefa, was mexikanische ist und übersetzt „Die Chefin“ heißt. Damit ist Castillos Mutter gemeint. „Ich koche hier viele ihrer Rezepte“, sagt der 33-jährige Gastronom. Dabei setzt er vor allem auf regionale Produkte – ein weiterer Trend, der auch 2016 anhält. „Nur Bohnen und einige spezielle Gewürze importiere ich aus Mexiko“, sagt Castillo.

Bester Koch gesucht

An diesem Montag wartet ein anderes analoges Highlight auf die Intergastra-Besucher: Beim renommierten Kochwettbewerb Bocuse d’Or wird Deutschlands bester Koch gesucht. Die Teilnehmer kredenzen einer Fachjury Gerichte auf höchstem Niveau, dem Sieger winkt ein Preisgeld in Höhe von immerhin 10 000 Euro.