Der Merkur „beschattet“ die Sonne. Foto: dpa

Daumendrücken heißt es am 9. April. Denn nur bei gutem Wetter können Hobby-Sternkundler ein Himmelsschauspiel der besonderen Art über Stuttgart beobachten. Die nächste Gelegenheit kommt erst in mehr als drei Jahren.

Stuttgart - Es ist eine Sternstunde über Stuttgart, auch wenn sie genau betrachtet keine ist. Schließlich geht es am Montag um den Merkur, der eigentlich unter „Planet“ firmiert. Und doch zeigt sich den Stuttgartern ein astronomisches Phänomen der besonderen Art – vorausgesetzt natürlich, das Wetter macht mit. Planetarium und Sternwarte stehen in den Startlöchern, um den sogenannten „Merkurtransit“ zum Erlebnis zu machen.

Und was wird da oben los sein? Würde man zu maßlosen Übertreibungen neigen, könnten man das Ereignis als Mikrosonnenfinsternis bezeichnen. Der Merkur, seines Zeichens kleinster und flottester Planet unseres Sonnensystems, beschattet die große Licht- und Lebensquelle vorübergehend minimal. Finsternis ist deshalb weit gefehlt, weil von einer Verdunklung oder gar Finsternis nicht viel zu sehen sein wird. Zu klein ist der sonnennächste Planet. Mit seinen 4880 Kilometern Durchmesser und seiner weiten Entfernung von der Erde bedeckt er nach Auskunft der Stuttgarter Sternwarte optisch gerade einmal 0,004 Prozent der Sonne.

Sonnenbrillen reichen nicht als Schutz

Wie der Schatten vor der Sonne entlangwandert, ist von Stuttgart aus bei gutem Wetter in voller Länge zu beobachten – allerdings keineswegs mit dem bloßen Auge. Auch eine Sonnenbrille sei nicht geeignet, warnt die Sternwarte. Es braucht ein Teleskop mit entsprechendem Spezialfilter vor dem Objektiv, wenn man das grelle Sonnenlicht optisch durchdringen und den winzigen Schatten entdecken will.

Da die nächste Gelegenheit dazu erst wieder im November 2019 kommt, öffnet die noch wegen des Brandes geschlossene Sternwarte am Montag ausnahmsweise von 13 bis 21 Uhr ihre Terrasse mit den zwei unbeschädigten Teleskopen – und zwar kostenlos. Zeit genug gibt es, denn schon gegen 13.15 Uhr schiebt sich der Merkur vor die Sonne und verabschiedet sich erst gegen 20.40 Uhr wieder von ihr. Wer mehr über das Himmelsschauspiel wissen möchte, kann sich bereits am Freitag von 20 Uhr an im Keplersaal des jüngst wiedereröffneten Planetariums Stuttgart informieren lassen. Auch hier ist der Eintritt kostenlos.

Durchlauf dauert mehr als sieben Stunden

Die Sternwarte Stuttgart auf der Uhlandshöhe gehört damit zu den ältesten öffentlich zugänglichen Sternwarten in Deutschland. Seit dem schweren Brand im November 2015 sind aktuell eigentlich keine Führungen möglich. Das Carl-Zeiss-Planetarium im Mittleren Schlossgarten ist auch erst seit 23. April wieder geöffnet. Die Stadt hatte es zuvor für rund 5,2 Millionen Euro sanieren lassen.