Besteht zwischen der 2001 ermordeten Peggy und dem NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt eine Verbindung? Foto: dpa

Am Fundort des Skeletts des 2001 getöteten Mädchens Peggy sind DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden worden. Das teilten bayerische Behörden am Donnerstagabend mit.

Berlin - Es sind zwei Verbrechen, die zunächst wohl niemand zusammengebracht hätte: den Mord an der neunjährigen Peggy und jene an den Opfern der rechten Terrorgruppe NSU. Doch jetzt haben Ermittler bei der Suche nach dem Mörder der Schülerin DNA-Spuren von Uwe Böhnhardt gefunden - einem Mitglied des selbst ernannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“.

Diese Überraschung im Fall Peggy folgt nur wenige Monate auf den Fund der sterblichen Überreste des Mädchens aus Oberfranken. Erst im Juli entdeckte ein Pilzsammler ihr unvollständiges Skelett in einem Waldstück in Thüringen - 15 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens.

Die Neunjährige aus Lichtenberg nahe Hof ist im Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule, aber nicht mehr zu Hause angekommen. Kurz darauf nimmt die Polizei einen geistig behinderten Mann fest, den die Ermittler als den mutmaßlichen Mörder der Schülerin präsentieren. Der Mann wird 2004 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt - zehn Jahre darauf allerdings wieder freigesprochen.

Kinersachen im NSU-Wohnmobil

Ende September suchen Ermittler noch einmal die Umgebung um den Fundort der Skelettteile von Peggy ab - geben aber zunächst keine neuen Erkenntnisse bekannt. Bis jetzt.

Im Rahmen der Spurensuche am Fundort werden derzeit zahlreiche Spurenträger untersucht, wie die Ermittler mitteilen. „Hierbei wurde jetzt DNA festgestellt, die Uwe Böhnhardt zuzuordnen ist.“ In welchem Zusammenhang diese DNA-Spur zustande kam, wo sie entstanden ist und ob sie in Verbindung mit dem Tod von Peggy steht, bedürfe weiterer umfassender Ermittlungen in alle Richtungen. Diese führten die Ermittler derzeit - und stünden dabei ganz am Anfang.

Der Rechtsextremist Böhnhardt hatte sich den Ermittlungen zufolge mit seinem Komplizen Uwe Mundlos im Sommer 2011 das Leben genommen. In München läuft seit mehr als drei Jahren der Prozess gegen Beate Zschäpe - sie ist das einzige noch lebende Mitglied des rechtsextremistischen NSU. Sie soll gemeinsam mit Böhnhardt und Mundlos laut Bundesanwaltschaft jahrelang unerkannt gemordet haben. Das Trio aus Jena tauchte demnach nach einer Razzia in seiner Bombenwerkstatt 1998 ab und gründete eine Terrorgruppe.

Mehrere Mitglieder des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses verwiesen auch darauf, dass im ausgebrannten NSU-Wohnmobil Kindersachen gefunden worden seien, deren Herkunft bis heute unklar ist.

Als im Juli die Knochen der kleinen Peggy gefunden wurden, hatte es in Lichtenberg, ihrer Heimat im Frankenwald, Hoffnung gegeben: dass der Ort zur Ruhe kommt, dass es einen Schlussstrich gibt. Mit dem Nachweis einer DNA-Spur von Uwe Böhnhardt dürfte diese Hoffnung vorerst ein Ende haben. Denn auch die Geschichte des NSU ist noch nicht zu Ende erzählt.

Nach dem Fund hat der Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler einen neuen Beweisantrag im NSU-Prozess angekündigt. Dabei sollen Einzelheiten über Kinderporno-Dateien auf einem Computer des NSU untersucht werden, sagte Daimagüler, ein Vertreter der Nebenklage, der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend. Im Brandschutt der Fluchtwohnung des NSU-Trios in Zwickau war ein Datenträger mit Kinderpornomaterial gefunden worden. Man müsse herausfinden, „wer Kenntnis hatte und wer es draufgeladen hat - Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos, Beate Zschäpe oder alle drei“.

Die Stuttgarter Nachrichten hatten bereits im vergangenen Jahr über eventuellen Kindesmissbrauch im NSU-Komplex berichtet.