Martin Sonneborn ist für Die Partei ins Europaparlament eingezogen Foto: EPA

600 Zuhörer drängten sich am Dienstagabend im Hörsaal der Uni in Vaihingen, um Sonneborns bissigen Berichten aus Brüssel und Berlin zu lauschen, noch einmal 150 saßen im Saal nebenan und erlebten eine Live-Übertragung der Veranstaltung.

Stuttgart - Wie er wohl aussieht, der Chefsatiriker Deutschlands, ein Titel, den die Süddeutsche Zeitung Martin Sonneborn einst gegeben hat und den er seitdem trägt. Lässig steht er da. In Jeans, schwarzem Hemd und schwarzem Wollmantel. Am Dienstagabend steht er an die Wand des Hörsaals der Uni Vaihingen gelehnt und führt noch schnell einige Telefonate, während die 600 neugierigen Kartenbesitzer in den Saal strömen, um die besten Sitzplätze zu ergattern. Wer ihn erkennt, bleibt kurz verdutzt stehen, dann werden begeistert Hände geschüttelt, Fotos gemacht. Seine Fans machen ihn zum Star.

Sonneborn, der Ex-Chefredakteur des Satire-Magazins Titanic, hat nicht nur eine eigene Partei, „die Partei“, für die er im Mai dieses Jahres sogar ins Europaparlament eingezogen ist - in Stuttgart sprengt er auch die Hallen. Lange war der Kulturverein Merlin auf der Suche nach einem Ort für die Veranstaltung mit Sonneborn, der Andrang war einfach riesig, die zunächst gebuchten Wagenhallen schlicht zu klein. Der Verein fand letztendlich den Hörsaal der Universität Vaihingen. Und dort passt Sonneborn auch genau hinein: Nicht nur, dass der bierernste Politsaboteur unter Studenten sein größtes Publikum besitzt - er hat auch einen Titel, und mit ihm möchte er angeredet werden: Wer eine Frage stellen möchte, hat diese mit „Herr Magister, bitte!“ einzuleiten.

Die Besucher stört das nicht, ganz im Gegenteil. Die 600 Zuhörer drängen sich im Hörsaal, um Sonneborns bissigen Berichten aus Brüssel und Berlin zu lauschen, noch einmal 150 saßen im Saal nebenan und erlebten eine Live-Übertragung der Veranstaltung. Bis 23 Uhr, rund drei Stunden dauert die Politsatire. Eine Mischung aus Wahlkampf-Berichten seiner Partei der vergangenen zehn Jahre und einem Best-of von Sonneborns Beiträgen für die ZDF heute-show. Gewiss wurde an solchem Ort selten so viel gelacht.

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