Daimler lässt den Stern wieder glänzen und zeigt BMW erstmals nach zwölf Jahren wieder die Rücklichter. Foto: dpa

Man hatte sich beinahe daran gewöhnt, dass Daimler zwar immer den Anspruch hatte, die Nummer eins zu sein, aber immer anderen Herstellern den Vortritt lassen musste. Nun hat man BMW bei den Verkaufszahlen überholt. Die jahrelangen Anstrengungen zeigen Früchte, kommentiert Klaus Köster.

Stuttgart - Zwölf Jahre lang war der Daimler-Konzern auf Aufholjagd – nun hat Mercedes es geschafft, dem Rivalen BMW den Spitzenplatz wieder abzunehmen. Die Entwicklung des Ertrags in den vergangenen Jahren zeigt zudem, dass man den Erfolg nicht durch überzogene Rabatte erkaufte, sondern durch Fahrzeuge, für die der Kunde tief in die Tasche greift. Das ist wichtig – schließlich bemisst sich der Erfolg weniger an den Verkaufszahlen als an den Erträgen, die sich damit einfahren lassen. Und eine solide Ertragskraft ist eine Grundvoraussetzung für sichere Jobs.

Fusion mit Chrysler kostete viel Geld

Als Dieter Zetsche vor elf Jahren ans Ruder kam, war der Konzern durch die letztlich gescheiterte Vision der Welt AG stark angeschlagen. Die Fusion mit Chrysler und teure Ausflüge nach Japan verschlangen nicht nur viel Geld, sondern auch Management-Kapazität, die im angestammten Kerngeschäft fehlte. Spätestens als es Zetsche 2007 gelang, Chrysler abzustoßen, konnte sich der Konzern endlich wieder auf die vernachlässigte Kernmarke Mercedes konzentrieren. Die Verjüngung der Marke durch etliche neue Kompakt-Modelle und insbesondere die erfolgreiche Offensive im lange vernachlässigten Absatzmarkt China haben die Marke entscheidend vorangebracht.

Auf die kommenden Jahre ist der Konzern mit seinen Produkten gut vorbereitet – dass man mit dem Online-Portal Moovel und mit Car2go zu den Pionieren der digitalen Mobilitätsdienstleistungen gehört, könnte sich noch als großer Vorteil erweisen. Denn es ist anzunehmen, dass immer mehr Autos nicht mehr gekauft, sondern von der Straße weg angemietet werden. Der Konzern hat einen Marathon hinter sich – und sich gute Voraussetzungen für den anstehenden Wandel der Autobranche verschafft.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de