Mary Summer will bei ihrem Auftritt am Donnerstag ihren Coach Rea Garvey und die Zuschauer am Fernseher, die abstimmen können, überzeugen. Foto: SAT.1/ProSieben/Richard Hübner

Mary Summer aus dem Stuttgarter Osten hat als 12-Jährige davon geträumt, bei „Deutschland sucht den Superstar“ mitzumachen. Mehr als zehn Jahre später haben Freunde der Sängerin geraten, es doch einmal zu probieren. Jetzt hat sie es bis in die Live-Shows von „The Voice of Germany“ geschafft. Am 3. Dezember ist ihr großer Auftritt.

S-Ost - Am Donnerstagabend wird für Mary Summer ein Jugendtraum in Erfüllung gehen. Dann wird sie bei der ersten Live-Show (20.15 Uhr, ProSieben) von „The Voice of Germany“ auftreten, ein Millionenpublikum wird den Auftritt vor dem Fernseher oder im Internet verfolgen und darüber abstimmen, ob sie weiter kommt und auf Konzerttournee geht. Die 25-Jährige aus dem Stuttgarter Osten sagt: „Das ist cool. Ich wollte in die Live-Shows. Aber es ist nicht das Glück auf Erden, wie man es sich als Kind ausmalt.“

Ihre Mutter hielt nichts von Castingshows

Als Mary Summer zwölf Jahre alt war, wollte sie – wie so viele Mädchen in dem Alter damals – unbedingt zu „Deutschland sucht den Superstar“. „Aber meine Mutter hat zum Glück einen Riegel vorgeschoben“, sagt die Sängerin beim Gespräch kurz vor ihrer Abreise nach Berlin in der vergangenen Woche. Ihre Mutter habe solche Castingshows im Fernsehen nicht unterstützt und ihr auch die Gründe dafür vermittelt.

Die junge Stuttgarterin, die in einer Adoptivfamilie aufwuchs, baute „ihr eigenes Ding“ auf. Als Zweitklässlerin hatte sie in ihrem Heimatstadtbezirk Uhlbach ihren ersten Soloauftritt als Sängerin, sie gehörte zum Ensemble der Jungen Oper Stuttgart und hatte mit 18 Jahren ihre erste eigene Band. Jazz, Soul und Swing waren und sind ihre Musik. Trotzdem studierte sie nicht Gesang, sondern Sozialpädagogik mit den Schwerpunkten Psychologie und Philosophie. Heute ist sie nicht nur in unterschiedlichen Bandbesetzungen als Sängerin in Deutschland unterwegs, sondern unterstützt Ratsuchende auch als psychologische Beraterin in ihrer Privatpraxis „Re’JOYourlife“ im Stuttgarter Osten. Und sie hilft Kindern und Jugendlichen unter anderem in Kenia, Südafrika und aktuell in Kambodscha mit dem von ihr gegründeten Verein „music for life“. Dort wird ein Film- und Theaterprojekt für Kinder finanziert.

Ganz heimlich zum Vorsingen gegangen

„Ich möchte irgendwann einmal zurückblicken und sagen: Ich habe das Beste daraus gemacht“, sagt Mary Summer, deren Kinderchor in Uhlbach zurzeit wegen ihrer „The Voice“-Auftritte pausieren muss. „Castingshows sind genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich mit Musik verbinde und was ich in der Arbeit mit den Kindern vermittle.“ Trotzdem ging sie vor Monaten zum Voice-Casting in Frankfurt, ganz heimlich, ohne jemandem davon zu erzählen. „Im vergangenen Jahr sind mehrere Leute auf mich zugekommen“, erzählt sie. Erst nahm der Veranstalter des African Music Festivals in Emmendingen, Rafael Kofi Bentum, sie zur Seite „und hat fünf Minuten intensiv auf mich eingeredet, wie wichtig das für mich wäre“. Kurz danach machte der Mann ihrer Cousine bei einem Familienfest das Gleiche. Summer: „Das passiert ja auch nicht alle Tage.“

Da die Fernsehshow zunächst aus Aufzeichnungen besteht, wusste bis zur Sendung ihres ersten Auftritts im Oktober nur ein kleiner Kreis von ihrer Teilnahme. Jetzt, bei der Live-Show, sind zum ersten Mal ihre Eltern und Großeltern mit dabei in Berlin. Seit vergangenen Freitag ist Mary Summer wieder dort, wo sie sich mit ihrem Coach Rea Garvey auf ihren Auftritt vorbereitet. Der hatte sie sozusagen vom Team Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier übernommen, in einem Moment, als sie schon praktisch ausgeschieden war. „Das hat mich völlig aus der Fassung gebracht“, erzählt sie, die versucht, mit Hilfe einer Fassade durch das fremde Umfeld bei den Aufzeichnungen und Vorbereitungen mit Fernsehkameras überall zu kommen. „In solchen emotionalen Momenten reißt die Fassade ein“ – ihre Tränen waren bundesweit zu sehen.

Anstrengend, aber auch mit positiven Seiten

„Ich muss sagen, dass es wirklich schwierig ist“, sagt die 25-Jährige. Aber man dürfe auch die positive Seite nicht vergessen, für sie selbst als Sängerin und vor allem auch nicht für ihre sozialen Projekte, für die sie jetzt schon viele Kontakte knüpfen konnte. Am Tag ihres Live-Auftritts am Donnerstag erscheint auch ihre erste Single, „Queen of the Night“. Am Abend will sie dann nicht nur ihren Coach Rea, sondern auch die Fernsehzuschauer überzeugen. Und egal wie es ausgeht, eine Erkenntnis nimmt sie auf jeden Fall mit: „Dass das Hoffen darauf, dass etwas möglicherweise eintritt, der schönere Teil ist, als wenn es tatsächlich Realität wird.“