Kultusministerin will mehr Medienkompetenz vermitteln - CDU: Angebot ausreichend.

Stuttgart - Medien sind ein fester Bestandteil im Leben von Kindern und Jugendlichen geworden, sowohl in der Freizeit als auch in der Schule. Umso wichtiger ist ein richtiger und vor allem verantwortungsvoller Umgang mit Internet und Co. Die neue Landesregierung erwägt deshalb ein eigenständiges Fach "Medienkompetenz" einzuführen. Die CDU-Landtagsfraktion zweifelt dagegen am Sinn eines neuen Fachs. In einer Anfrage an das Kultusministerium stellt der CDU-Abgeordnete Georg Wacker die Frage, was den Schülern in diesem Fach vermittelt werden soll und welche Vorteile von einer Verlagerung medienpädagogischer Inhalte in ein eigenständiges Schulfach erwartet werden. Der ehemalige Kultusstaatssekretär glaubt, "dass ein pädagogisch-didaktisches Heranführen an moderne Medien am besten im regulären Unterricht gelingen kann". Deshalb solle der Weg der alten Landesregierung, den Umgang mit Medien in bestehenden Fächern wie Deutsch und Geschichte zu vermitteln, fortgeführt werden.

Bisher liegt ein Großteil der Medienbildung im Land in den Händen des Landesmedienzentrums (LMZ). Dieses entwickelt im Auftrag des Kultusministeriums Angebote für Lehrkräfte, Eltern sowie Schüler. Um vor allem Lehrer im Unterricht zu unterstützen, hat das LMZ eine digitale Plattform entwickelt, in der auf mediale Fachinhalte zugegriffen werden kann: http://matrix.lmz-bw.de. Neben der Fortbildung für Lehrer finden sich weitere Angebote, etwa bei der Landesinitiative Kindermedienland Baden-Württemberg sowie beim Medienzentrenverbund.

Aktuelle Studien kommen nach Ansicht des Kultusministeriums übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass Medienbildung in den Schulen nicht im erforderlichen Umfang vermittelt wird. Das Ministerium sieht das als Argument für ein neues eigenständiges Schulfach. In der derzeitigen "fächerintegrativen Vermittlung" finden sich laut Kultusministerin Gabriele WarminskiLeitheußer (SPD) große Lücken.

Das sieht auch Jochen Hettinger vom Landesmedienzentrum so. "Die Förderung der Medienkompetenz in den Schulen reicht noch nicht aus", sagte er auf Anfrage. Sie werde den aktuellen Anforderungen einer durch Medien geprägten Welt nicht gerecht. Gerade die neueren Entwicklungen im Medienbereich - wie zum Beispiel soziale Netzwerke und mobile Geräte - spielen im Schulunterricht meist noch gar keine Rolle. Auch würden rechtliche Aspekte der Mediennutzung und problematische Online-Angebote zu wenig berücksichtigt. Hettinger glaubt jedoch, dass die Einführung eines Fachs "Medienkompetenz" sehr aufwendig und schwierig umzusetzen ist. Eine Alternative wäre seiner Meinung nach, "die Vorgabe zur Förderung der Medienkompetenz in den Bildungsplänen klarer, aktueller und verbindlicher zu gestalten".

Doch nicht nur die Schulen, auch Eltern sollten sich in der Pflicht sehen, ihren Kindern einen richtigen Umgang mit dem Internet zu bieten. Ulrike Karg, Mitarbeiterin des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (MPFS) in Stuttgart, empfiehlt, dass vor allem kleinere Kinder das Internet nur zusammen mit den Eltern nutzen sollten. "Man sollte das Kind langsam an das Internet heranführen", rät Karg. Mit Jugendlichen solle man offen über die Risiken und Gefahren sprechen und vereinbaren, dass nur bestimmte Seiten genutzt und Regeln eingehalten werden.