Generatoren-Fertigung bei Voith Foto: StN

Beim Heidenheimer Technologiekonzern Voith knirscht es im Getriebe. Die Neuausrichtung ist in vollem Gang und kostet Millionen Euro. Dass im kommenden Jahr weitere Stellen gestrichen werden, gilt als sicher.

Heidenheim - Voith, einer der traditionsreichsten Maschinen- und Anlagenbauer Baden-Württembergs, steckt in Turbulenzen. Der Voith-Gewinn ist von 114 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2011/12 auf 41 Millionen im aktuellen Geschäftsjahr eingebrochen. Im selben Zeitraum schrumpften die Umsätze von rund 5,7 auf gut 5,3 Milliarden Euro zusammen. Zwei Jahre in Folge zeigten auch die Auftragseingänge nach unten.

Im aktuellen Geschäftsjahr (Stichtag: 30. September) sind zwar wieder mehr Aufträge in die Bücher gekommen, die Probleme aber bleiben. Besonders große Papiermaschinen – einst das Aushängeschild des Heidenheimer Familienunternehmens – verkaufen sich seit Längerem nicht mehr.

„Mit dem aktuellen Geschäftsjahr sind wir insgesamt nicht zufrieden“, sagte Voith-Chef Hubert Lienhard bei der Vorstellung der Konzernzahlen am Mittwoch in Stuttgart. Die finanzielle Ertragskraft von Voith sei aber „intakt und robust“. Dennoch: Bei Umsatz, Gewinn, Investitionen und Beschäftigten – überall steht im Vergleich zum Vorjahr ein Minus. Der mit 1,43 Milliarden Euro umsatzmäßig größte Konzernbereich – Voith Paper – hat im vergangenen Geschäftsjahr operativ gerade noch neun Millionen Euro verdient. Anderswo, etwa im Bereich Hydro (Wasserkraft) oder Turbo (Antriebe), lief es aber deutlich besser.

Der Lage Herr werden will das Unternehmen mit einem Spar- und Effizienzprogramm. Bereits im vergangenen Jahr war Voith bei den Kosten auf die Bremse getreten und hatte angekündigt 150 Millionen Euro im Jahr einzusparen.Mittlerweile gehen die Heidenheimer davon aus, dass das nicht genug ist. 250 Millionen Euro, so Lienhard am Mittwoch, wolle man nun jährlich einsparen. Dazu kommt ein Betrag von einmalig 100 Millionen Euro. Ab dem Jahr 2017 – dann feiert Voith sein 150-jähriges Bestehen – soll das die Gewinne wieder deutlich ansteigen lassen.

Besonders der Konzernbereich Paper – also das Geschäft mit Papiermaschinen – und die Verwaltung werden betroffen sein. Projektgruppen beschäftigten sich derzeit mit „Personalmaßnahmen“ in diesen Bereichen, sagte Lienhard. Zu Details wollte er sich mit Verweis auf das noch nicht vollständig ausgearbeitete Vorgehen nicht äußern. Als klar gilt aber, dass der Mitarbeiterabbau weitergehen wird. Im abgelaufenen Geschäftsjahr schrumpfte die Mitarbeiterzahl von Voith – bereinigt um Verkäufe von Unternehmensteilen – um rund 700 Beschäftigte auf aktuell rund 39 300. 111 Millionen Euro an Abfindungen ließ sich Voith den Personalabbau nach Angaben Lienhards kosten. Am Stammsitz in Heidenheim, dem neben Kunschan in China wichtigsten Standort von Voith Paper, laufen derzeit Verhandlungen über einen Standortsicherungsvertrag mit dem Betriebsrat. Rund 4000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Am Neuanlagengeschäft bei Papiermaschinen halte man aber fest. In der Konzernverwaltung – der zweite Bereich, den die Umstrukturierung maßgeblich treffen wird, arbeiten nach Lienhards Aussagen weltweit rund 5000 Mitarbeiter.

Parallel zum Personalabbau geht die Umstrukturierung weiter. „Wir werden weiterhin ertragsschwächere Bereiche restrukturieren oder aufgeben“, sagte der Voith-Chef.

Bereits verkauft hat Voith den Industriedienstleister DIW. Außerdem verabschiedete sich das Unternehmen nach nicht einmal zehn Jahren aus dem Bau von Lokomotiven. Das Hauptwerk in Kiel werde nun zu einem Servicestandort umgebaut. Dagegen stellt sich das Familienunternehmen in anderen Bereichen besser auf. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Voith mit gut 25 Prozent beim Augsburger Roboterbauer Kuka eingestiegen ist. Bisher habe Voith seine Heimat stark in der Mechanik. In Zukunft werde Software und Elektronik wichtiger, sagte Lienhard. Zukäufe seien hier möglich.

Bis die Neuausrichtung Form annimmt, wird es aber noch dauern. Angesichts eines durchwachsenen konjunkturellen Umfelds geht man für 2015 von einer „Seitwärtsbewegung“ bei den Umsätzen und den Neuaufträgen aus. Gegebenenfalls werde das Betriebsergebnis „leicht ansteigen“.