FDP-Stadträtin Carmen Hanle Foto: FDP

Carmen Hanle hat sich betrunken hinters Steuer gesetzt und ist erwischt worden.

Stuttgart - FDP-Stadträtin Carmen Hanle hat sich vorigen Donnerstag gegen 22 Uhr in der Stadtmitte betrunken hinters Steuer gesetzt und ist von der Polizei erwischt worden. Hanle muss jetzt mit einem mehrmonatigen Fahrverbot, sieben Punkten in Flensburg und einer Geldstrafe von etlichen tausend Euro rechnen

Nach Informationen dieser Zeitung hat der von der Polizei veranlasste Bluttest bei der 59-Jährigen einen Alkoholwert von deutlich über 1,5 Promille ergeben. Hanle sagte am Dienstag unserer Zeitung, sie könne den exakten Promillewert nicht nennen.

Nichts gegessen - einiges getrunken

"Die Fahrt war eine große Dummheit von mir", bekannte die Stadträtin aus Weilimdorf, die als Krankenschwester in einer großen Klinik angestellt ist und seit 2009 für die FDP im Gemeinderat sitzt. Die ganze Angelegenheit sei ihr "sehr peinlich" und im Nachhinein auch kaum erklärlich - "immerhin weiß ich doch genau, dass man sich mit Alkohol nichts ans Steuer setzt". Hanle vermutet, dass sie am Donnerstag "regelrecht neben mir gestanden" habe.

Anlass zum Feiern gab es am fraglichen Tag genug: Erst wurde am späten Donnerstagnachmittag im Gemeinderat die FDP-Politikerin Isabel Fezer zur künftigen Sozialbürgermeisterin gewählt, dann feierte man am Abend im Rathaus den 75.Geburtstag von Stefan Palmer, Altstadtrat der Freien Wähler. Gegessen habe sie den Tag über nichts, entsinnt sich Hanle, wohl aber - verstärkt durch die Anspannung wegen der Wahl - einiges getrunken. Um auf einen Wert von über 1,5 Promille zu kommen, hätte Hanle zum Beispiel innerhalb von vier Stunden rund fünf Viertel Wein trinken müssen.

"In Zukunft werde ich Stadtbahn fahren"

Gegen 22 Uhr begab sich Hanle zur Rathausgarage, um die Heimfahrt anzutreten. Im Parkhaus wurde die Stadträtin von einer Frau auf ihre offensichtlich erkennbare Trunkenheit angesprochen. Als Hanle auf die Bitte der Frau, den Wagen doch stehen zu lassen, nicht reagierte, kündigte die Frau an, die Polizei zu alarmieren.

Nach Hanles Schilderung setzte sie sich noch ans Steuer und fuhr in Richtung Ausfahrt - brach die Fahrt allerdings noch vor dem Passieren der Schranke ab und steuerte ihren Kleinwagen zurück auf den alten Stellplatz. Dort sei sie von städtischen Bediensteten des Parkhauses bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten worden.

"In Zukunft werde ich Stadtbahn fahren"

Zeugen des Vorfalls sollen bestätigt haben, dass Hanle das Parkhaus nicht verlassen hat. Ob es Einsicht in die eigene Fahruntüchtigkeit war, die sie vor der Ausfahrt umdrehen ließ, oder die Furcht vor der nahenden Polizei, kann nur die Stadträtin beantworten. Fest steht, dass eine Trunkenheitsfahrt ohne Unfall mit über 1,1 Promille innerhalb des erwähnten Strafrahmen geahndet wird. Sollte der Promillewert gar über 1,6 liegen, müsste sich Hanle auf jeden Fall zudem einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) unterziehen.

"In Zukunft werde ich Stadtbahn oder Taxi fahren, bereits auf dem Hinweg zu Veranstaltungen", verspricht Hanle. Ansonsten hoffte sie, dass die Öffentlichkeit Milde walten lässt und ihr den Vorfall nicht über Gebühr zur Last legt. Als Stadträtin ist sie für die Themen Gesundheit, Jugend und Städtepartner zuständig; darüber hinaus ist die frühere Weilimdorfer Bezirksbeirätin vielfältig gesellschaftlich engagiert.

Der Fall Hanle ist kein Einzelfall in Stuttgart. 2002 sorgten die Trunkenheitsfahrten der SPD-Bundestagsabgeordneten Ute Kumpf (1,4 Promille) und des städtischen Wirtschaftsförderers und CDU-Bundestagskandidaten Joachim Pfeiffer (0,4 Promille) für Aufsehen. 2006 endete eine Alkoholfahrt des Ludwigsburger CDU-Stadtrats Wolfgang Köhle (zwei Promille) mit einem Unfall. Köhle besaß damals auch keinen Führerschein. Den Karrieren der drei Politiker schadeten ihre Verfehlungen nicht.