Dustin White ist seit Schuljahresbeginn der Mentor von Ibrahim. Der Achtjährige besucht die zweite Klasse der Steinbachschule in Büsnau. Foto: Rebecca Stahlberg

Die Organisation Kinderhelden sucht Ehrenamtliche für ein Mentorenprogramm. Dabei unterstützt ein Mentor jeweils einen Schüler, diese stammen aus acht Kooperationsschulen. Das Tandem macht gemeinsam Hausaufgaben und gespielt wird auch.

Büsnau - Ibrahim beugt sich konzentriert über das Buch, in der rechten Hand einen Bleistift. Es ist Montagnachmittag, der Achtjährige macht Hausaufgaben. Die Matheaufgaben fallen ihm schwer, vor allem das Malnehmen mit großen Zahlen. Neben ihm am Tisch sitzt sein Mentor Dustin White. Der 26-Jährige hilft dem Zweitklässler der Steinbachschule beim Lösen der Rechenaufgaben; danach werden sie zum Bücherbus gehen und Lesestoff ausleihen. Den Rest ihrer gemeinsamen Zeit spielen sie Spiele. Seit Beginn des Schuljahres machen die beiden das jede Woche. Sie sind ein Tandem des Mentorenprogramms „Ich kann’s!“ der gemeinnützigen Organisation Kinderhelden. Diese sucht derzeit wieder neue Ehrenamtliche, die sich als Mentor engagieren möchten.

Kinderhelden hat acht Kooperationsschulen im Stadtgebiet, darunter die Steinbachschule in Büsnau. Die Kinder, die am Mentorenprogramm teilnehmen, werden jeweils von ihren Lehrern vorgeschlagen. „Sie haben schwierigere Startbedingungen als andere und profitieren sehr von einer zusätzlichen Förderung und der Eins-zu-eins-Betreuung“, beschreibt Elena Jung von Kinderhelden das Auswahlverfahren. Derzeit gibt es 20 aktive Teams an der Steinbachschule. Was muss man mitbringen, wenn man sich engagieren möchte? „Man sollte Spaß am Ehrenamt haben, zuverlässig sein, die Sache ernst nehmen und Verantwortungsbewusstsein mitbringen“, sagt Jung.

Gemeinsam lernen und spielen

Zudem solle der Mentor proaktiv sein. Damit ist gemeint, dass er auf das Kind zugeht, die Termine vereinbart und organisiert. Beim Zusammenstellen der Tandems wird auf die Nähe zur Schule beziehungsweise zum Wohnort geachtet. Außerdem, dass die Förderschwerpunkte mit den Fähigkeiten der Mentoren zusammenpassen. Oft geht es um Hilfe in den Fächern Mathe und Deutsch. Aber freilich soll es nicht nur um den Schulstoff gehen. Auch Selbstbewusstsein, Sozial- und Arbeitsverhalten sind Punkte, an denen Mentor und Schüler gemeinsam arbeiten. Es handele sich also nicht um bloße Nachhilfe, erklärt Jung.

Bevor die Tandems starten, bekommen die Mentoren Schulungen. Zunächst gibt es eine allgemeine Einführung, danach Schulungen in bestimmten Themenschwerpunkten; außerdem werden Lernmaterialien ausgegeben. „Wir finden es super, wenn die Mentoren ihr Programm spielerisch kreativ mit den Kindern umsetzen“, sagt Elena Jung. Gewisse formale Voraussetzungen braucht es außerdem für die Teilnahme. Zum einen ist das Mindestalter für die Mentoren 16 Jahre. Man benötigt zudem ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis; die Kosten dafür übernimmt die Organisation.

Insgesamt gibt es bei Kinderhelden rund 350 aktive Mentoren, 180 davon in Stuttgart. Ein Großteil sind Studenten. „Die sind zeitlich am flexibelsten. Es sind aber natürlich alle willkommen, die einmal die Woche einen Nachmittag Zeit haben“, sagt Jung. Für das kommende Schuljahr werden die neue Ehrenamtlichen gesucht. „Auch an der Steinbachschule gibt es wieder Kinder, für die wir dringend nach Mentoren suchen“, sagt Jung. Der Erfolg des Projekts sei nachweisbar: „Bereits ein Schuljahr hat schon große Auswirkungen auf die Noten und das Verhalten“, sagt sie.

Die Noten sind besser geworden

Welche Motivation hat Dustin White, Ibrahim zu helfen? „Ich bin in Niedersachsen in einem Viertel der unteren Mittelklasse aufgewachsen. Ich hatte keinen guten Ausblick für die Zukunft“, erzählt der Student der Elektro- und Informationstechnik. „Ich hätte mich damals gefreut über jemanden, der mir hilft und mich unterstützt. Deswegen will ich genau das nun jemand anderem geben.“ Zudem nehme man auch als Mentor viel mit, sagt er. „Es bereichert das Leben ungemein.“

Ibrahim jedenfalls hat von der Förderung durch seinen Mentor schon profitiert. Seine Noten sind besser geworden. „Viele Dinge fallen mir jetzt leichter“, erzählt er. Auch emotional besteht zwischen den beiden eine enge Verbindung. „Ich wäre traurig, wenn der Dustin nicht mehr da wäre“, sagt Ibrahim. „Dass wir nach dem Lernen zusammen spielen, das macht mir am meisten Spaß“, erzählt der Achtjährige. Mehr Spaß als das Rechnen freilich, vor allem das Malnehmen mit den großen Zahlen.

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Projekt
Kinderhelden ist eine gemeinnützige Organisation. Das Projekt „Ich kann’s!“ ist eine Kooperation mit der Stadt Stuttgart. Sie wird von Sponsoren gefördert. In Stuttgart gibt es acht Kooperationsschulen. Neben der Steinbachschule sind das beispielsweise Schulen in Bad Cannstatt, Stuttgart-Nord, Wangen, Untertürkheim, Weilimdorf oder Mühlhausen.

Engagieren
Wer sich im kommenden Schuljahr 2015/16 als Mentor engagieren möchte, kann sich bis zum 30. Juni bewerben. Das Mindestalter ist 16 Jahre. Der Zeitaufwand beträgt etwa drei Stunden pro Woche. Als Student kann man Creditpoints erwerben. Mehr Informationen findet man unter www.kinderhelden.info.