Merkel mit einem afganischen Flüchtlingsjungen auf der CDU-Regionalkonferenz in Heidelberg: Viele Bürger haben inzwischen die Nase voll von solchen Szenen Foto: dpa

Die Reaktionen auf die Bluttat von Freiburg zeigen, wie sehr Merkels Flüchtlingspolitik die Gesellschaft inzwischen gespalten hat, meint unser Kommentator Rainer Wehaus. Die Kanzlerin müsse endlich ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik korrigieren.

Stuttgart - Vor einer Woche hat Angela Merkel einen afghanischen Flüchtlingsjungen in den Arm genommen, den ein Flüchtlingshelfer mit zur CDU-Regionalkonferenz in Heidelberg gebracht hatte. Es war eine rührende Szene, die für all das steht, was gut und schön ist an der deutschen Flüchtlingspolitik. Das Problem ist nur: Viele Menschen haben inzwischen die Nase voll von solchen Szenen, die verdächtig nach Inszenierung ausschauen. Sie haben das Gefühl, dass damit vor allem von den Schattenseiten des Flüchtlingszustroms abgelenkt werden soll.

Die Polizei muss Merkels Politik ausbaden

Der Mord von Freiburg, für den mutmaßlich ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling verantwortlich ist, gehört zu diesen Schattenseiten. Und die Reaktionen darauf zeigen, wie sehr Merkels Flüchtlingspolitik die deutsche Gesellschaft gespalten hat und wie aufgewühlt inzwischen auch Teile der Polizei sind. Das ist kein Wunder, denn die Polizei muss Merkels Flüchtlingspolitik ausbaden. Allein in Baden-Württemberg haben sich die Fälle von Straßenkriminalität durch Flüchtlinge zwischen 2012 und 2015 versiebenfacht – und die Tendenz ist laut Stuttgarter Innenministerium in diesem Jahr weiter steigend.

Die Mehrheit hetzt nicht und hasst nicht – sie macht sich zu Recht Sorgen

Kanzlerin Merkel hat den wachsenden Flüchtlingszustrom lange ignoriert und sich dann zu unbesonnenen Willkommensgesten hinreißen lassen. Von einer Frau, die zum vierten Mal Kanzlerin werden will, muss man erwarten, dass sie aus diesen Fehlern lernt. Die große Mehrheit der Bürger hetzt nicht und hasst nicht. Sie ist auch nicht fremdenfeindlich. Sie macht sich einfach nur Sorgen um ihre Sicherheit und dies nicht ohne Grund. Merkel muss diese Menschen nicht umarmen wie den afghanischen Flüchtlingsjungen. Sie sollte ihnen aber endlich zeigen, dass sie das Problem verstanden hat.

rainer.wehaus@stuttgarter-nachrichten.de