Diethard Sohns Leben prägt seine Malerei – und umgekehrt. Foto: Liviana Jansen

Im Süden lebt und arbeitet der Künstler Diethard Sohn. Seine Kunst ist vielseitig – so wie er selbst.

S-Süd - Ich habe eigentlich nie überlegt, wie es weitergeht. Sonst hätte ich nicht den Mut gehabt, all das zu tun“, sagt Diethard Sohn. In einem bunt karierten Hemd und dunkler Jeans steht der großgewachsene 54-Jährige zwischen Pinseln, Farben und halb fertigen Bildern in seinem lichtdurchfluteten Atelier und erzählt von seiner Schulzeit, die er zumeist zeichnend verbrachte. Es geht um seinen Job als Trickfilmzeichner, der ihm die Ausbildung an der Stuttgarter Merz-Akademie finanzierte, und einen anderen als Art Director eines großen Medienunternehmens. Sohn berichtet von den zwei Jahren, die er in Indonesien verbracht hat, von Krieg, Liebe, seinen beiden Kindern und von Trennung. Die Worte sprudeln aus ihm hervor, seine von Lachfalten umsäumten Augen blicken mal wach, mal träumerisch, mal werden sie dunkel und traurig. Eines aber zieht sich durch sein bewegtes Leben: die Malerei. Sie ist ebenso vielseitig wie sein Leben.

Die Bilder erzählen von der Liebe zum Leben

Sohn mag sich stilistisch nicht festlegen, sein Portfolio reicht von realistischen Stillleben und Porträts bis zu Surrealistischem, fast Abstraktem. „Man kann vielleicht sagen, meine Bilder erzählen alle von der Liebe zum Leben und zu den Menschen“, er verarbeite Persönliches, immer wieder habe das Leben sein Kunst geprägt und verändert. Aus düsteren, abstrakten Bildern, die er nach einem Aufenthalt im damaligen Kriegsgebiet Jugoslawien malte, habe sich beispielsweise später ein eigener Stil entwickelt: der Comic-Kubismus. Sohn kombiniert hier Farbflächen, Kontraste und Linien zu aufgeregt wirkenden Kompositionen. Das „Darksider-Projekt“ wiederum, eine Reihe fantastisch und zugleich bedrohlich anmutender Bilder, sei seine Antwort auf die menschliche Machtgier. „Während meiner Tätigkeit als Art Director wurde ich davon nur allzu oft enttäuscht.“

Mit schöneren Facetten des menschlichen Wesens beschäftigt er sich in feinfühligen Porträts. Die Ersten dieser Art malte er, als ein Freund und Unterstützer ihn 2004 – ursprünglich für eine Ausstellung der comic-kubistischen Werke – nach Indonesien holte. „Das Leben traf mich mit voller Wucht“, sagt er. „All das Leid, die Armut, die ich dort sah. Und gleichzeitig die Würde, die diese Menschen ausstrahlten, das musste ich festhalten!“

Die Malerei prägt sein Leben

Zurück in Deutschland nahm sein Leben abermals eine Wendung, als er in der Scheune eines Schulfreundes ausstellte. Ein Unternehmer kaufte mehrere Bilder und gab Porträts von sich und seiner Frau in Auftrag. Danach kamen weitere Anfragen, heute hat er Kunden im gesamten Raum Stuttgart. Geplant sei der Vorstoß in andere Regionen: „Diese Woche habe ich eine Anfrage von einer italienischen Galerie bekommen“, sagt er.

Doch das Leben prägt nicht nur seine Malerei, seine Malerei bestimmt auch sein Leben. In dem Haus, in dem er mit seiner zweiten Frau, der Künstlerin Irene Müller, lebt und arbeitet, ist alles auf die Kunst ausgerichtet. Die Ateliers im Erdgeschoss, die Büro- und Ausstellungsräume unter dem Dach, sogar die Wohnräume im ersten Stock sind sparsam möbliert, damit die Gemälde an den Wänden wirken können.

Diethard Sohn kann heute von seiner Kunst leben. Sie mit Worten zu beschreiben, fällt ihm dennoch schwer. Er sehe sie als Weg, ohne konkretes Ziel, sagt er. Und: „Wenn ich jemals wirklich zufrieden wäre mit einem Bild, dann würde ich vielleicht aufhören, zu malen. Davor habe ich Angst.“