Die Bahn hält sich bei Preiserhöhungen auffallend zurück Foto: dpa

Bei Telefon- und Handyverbindungen hat es funktioniert, und auf dem Bahnmarkt funktioniert es ebenfalls: Werden Märkte geöffnet, sind die Verbraucher die Profiteure, kommentiert Wirtschaftsredakteur Klaus Köster.

Stuttgart - Man mag sich kaum vorstellen, dass ein Ferngespräch von Stuttgart nach Frankfurt einmal 1,15 D-Mark pro Minute gekostet hat. Damals wurden die Telefongebühren noch in Einheiten berechnet, und bei den Ferngesprächen schaltete der Zähler alle zwölf Sekunden eine Runde weiter. Heute ist das undenkbar: Festnetzgespräche sind häufig mit einer Pauschale namens Flatrate abgegolten; und Handygespräche, die früher bis zu zwei D-Mark pro Minute kosteten, sind heute vielfach für unter zehn Cent zu führen. Der Unterschied liegt in der Marktstruktur: Damals, zu Zeiten der teuren Ferngespräche, war die Deutsche Bundespost Monopolist und konnte ihren Kunden praktisch abverlangen, was sie wollte. Auch im Mobilfunk war der Wettbewerb begrenzt.

Man mag es als Ausfluss eines Turbokapitalismus betrachten, wenn ehemalige Staatsmonopole geöffnet werden – aus Sicht des Verbrauchers ist dies ein Segen. Das bekommen nun auch die Bahnfahrer zu spüren, die angesichts der Fernbuslinien nicht mehr die gewohnte Tariferhöhung vorgesetzt bekommen. 120 Millionen Euro Umsatz hat das Aufkommen der Fernbuslinien die Bahn gekostet. Damit es nicht so weitergeht, kommt die Bahn nun auf Trab und verzichtet im Fernverkehr faktisch auf Preiserhöhungen – und sei es, indem sie für mehr Geld auch mehr Leistungen wie kostenlosen Internet- Zugang bietet, der bei den Fernbuslinien Standard ist.

Am Beispiel der Bahn lassen sich auch die Grenzen des Wettbewerbs studieren: Im Regionalverkehr, wo der Wettbewerb weniger ausgeprägt ist, müssen die Kunden auch diesmal wieder tiefer in die Tasche greifen. Mag sein, dass Konkurrenz für die Unternehmen unbequem ist. Ein äußerst wirkungsvolles Stück Verbraucherschutz ist sie allemal.