Meshparts bietet sehr präzise Simulationen für Maschinenbauer. Foto: Meshparts

Das Stuttgarter Start-up Meshparts hat eine Software entwickelt, mit der Maschinen nach einem Baukastenprinzip am Computer zusammengebaut werden können. Mit einer Förderung der Gips-Schüle-Stiftung im Rücken will das Unternehmen Prototypen entbehrlich machen.

Stuttgart - Vollkommen egal, ob es die Maschine zerlegt. Denn wieder neu zusammengebaut ist sie mit nur einem Klick. Das Stuttgarter Technologie-Start-up Meshparts will Maschinenbauern mit einer Simulationssoftware die Möglichkeit geben, beim Bau teurer Prototypen zu sparen. Die virtuellen Objekte können aus tausenden Komponenten zusammengebaut werden. Gestärkt durch eine Förderung der Stuttgarter Gips-Schüle-Stiftung in Höhe von 200 000 Euro will das junge Unternehmen jetzt den Markt erobern.

Von der Idee bis zur Firmengründung verging ungewöhnlich viel Zeit. Gründer Alexandru Dadalau beschäftigte sich mit dem Thema, Prozesse so zu optimieren, bereits während seines Mechatronik-Studiums an der Uni Stuttgart. „Die ersten kleinen Software-Werkzeuge habe ich während meiner Diplomarbeit bei einem Werkzeugmaschinenhersteller entwickelt“, sagt er. Doch bevor Dadalau den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, arbeitete er noch einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Uni, später als Projektleiter für das Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW).

Heute sitzt Dadalau in den neuen Räumlichkeiten seines 2013 gegründeten Unternehmens in Stuttgart-Wangen. 200 Quadratmeter, nur drei Arbeitsplätze. „Wir wollen bis zum Jahresende wachsen. Unser Produkt ist marktreif, jetzt bauen wir Marketing und Vertrieb auf“, sagt Dadalau. Bis Ende 2017 sollen sieben weitere Arbeitsplätze besetzt sein.

30 Prozent des Marktes sind abgedeckt

Der Pläne des Gründers sind sehr ehrgeizig. Nicht weniger als eine Standardsoftware für Maschinenbauer soll Meshparts werden. „Ein Baukastensystem wie unseres ist unter den Simulationsprogrammen einmalig“, sagt Alexandru Dadalau. Ein bisschen wie Lego für Maschinenbauer.

Die physikalischen Eigenschaften für die Standardkomponenten liefern die Zulieferer der Maschinenbauer, mit denen diese dann konstruieren können. Laut Dadalau decken die etwa 2000 aktuell in der Daten-Bibliothek hinterlegten Teile etwa 30 Prozent des Marktes ab.

Die Simulationen sind nach Angaben des Unternehmens sehr präzise. Bei statischen Simulationen weiche die Genauigkeit nur ein Prozent gegenüber Praxistests ab, sagt Dadalau. Bei Tests, die Schwingungen simulieren, sind es höchstens zehn Prozent. „Für die Optimierung von Maschinen ist das genug“, sagt Dadalau. Immerhin 20 Kunden, so viele hat Meshparts aktuell, sehen das wohl genau so. Das Start-up will Geld mit Softwarelizenzen verdienen. Los geht es ab 5000 Euro pro Jahr. „Damit ist unsere Software auch für kleine und mittelständische Unternehmen erschwinglich“, sagt Dadalau.

Hiesige Industrie nutzt viele Spezialteile

Aufgrund des hohen Grads der Spezialisierung im Maschinenbau in Süddeutschland entwickeln die ganz großen Unternehmen in der Branche viele eigene Komponenten. Aber auch wenn die Materie dadurch komplex ist, beobachtet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), dass immer mehr Unternehmen in Deutschland auf Simulationssoftware zurückgreifen. „Diejenigen, die die Technik nutzen, können zuverlässige Voraussagen über die Haltbarkeit ihrer Maschinen machen und sparen außerdem Zeit und Geld“, sagt Meinolf Gröpper vom VDMA. Das habe eine Unternehmensbefragung ergeben, die anfang des Jahres durchgeführt wurde. Außerdem habe der VDMA einen Arbeitskreis gebildet, um Unternehmen zu ermutigen, mehr Simulationstechnik zu nutzen. Denn: „Wer das nicht tut, wird auf dem Markt langfristig keine Chance haben.“