Interview von Markus Babbel mit den Stuttgarter Nachrichten sorgt in Berlin für Entrüstung.

Berlin - Oh Schreck. Die Berlin-Schelte von Hertha-Trainer Markus Babbel, im Exklusiv-Interview mit unserer Zeitung, hat in der Hauptstadt für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Babbel attestierte den Hauptstädtern einen Hang zum Größenwahn. Der Berliner sei laut, rede viel, aber getan werde erst mal wenig. Die lokale Presse heulte gestern kollektiv auf.

Der Berliner und laut? Nicht doch. In aller Zurückhaltung und flüsternder Schüchternheit, wie sie nur den Bewohnern der Spree-Ufer zu Gebote stehen, deutete die "B.Z." zaghaften Widerspruch an: "Halt den Sabbel, Babbel!", säuselte das Blatt flächendeckend auf der ersten Seite. Über den vier Zentimeter hohen Buchstaben ist der Kopf Babbels zu sehen - ein Reißverschluss über dem Mund. "Wer nichts Nettes zu sagen hat, soll schweigen", hieß es zur Erklärung. In eigener Sache gilt das freilich nicht. Oder vielleicht mag im kodderschnauzigen Berlin folgender Satz im Vorbericht zur Partie am Freitag gegen den VfB als Ausdruck von Sympathie durchgehen: "Na wunderbar, vielleicht setzt sich Babbel heute gleich auf die Trainerbank der Gäste?"

Der "Berliner Kurier", auch ein ausgewiesenes Fachblatt für Anstand und Seriosität, informierte seine Leser auf der Titelseite: "Babbel beleidigt Berliner". Eine "seltsame Berlin-Phobie" wurde ihm im Sportteil bescheinigt. Dabei sei es ein offenes Geheimnis, "dass der Ex-Spieler und -Trainer des VfB Stuttgart seinen Lebensmittelpunkt weiter in München hat". Aber der Berliner ist letztlich doch ein Gönner. Jeder habe das "Recht auf freie Meinungsäußerung", schrieb der "Kurier" - um gleich mal so richtig davon Gebrauch zu machen: "So halten echte Berliner neu in die Stadt kommende Schwaben und Bayern für arrogant, überheblich und besserwisserisch."

Bei so viel Gegenwind ist es gut, wenn man Freunde hat. Die "Bild" hat immer Trost parat, und man sieht förmlich die Pranke des Autors mitfühlend auf Babbels Schulter donnern, wenn er sagt und schreibt: "Mensch Markus, wat haste dir bloß dabei jedacht?" Dann aber hat sich das Blatt "jedacht", die Tonart zu wechseln. Getan werde wenig in der Hauptstadt? Na, aber hallo! "Vielleicht sollte er mal seine Hotel-Suite verlassen und sich ein bisschen in Berlin umgucken, wie kräftig hier die Menschen anpacken können." Babbel hat sich Ärger eingebrockt. Der Berliner tue wenig? Stimmt, findet die "Morgenpost": "Berlin hat seit 17 Bundesliga-Heimspielen keinen Sieg mehr gelandet." Babbel muss liefern.