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Logen in der Untertürkheimer Kurve sind fertig – Business-Seat kostet gegen Mainz 195 Euro.

Stuttgart - Heiraten kann man dort jetzt und auf einer Terrasse flanieren. Einiges ist neu in der Mercedes-Benz-Arena vor dem Auftakt der Rückrunde gegen den FSV Mainz 05 am Samstag. Der Umbau schreitet voran, die Logen in der Untertürkheimer Kurve sind fertig, die Cannstatter Kurve wächst in die Höhe.

Man hat eine schöne Aussicht. Der Blick auf den Württemberg samt Grabkapelle ist herrlich, auch das Mercedes-Museum hat man im Blick. Die Gäste der neuen 750 Quadratmeter großen "Soccer-Lounge" in der Untertürkheimer Kurve müssen nicht zwingend Fußball schauen. Sollte der VfB so kicken wie in der Vorrunde, kann man sich von seinem beheizten Sitz erheben, durch die Glastüre gehen, an der Bar und den Tischen vorbei, hinaus auf den Balkon. Statt sich über Gebhardt, Gentner und Co. zu ärgern, kann man über das Leben von Königin Katharina sinnieren oder Autos auf der B14 zählen. Gut, für 195 Euro je Business-Seat oder 3000 Euro je Loge kein billiges Vergnügen, aber was sollen die anderen 40.000 Besucher sagen? Die können sich gar nicht ablenken.

Doch wir wollen nicht unken. Wenigstens der 60 Millionen teure Umbau des Stadions ist im Plan. Man braucht nicht mehr viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, wie die fertige Mercedes-Benz-Arena im August aussehen wird. Der Unterrang der Cannstatter Kurve ist betoniert, derzeit werden die fertig gegossenen Tribünenstufen angeliefert und eingepasst. Und die Untertürkheimer Kurve "ist nun für den Fußball voll funktionsfähig", sagt Martin Rau, Geschäftsführer der Stadion Neckar-Park GmbH & Co. KG. Schon in der Vorrunde fanden 15440 Fans auf der neuen Tribüne Platz. Nun sind auch die 21 Logen, zwei Eventboxen und 680 Businessplätze fertig.

Bei Finanzierung sind Business-Seats gewichtig

Die Hälfte dieser Plätze werden beim Spiel gegen Mainz belegt sein. "Das Interesse ist groß", sagt Jochen Röttgermann, Direktor der VfB Stuttgart Marketing GmbH. Man habe spezielle Angebote für die Rückrunde gemacht. "Schnupperpreise." Man habe 300 Leute, "die die Rückrunde durchgebucht haben". So der VfB in der Bundesliga bleibt, wird dann die Dauerkarte für 17 Heimspiele der nächsten Saison 3400 Euro für einen Business-Seat und 72.800 Euro je Loge für zehn Gäste kosten.

60.100 Plätze soll das neue Stadion fassen, da sind die 680 neuen Business-Seats nur ein kleiner Anteil. Bei der Finanzierung sind sie allerdings gewichtig. "Wir investieren in Steine für Beine", sagt Stefan Heim, Stabsdirektor beim VfB und ebenfalls Geschäftsführer der Neckar-Park GmbH & Co. KG. Der VfB rechnet durch die Arena mit zusätzlichen Erlösen von acht Millionen Euro im Jahr. Allein die Hälfte sollen die neuen Logen und werthaltigere Sitzplätze bringen. "Einen Platz in der ersten Reihe konnten wir vorher für fünf Euro verkaufen - wenn das Stadion voll war", sagt Heim, "heute sind das gute Plätze." Die sich für mindestens das Dreifache verkaufen lassen.

So ergibt sich laut Geschäftsplan eine Erhöhung der durchschnittlichen Nettoticketpreise von 14,62 Euro auf 19,23 Euro. Ob die Fans im neuen Stadion für ihre Plätze trotzdem mehr bezahlen müssen, will beim VfB derzeit keiner sagen. Erst will man einmal abwarten, ob man überhaupt in der Bundesliga bleibt.

Ein schmuckes Stadion in Liga zwei? Diese Unkenrufe hat Heim zur Genüge gehört. "Aber unsere Entscheidung für den Umbau ist eine strategische", sagt er, "mit einem Leichtathletikstadion wären wir einfach nicht mehr wettbewerbsfähig." Man dürfe außerdem nicht vergessen: "Die Situation im alten Stadion wäre nicht gleich geblieben, wir und die Stadt hätten Geld in die Hand nehmen müssen, um den Status quo zu halten." Zudem habe man bei der Finanzierung konservativ gerechnet, sagt Heim, "nur mit dem Kerngeschäft Fußball, ohne Konzerte und Firmenveranstaltungen".