Die Cheerleader der Vaihinger Silver Arrows Foto: Pressefoto Baumann

Einst feuerten Cheerleader beim Basketball oder American Football die Mannschaften an und animierten das Publikum. Daraus hat sich eine eigene Sportart entwickelt. Das Team „Great Orange Fire“ von den Stuttgart Silver Arrows gehört zu den besten in Baden-Württemberg.

Stuttgart - Angela Schabel zählt die Zahlen 3, 2, 1 langsam herunter, dann drückt die Trainerin des Cheerleading-Teams „Great Orange Fire“ den Knopf ihres Ghettoblasters. Aus den Lautsprechern des mächtigen Radios dröhnt laute Musik, die insgesamt 17 Mädels im Alter von 14 bis 29 Jahren beginnen in der Halle der Vaihinger Pfaffenwaldschule mit ihrer zweieinhalbminütigen Choreografie. Schabel (30) und Angela Edwards (33), die seit 2005 als gleichberechtigtes Trainerduo bei den Silver Arrows tätig sind, haben sich das Programm ausgedacht und einen dazu passenden Musikmix zusammengeschnitten. Es enthält grazile und akrobatische Elemente aus den Disziplinen Tanzen und Bodenturnen, die Höhepunkte sind allerdings menschliche Pyramiden und spektakuläre Flugeinlagen, die Stunts. „Cheerleading ist unheimlich vielfältig“, sagt Schabel. Und längst mehr als langbeinige Mädels in kürzen Röcken, die mit knäuelartigen Puschel durch die Luft wedeln.

Als solche wurden die Cheerleader 1987, als die Gruppe beim AFC Stuttgart Silver Arrows gegründet wurde, noch gesehen – und belächelt. Im Lauf der Zeit hat sich das jedoch geändert: Aus dem Spektakel vom Spielfeldrand ist eine eigenständigen Sportart mit Meisterschaften und Turnieren geworden, und auch die American-Football-Fans der Silver Arrows haben die Cheerleader als Teil des ganzen Spiels akzeptiert. Trotzdem geht der Kampf um mehr Anerkennung weiter. „In Deutschland wird Cheerleading leider immer noch viel zu häufig unterschätzt. In den USA ist das ganz anders“, sagt Teamführerin Susan Matthes.

Bei Heranwachsenden kommt die Mischung aus Tanz, Kraft und Akrobatik dafür auch in der Region gut an. Die Stuttgarter haben kaum Probleme, Nachwuchs zu gewinnen. Und das hat einen Grund: Sie bieten Schul-AGs an, um ihre Sportart bekannter zu machen. Seit 2006 hat sich die Zahl der „Great Orange Fire“-Mitglieder von acht auf 30 gesteigert. Unter ihnen sind mittlerweile auch zwei Männer.

Ruwan Ekanayake (29), eigentlich aktiver Footballer, probierte vor vier Jahren in Bonn erstmals Cheerleading aus – und war auf Anhieb begeistert: „Ich finde das einfach toll, vor allem die Turnelemente gefallen mir.“ Für ihn war deshalb klar, dass er sich nach seinem Umzug nach Stuttgart Ende 2011 ein neues Team suchen wird. Er schloss sich den Silver Arrows an. Blöde Sprüche seiner Kumpels machen ihm nichts aus. „Die Hänseleien kommen daher, dass die Leute einfach nicht wissen, was für ein abwechslungsreicher, anstrengender Sport dahintersteckt“, erklärt Ekanayake.

Bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften an diesem Samstag ist er nur als Stopper – eine Art Absicherung, falls bei den Stunts jemand stürzt – auf der Matte. „Great Orange Fire“ startet in der rein weiblichen Kategorie. Dort hat die Gruppe gute Chancen, sich auch für die deutschen Titelkämpfe am 24. Mai in Riesa zu qualifizieren. „Meisterschaften sind immer ein Höhepunkt, da wollen wir mit Spaß bestmöglich abschneiden“, sagt Sandra Hiesinger, eine der 17 Cheerleaderinnen, die sich über einen Leistungstest einen Platz im Team, das in der Scharrena startet, gesichert haben. Zuletzt haben sie viermal pro Woche trainiert – damit in den alles entscheidenden zweieinhalb Minuten nichts schiefgeht.

Und falls doch, wird ihr Programm dennoch zeigen, dass Cheerleading längst mehr ist, als mit Puscheln zu wedeln.

Alle Infos zur Meisterschaft in der Scharrena

Die 59 besten Cheerleading-Teams des Landes messen sich an diesem Samstag bei den 22. Baden-Württembergischen Meisterschaften in der Scharrena. Gastgeber ist der AFC Stuttgart Silver Arrows. Der Wettbewerb beginnt um 13 Uhr. Die Siegerehrung ist auf 17 Uhr angesetzt.

Beim Cheerleading gibt es weibliche (All Girl) und gemischte Teams (Coed). Darüber hinaus wird zwischen vier Kategorien unterschieden: dem Partnerstunt (PS), dem Gruppenstunt (GS), dem Cheer (C) und dem Freestyle Dance Small (FSDS).

Die Baden-Württembergischen Meisterschaften werden in vier verschiedenen Altersklassen ausgetragen: Senior (ab 16 Jahren), U 17 (zwölf bis 16 Jahre), U 14 (zehn bis 14 Jahre) und den sogenannten Pee Wees (bis zwölf Jahre).

Aus der Region haben sich neben „Great Orange Fire“ elf Teams und ein Duo qualifiziert: Die SpVgg Ludwigsburg startet mit „Young Stars“ (U 17, All Girl Cheer), der TSV Schmiden mit „Flames“ (U 14, All Girl GS), „Fire Diamonds“ (U 17, All Girl GS) und „Fireballs“ (Senior, Coed GS), die Kornwestheim Cougars mit „Wild Candys“ (U 17, All Girl GS), „Sparkling Cats“ (U 17, All Girl GS), „Candy Cats“ (U 17, All Girl Cheer), „Wildcats“ (Senior, All Girl GS) und „Wild Stars“ (Senior, All Girl Cheer) und der SV Vaihingen mit „Crazy Jets I“ (Senior, All Girl GS), „Crazy Jets II“ (Senior, Coed GS) sowie Felix Irschik und Ariana Dima beim Partnerstunt.

Der Kartenvorverkauf ist abgeschlossen, die Haupttribüne bereits ausverkauft. Insgesamt wurden knapp 1400 Tickets abgesetzt. An der Tageskasse der Scharrena gibt es damit nur noch rund 130 Karten. (nim